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1626 - Die Nymphe

1626 - Die Nymphe

Titel: 1626 - Die Nymphe
Autoren: Jason Dark
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Ziel zu sehen, obwohl wir noch ein Stück davon entfernt waren.
    Ich sah nicht nur das Wasser mit dem Dunst darüber, sondern auch die Hütte am Ufer. Als wir wenig später neben ihr anhielten, stellte sich heraus, dass es sich dabei um ein altes Bootshaus handelte, das nicht unbedingt stabil aussah und dessen Bretter eine knochenbleiche Färbung angenommen hatten. Zwei auf dem Boden liegende Schienen aus Holz führten in leichtem Gefälle auf den hinteren Eingang zu, dessen Tür etwas schief in den Angeln hing.
    Hinter dem Haus stoppte ich, und wir stiegen aus. Von dieser Stelle aus wäre der See gut zu überblicken gewesen, wenn es nicht den Dunst gegeben hätte. Er nahm uns zwar nicht die gesamte Sicht, sorgte aber für eine sehr verschwommene Umgebung. Dass das Wasser ruhig vor uns lag, das bekamen wir mit, aber die Felswand und die Grotten Öffnung darin waren nicht zu sehen.
    Nur ein breiter Schatten hob sich schwach ab.
    Judy war mein Blick aufgefallen. Sie sagte mit leiser Stimme: »Dort hinten liegt die Grotte.«
    Ich schaute sie an und nickte. »Dann werde ich mich mal auf den Weg machen. Der Autoschlüssel steckt. Du kannst in den Wagen steigen und fahren.«
    »Bitte, nein, ich möchte erst noch mit ins Bootshaus gehen.«
    »Wie du willst.«
    Es waren drei Schritte bis zur Hintertür. Da sie etwas schief in den Angeln hing, war sie nicht leicht zu öffnen. Ich musste schon heftig zerren, um sie aufziehen zu können.
    Vor mir lag ein Boden, der aus dicken Planken bestand, die im Laufe der Zeit Moos angesetzt hatten. Zur Vorderseite hin gab es keine Tür. Ich schaute direkt auf das Wasser und sah auch das Schlauchboot, das darauf dümpelte und durch eine Leine mit einem Pfahl verbunden war.
    Ich drehte mich zu Judy um und wollte mich von ihr verabschieden.
    »So, dann ist alles klar für mich. Du kannst wieder fahren.«
    »Nein, John.«
    Die Antwort überraschte mich. »Hast du es dir anders überlegt?«
    »Ja. Ich will mit dabei sein!«
    Der feste Klang in ihrer Stimme war nicht zu überhören gewesen. Sie war offenbar so fest entschlossen, dass ich erst gar nicht versuchte, sie davon abzuhalten, und ich fragte nur: »Hast du dir das auch gut überlegt?«
    »Das habe ich. Ich habe das Gefühl, noch etwas schuldig zu sein.« Nach diesen Worten wandte sie sich ab und hob zwei Stechpaddel auf, die in der Nähe lagen. »Die sollte man immer dabei haben, wenn mal der Motor ausfällt.«
    »Gut. Weißt du denn, wann das Boot zum letzten Mal benutzt wurde?«
    »Nein. Ich kann nur hoffen, dass noch genügend Benzin im Tank ist.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Es war alles gesagt worden. Ich stieg zuerst ein und musste mit dem Schaukeln zurechtkommen, was kein Problem war. Judy reichte mir die beiden Paddel, dann half ich ihr ins Boot. Sie bewegte sich sehr geschickt. So etwas machte sie sicher nicht zum ersten Mal. Dann löste sie das Tau, während ich mich um den Motor kümmerte. Ich musste an einem Band ziehen, um ihn zum Laufen zu bringen.
    Es war nicht so leicht. Zunächst hörten wir nur ein Stottern, aber nach dem vierten Versuch lief der Motor rund. Ich ließ mich auf der schmalen Holzbank am Heck nieder und regulierte die Geschwindigkeit. Langsam tuckerten wir vor und hinein in den Dunst.
    Ich hatte nicht vor, schnell zu fahren. Auch wenn die Sicht nicht klar war, wollte ich die Umgebung schon im Auge behalten. Ebenso wie Judy May, denn sie schaute über den wulstigen Bordrand hinweg und konzentrierte sich auf die Wasseroberfläche. Ich konnte mir denken, wonach sie Ausschau hielt. Sie hatte mir von den Schlangenfischen berichtet. Jetzt wollte sie herausfinden, ob es sie auch hier gab.
    »Reicht das Tempo?«, fragte ich.
    »Das ist gut.«
    »Und wir sind auf dem richtigen Weg?«
    »Auch das. Immer geradeaus; dann fahren wir direkt in die Höhle hinein.«
    »Okay.«
    Bis auf das Tuckern des Motors war es auf dem Wasser still. Es war auch keine andere Bewegung im Dunst zu erkennen, und ich dachte daran, dass es so bleiben konnte. Dann war ich zufrieden.
    Plötzlich hob Judy den rechten Arm.
    »Was ist los?«
    »Anhalten, bitte.«
    Ich fragte nicht nach den Gründen und stellte den Motor ab. Wir glitten noch ein paar Meter weiter.
    Judy drehte mir weiterhin den Rücken zu. Sie schaute nach rechts über den Wulst hinweg auf das Wasser.
    »Siehst du dort was?«
    »Ich glaube ja.«
    Meine Neugierde war nicht gestillt. »Und was siehst du?«
    »Ich kann es nicht genau sagen. Ich meine nur, dass sich unter der
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