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1491 - Im Schloss der Hexen

1491 - Im Schloss der Hexen

Titel: 1491 - Im Schloss der Hexen
Autoren: Jason Dark
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einfach war. Er war es gewohnt, möglichst ohne Emotionen an die grausamen Mordfälle heranzugehen und hatte in seiner Praxis viel erlebt und sich eine entsprechende Menschenkenntnis angeeignet. Viele Täter hatten ihm etwas vorspielen wollen, und ihm war es dabei stets gelungen, ihnen die Maske vom Gesicht zu reißen.
    In diesem Fall hatte alles so eindeutig ausgesehen. Aber gerade solche Eindeutigkeit hatte sich oft genug als Trugschluss herausgestellt, und das schien auch hier der Fall zu sein, denn er glaubte nicht, dass David Morton seine Frau so viehisch umgebracht hatte.
    Der Mann war fertig und wurde von einer wahnsinnigen Angst gequält, was seine Tochter anging.
    Um sie ging es.
    Und um die Hexe!
    Tanner gehörte zu den Menschen, die mit beiden Beinen im Leben standen oder stehen mussten. Aber er war auch bereit, sich zu öffnen und Grenzen zu überschreiten. So hatte er oft genug erlebt, dass es Fälle gab, die jenseits der normalen Regeln abliefen. Dass plötzlich andere Mächte ins Spiel kamen, zu denen auch Hexen gehörten.
    Echte Hexen und keine Märchenwesen. Wenn sich dieser David Morton so stark darauf konzentrierte, dann hatte er auch seine Gründe, und Tanner dachte jetzt daran, andere Fragen zu stellen, die sich um die Tochter drehten, denn er wollte nicht noch vor einer zweiten Leiche stehen.
    »Können wir noch mal reden?«
    Morton hob den Kopf an. Er bat um ein Taschentuch, das Tanner ihm reichte. Er hatte keine Probleme, sich mit den gefesselten Händen das Gesicht abzuwischen.
    »Können Sie sich vorstellen, Mr. Morton, wo sich Ihre Tochter jetzt aufhält?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber Sie haben doch eine Vorstellung.«
    Der Mann schloss die Augen. Er zog die Nase hoch. Er schüttelte dabei den Kopf, und seine Lippen verzogen sich zu einem zuckenden Lächeln. »Sie wollte zur Hexe…«
    »Ja, das sagten Sie schon.«
    »Dann hat die Hexe sie geholt, nachdem sie meine Frau getötet hat.«
    »Hm.« Tanner runzelte die Stirn. »Wenn das stimmen würde, dann hätte diese Radmilla ja in Ihre Wohnung gehen müssen. Oder liege ich mit meiner Vermutung falsch?«
    »Nein, das liegen Sie nicht.«
    »Gut. War sie in der Wohnung?«
    »Kann sein. Aber nicht mit meiner Tochter. Man hat Evi gesagt, dass Hexen zaubern können. Sie hat sich bestimmt in die Wohnung gezaubert und Linda umgebracht.«
    »Und Evi? Wo steckte sie?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe gehört, dass Hexen Kinder töten und sie dann essen…«
    »Nun ja, lassen wir das mal aus dem Spiel.«
    »Aber ich muss immer daran denken, solange ich Evi nicht vor mir sehen. Das ist doch alles – ich weiß auch nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe nur eine schreckliche Angst um mein Kind.«
    »Das glaube ich Ihnen.« Tanner nickte. »Ich muss Sie noch etwas fragen, Mr. Morton.«
    »Bitte.«
    »Wo befindet sich dieser Märchenmarkt? Er ist doch sicherlich hier in London.«
    »Ja. Notting Hill. Portobello Road. Da haben sie den Märchenmarkt aufgebaut.«
    »Das ist eine gute Information.«
    »Linda und Evi waren ja da. Linda kennt sich gut aus. Sie hat vor unserer Hochzeit mal dort in einer Wohngemeinschaft gelebt. Es war für sie eine tolle Zeit gewesen. Viel Freiheit und so. Multikulti funktionierte damals noch. Sie haben ihren Spaß gehabt und die unmöglichsten Klamotten verkauft. Linda liebt dieses Viertel auch jetzt noch.«
    »Kann ich verstehen. Aber jetzt sind dort die Märchenszenen aufgebaut – oder?«
    »Ja, nicht nur die bekannten. Auch andere aus Übersee. Die Leute haben großen Spaß. Sie lieben das. Auch die Erwachsenen.«
    »Und dort findet man auch die Hexe Radmilla?«
    Morton nickte.
    »Waren Sie auch bei ihr?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe mir das alles nur erzählen lassen. Sie soll sich in einem Hexenhaus verstecken. Dann lockt sie die Kinder und auch die Erwachsenen hinein und zeigt ihnen ihre Zauberkunststücke. Es soll sehr dunkel im Haus sein, und die Bude nennt man das Schloss der Hexen. Aber ein großes Schloss ist es nicht.«
    »Ja, ja, das denke ich mir.« Tanner schaute auf die Uhr. »Wissen Sie, wie lange der Markt geöffnet hat?«
    »Fast bis in die Nacht.«
    »Okay, es ist zwar schon dunkel, aber wir haben erst Abend. Das müsste zu schaffen sein.«
    »Was haben Sie denn vor, Sir?«
    »Ihre Tochter suchen«, sagte er Chiefinspektor mit leiser Stimme.
    »Und einer Hexe die Hand geben, aber dabei werde ich nicht allein sein. Dazu hole ich mir zwei Freunde…«
    ***
    Montage haben es manchmal
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