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1563 - Blut-Geschwister

1563 - Blut-Geschwister

Titel: 1563 - Blut-Geschwister
Autoren: Jason Dark
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aus.«
    »Aber - aber.« Amanda holte tief Luft. »So etwas ist doch völlig unnormal. Das verstehe ich nicht. Kannst du mir das erklären?«
    Walter Quirin konnte es nicht. Außerdem hatte ihn die Szene dort unten ziemlich verwirrt. Sie war real, nur fühlte er sich im falschen Film und hielt erst mal den Mund.
    Aber trotz allem kam ihm diese Haltung nicht so fremd vor. Er glaubte, sie schon mal gesehen zu haben. Zwar nicht in der Wirklichkeit, aber er war mal ins Kino gegangen, wo ausschließlich Gruselstreifen liefen, und an diese Vampirfilme erinnerte er sich in diesem Moment. Da hatte der Blutsauger seine weiblichen Opfer in einer klassischen Manier gepackt. Nur war es hier umgekehrt. Hier war der Mann das Opfer.
    Hier lief kein Film ab. Vampire gab es in der Wirklichkeit nicht. Aber was er dort unten sah, ließ ihn daran zweifeln.
    »Warum sagst du nichts, Walter?«
    »Es hat mir einfach die Sprache verschlagen. Das kommt mir alles so verrückt vor.«
    Amanda nickte nur. Sie hatte beide Hände in den Stoff ihres Nachthemds oberhalb der Brust verkrampf. Aus ihrem halb geöffneten Mund drangen heftige Atemstöße.
    Der Pfleger unten zuckte. Er berührte mit seinen Beinen den Boden und trommelte hektisch mit den Hacken. Es kam Walter vor wie die letzten Zuckungen eines Menschen, bevor sein Lebenslicht erlosch.
    »Siehst du das auch, Amanda?«
    »Klar. Das ist verrückt und schaurig. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Jedenfalls ist das nicht normal. Ich glaube, wir erleben hier etwas, was es eigentlich nicht geben darf.«
    »Weiß nicht…«
    Amanda und Walter schauten wieder zu und sahen, dass sich die Szene unter der Laterne veränderte. Die Frau hatte genug geküsst. Sie hob den Kopf, richtete sich auch wieder auf, und sie hätte den Pfleger jetzt loslassen müssen, was sie nicht tat.
    Hätte sie es getan, er wäre zusammengesackt und zu Boden gefallen. So aber blieb er auf den Beinen, als sie ihn festhielt.
    Sie standen sich gegenüber. Noch immer wurde Boris gehalten, während sich die Blonde umschaute. Ihr Blick blieb nicht nur gegen den Boden gerichtet, die schaute auch in die Höhe und an der Hauswand hoch, wo die Fenster zur Wohnung der Quirins lagen.
    Beide waren zu sehr von den Ereignissen gefangen, sodass sie nicht zurückwichen.
    Sie sahen das Gesicht im Licht der Laterne und erkannten auch, dass es um den Mund der Frau herum dunkler war, aus welchen Gründen auch immer. Sie sprachen nicht darüber, aber niemand lachte über den anderen, weil er zitterte.
    Sekunden dehnten sich bei ihnen zu Minuten. Ein dumpfes Gefühl breitete sich in ihnen aus, und auf ihren Gesichtern lag ein dünner Schweißfilm.
    Ob diese Frau mit den blonden Haaren sie gesehen hatte, konnten sie nicht mit Bestimmtheit sagen, jedenfalls änderte sich unten etwas. Das konnten sie ebenfalls nicht fassen, wobei sich Walter wieder in einen Film versetzt fühlte.
    Die Frau kippte den Mann, der ebenfalls dunkel gekleidet war, zur Seite. Er fiel auf ihren ausgestreckten Arm und blieb dort in einer schrägen Haltung liegen. Dann wurde der Mann mit einem Ruck angehoben, und die Frau warf seinen Körper über ihre linke Schulter.
    »Das ist wie im Film!«, hauchte Walter.
    »Was hast du gesagt?«
    »Schon gut, vergiss es.«
    Die Frau überquerte die Straße. Aber die Szene war noch nicht vorbei. Es ging weiter, denn auf der anderen Seite erschien eine zweite dunkle Gestalt, die dort in Deckung des dunklen Buschwerks gelauert haben musste. Es war ein Mann, und der nahm der Frau die Last ab.
    Wenig später waren sie nicht mehr zu sehen, da hatte die Dunkelheit der Nacht sie verschluckt…
    ***
    Die Quirins blieben noch eine Weile lang am Fenster stehen und hatten beide eine Gänsehaut bekommen, die bestimmt nicht von der Kälte stammte, die durch die schräge Fensteröffnung drang. Es war das Erlebnis, das ihnen den kalten Schauer auf den Körper getrieben hatte, sodass sie erst mal sprachlos waren.
    »Jetzt brauche ich einen Schluck«, sagte Walter.
    »Wasser?«
    »Nein, einen Schnaps.«
    »Ich trinke auch einen.«
    Walter verließ das Zimmer. Seine Frau blieb noch für einen Moment am Fenster stehen. Sie schaute nach draußen, weil sie sicher sein wollte, dass dieses Paar verschwunden war und es auch blieb.
    Sie fand ihren Mann in der Küche, wo er das Licht eingeschaltet hatte.
    Auf dem Tisch stand die Flasche Kirschwasser. Zwei kleine Gläser hatte er schon damit gefüllt. Als Amanda nach ihrem Glas griff, sah sie, dass ihre
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