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1573 - Blick in die Zeit

Titel: 1573 - Blick in die Zeit
Autoren: Unbekannt
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sagen, aber er wußte nicht, wie er es anfangen sollte.
    Die Enttäuschung, die Mirona Thetin ihm bereitet hatte, machte ihm sehr zu schaffen. Er hatte Angst davor, daß Ermigoa ähnlich reagieren könnte, sobald er sie in sein Geheimnis einweihte. Gleichzeitig hoffte er immer noch, daß Mirona zu einer vernünftigeren Einstellung zurückfinden würde, sobald sie erst einmal Zeit und Gelegenheit hatte, über ihr letztes Gespräch mit Nermo Dhelim nachzudenken.
    Ermigoa erwähnte die Mißstimmigkeiten vom letztenmal mit keinem Wort. Sie schien eingesehen zu haben, daß sie kein Recht hatte, sich in das Leben ihres Vaters einzumischen. Außerdem mochte der Aktivator sie von ihrer Eifersucht abgelenkt haben. „Du hörst mir gar nicht zu", stellte sie fest. „Entschuldige", murmelte Nermo Dhelim. „Ich war mit meinen Gedanken bei einem sehr schwierigen Problem. Es hat etwas mit diesem ... Schmuckstück zu tun, das du gerade erwähntest."
    „Ein Zauberding", sagte Ermigoa. „Ich könnte fast anfangen, an Magie zu glauben."
    „Du spürst also bereits eine Wirkung?"
    „Oh, ja! Ich habe mich noch nie zuvor so frisch und stark gefühlt."
    „Das kommt daher, daß du auch nie zuvor so frisch und stark warst", sagte Nermo Dhelim nüchtern. „Erinnerst du dich an die seltsame Legende, von der ich dir erzählt habe?"
    Ermigoa sah ihn lächelnd an. „Du hast mir sehr viele seltsame Legenden erzählt", bemerkte sie amüsiert. „Man könnte mit Fug und Recht behaupten, daß ich mit derartigen Geschichten aufgewachsen bin. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, daß in einer dieser Legenden von derartigen Anhängern die Rede war."
    „Ich meine die Legende vom Planeten des ewigen Lebens", sagte Nermo Dhelim langsam. „Von der mächtigen Entität, die über ganze Galaxien herrscht. Erinnerst du dich nicht an die Geschichte von den Wesen, die länger als ihre Sonne leben?"
    Er beobachtete seine Tochter ängstlich und wartete auf etwas, von dem er gleichzeitig hoffte, daß es niemals geschehen würde.
    Ermigoa war eine überaus intelligente junge Lemurerin. Sie brauchte nur eine knappe Sekunde, um die Wahrheit zu erkennen.
    Hastig hob sie die Hände. Sie umklammerte den Gegenstand, von dem sie bisher gedacht hatte, daß er nur ein sonderbares Schmuckstück sei. „Die Unsterblichkeit?" fragte sie leise. Sie wirkte erschrocken. „Ja."
    „Warum hast du mir das nicht gesagt?"
    „Ich wollte Diskussionen vermeiden", erwiderte er. „Aus welchem Grund?"
    Sie war wie benommen. Das wunderte Nermo Dhelim nicht. Ihre Reaktion schien ihm völlig normal. „Du hättest dieses Geschenk möglicherweise abgelehnt", sagte er langsam. „Und das wollte ich nicht."
    „Wer würde schon ein solches Geschenk ablehnen?"
    Er schwieg. Er hielt es für besser, ihr ein wenig Zeit zu lassen. „Es ist ein Haken dabei", stellte sie schließlich fest. „Die Unsterblichkeit ist ein allzu kostbares Geschenk. Wie viele Anhänger dieser Art hast du gefunden?"
    „Vierzehn."
    „Einen hast du. Den zweiten hast du mir gegeben. Wer soll die anderen erhalten?"
    „Das habe ich noch nicht entschieden."
    „Es müssen ganz besondere Lemurer sein, denen du sie gibst. Weise müssen sie sein, gütig und friedfertig. Es wird nicht schwierig sein, geeignete Kandidaten zu finden, aber ich fürchte, viele von ihnen werden sich verändern, wenn sie diesen Anhänger erst einmal besitzen und seine Wirkung spüren."
    „Eben, das ist das Problem", erklärte Nermo Dhelim. „Ich kann mir keine Experimente erlauben, denn wenn sich diese wunderbaren kleinen Geräte erst einmal auf jemanden eingestellt haben, darf man sie nicht wieder ablegen. Tut man es trotzdem, zerfällt der Träger zu Staub, und der Aktivator vernichtet sich."
    „Ist die Frist bei mir schon überschritten?" fragte Ermigoa hastig. „Ja", erwiderte er.
    Seine Tochter starrte ihn entsetzt an. „Das hättest du nicht tun sollen", sagte sie schließlich. „Du hättest mir dieses Gerät nicht, einfach umhängen dürfen! Ich habe die Unsterblichkeit nicht verdient."
    „Niemand verdient sich die Unsterblichkeit." erwiderte Nermo Dhelim heftig.
    Es war ihm ernst damit.
    Er war sich längst nicht mehr sicher, daß die Zellaktivatoren wirklich ein so großartiges Geschenk darstellten, wie es ihm im ersten Augenblick hatte scheinen wollen. Im Gegenteil: Bisher hatten ihm diese Geräte nichts als Kummer und Sorgen bereitet. „Wenn sie erst einmal verteilt sind, wird es einfacher sein", sagte er aus diesem
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