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1573 - Grauen im Geisterschloss

1573 - Grauen im Geisterschloss

Titel: 1573 - Grauen im Geisterschloss
Autoren: Jason Dark
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das Grün der Landschaft durchschnitten. Vögel zogen hoch über unseren Köpfen ihre Bahnen. Hin und wieder stieß einer davon pfeilschnell nach unten, um sich die Beute zu holen, die er aus großer Höhe entdeckt hatte.
    Das alles sah nach Urlaub aus. Nach einer Landschaft, die noch intakt war.
    Jenny Holland hatte die gleichen Gedanken verfolgt wie ich.
    »Ich kann mir nur unschwer vorstellen, dass mein Vater in dieser idyllischen Landschaft so grausam umgekommen ist. Das will einfach nicht in meinen Kopf.«
    »Stimmt schon, Jenny. Aber noch weiß niemand, was sich dahinter verbirgt. Das kann plötzlich ganz anders sein.«
    »Sie sagen es, John. Alles kann anders sein. Alles ist anders. Man hat nicht mal sein Auto gefunden, hörte ich. Es war ein Pickup. Er brauchte immer eine große Ladefläche für seine Gerätschaften, denn oftmals grub er etwas aus oder nahm Bodenproben.«
    Vor uns tauchte eine lange Rechtskurve auf. Die schmale Straße führte zudem leicht bergan, sodass wir wenig später auf einem flachen Hügelrücken landeten, von dem aus wir einen wunderbaren Blick in das Gelände hatten. In Schlangenlinien führte die Straße hinab und war gut zu verfolgen.
    Wir stoppten.
    Jenny Holland deutete nach vorn. »Sehen Sie dahinten das kleine Städtchen?«
    »Ja, das ist bestimmt Balerno.«
    »Denke ich auch.« Sie lachte auf. »Und jetzt müssen wir nur noch ein Schloss finden, das es gar nicht gibt. Dann ist alles in Ordnung, und wir haben unsere Ruhe.«
    »Wenn das mal so einfach wäre.«
    »Leider haben Sie recht.« Jenny startete den Jeep wieder.
    Ich dachte an das Schloss, das ich für mich nur noch Geisterschloss nannte. Es hielt sich irgendwo verborgen. Es wartete darauf, dass etwas geschah und vielleicht jemand eine magische Zone betrat, sodass es einen Grund hatte, wieder zu erscheinen.
    Bisher war ich recht entspannt gewesen, was sich plötzlich änderte. Eine innere Unruhe hatte mich erfasst, und ich saß auch nicht mehr so locker auf dem Sitz.
    Das fiel auch Jenny Holland auf. »Haben Sie irgendwelche Probleme, John?«
    »Nicht direkt.«
    »Aber?«
    »Sagen wir mal so: Ich habe plötzlich ein etwas ungutes Gefühl.«
    »Seit wann?«
    Ich hob die Schultern. »Seit Kurzem erst. Aber fahren Sie ruhig weiter.«
    »Klar, was sonst.«
    Es war von Vorteil, dass wir hier nicht schnell fahren konnten. Zu viele Kurven gab es, die manchmal enger waren, als es aus der Distanz aussah. Schlaglöcher und Spalten im Boden waren ebenfalls vorhanden.
    Hier hatte die Witterung die Erde aufgerissen, und es gab niemanden, der sich um Straßen wie diese kümmerte.
    Was ich vermisste, waren die Schafherden, die für Schottland so typisch waren. Aber sie konnten nicht überall sein, und auch eine leere Landschaft hatte ihren Reiz, ebenso wie der verwitterte Wegweiser aus Holz, der wie eine einsame Vogelscheuche an der linken Straßenseite stand und auf dem soeben noch der Name Balerno zu lesen war.
    »Da sind wir ja richtig«, sagte Jenny.
    »Das waren wir doch immer.«
    »Ja, wir sind schon gut. Das ideale Touristenpaar.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dabei weiß ich nicht mal, ob es in Balerno eine Möglichkeit gibt, zu übernachten.«
    »Bed and breakfast bestimmt.«
    »Das ist möglich.«
    Die schmale Straße führte wieder leicht bergab. Rechts von uns, aber ein Stück weit entfernt, standen Bäume dicht an dicht und bildeten einen kleinen Wald.
    Es sah alles sehr idyllisch und romantisch aus, und man konnte beim Anblick der Landschaft den Alltag vergessen.
    Bis auf eine Kleinigkeit, und die bekam ich zu spüren, denn plötzlich spürte ich das Brennen auf meiner Brust.
    »Anhalten!«
    »Bitte?«
    »Halten Sie an! Sofort!« Jenny Holland stellte zum Glück keine weiteren Fragen mehr und trat auf die Bremse. Die Reifen griffen, und einen Moment später standen wir tatsächlich.
    Die Agentin drehte den Kopf nach links, um mir ins Gesicht zu schauen.
    »Was ist jetzt?«
    »Etwas ist nicht in Ordnung.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wieso? Ich sehe nichts.«
    »Das stimmt, aber wir sind in ein Gebiet hinein gefahren, das…« Ich hob die Schultern. »Sagen wir so: in dem etwas nicht stimmt.«
    »Und das wissen Sie?«
    »Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
    »Und woher?«
    Ich deutete auf meine Brust. »Sie können es nicht sehen, aber dort befindet sich mein Warnsignal.«
    »Ach, das Kreuz?«
    »Sie kennen sich aus.«
    »Es gehört zu meinem Job, mich vorher über bestimmte Dinge zu informieren, die wichtig für mich
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