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1463 - Geburt eines Cantaro

Titel: 1463 - Geburt eines Cantaro
Autoren: Unbekannt
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Programmschema, das nur gelegentlich modifiziert zu werden brauchte. Ihnen oblag die Betreuung der aus den Retorten gezogenen Cantaro, sie kümmerten sich um die Einpflanzung der verschiedenen Module, die Präparierung des genetischen Materials und die Aufzucht der heranwachsenden Cantaro. Nach spätestens 20 Monaten waren die Klone ausgereift und konnten ins Leben entlassen werden.
    In der Klonfabrik für Generalfähnriche war der Ablauf im Prinzip der gleiche. Nur daß hier die Roboter bloße Assistentenfunktion hatten. Weil es sich um die Erschaffung ganz besonderer Cantaro handelte, standen zur Aufzucht die besten cantarischen Genetiker zur Verfügung.
    Es war eigentlich selbstverständlich, daß man sich beim Klonen der Elite der Cantaro auch nur auf die eigene Elite verließ.
    Die Generalfähnrichsfabrik stand auf einem abgesperrten Areal, in einem von bewaldeten Hügeln umgebenen Talkessel, unmittelbar südlich des Raumhafens. Sie war kleiner als die anderen Brutanlagen. In diesem abgegrenzten Sektor lagen auch die beiden Gebäude, in denen die cantarischen Schulungsleiter untergebracht waren, das Haus für die Zöglinge, drei Schulungsgebäude und ein separates Haus für den Nakken Ayshupon. Es war keineswegs alltäglich, daß ein Nakk den Posten eines Obersten Schulungsleiters innehatte. Aber Ayshupon genoß eine Sonderstellung. Er besaß auf Sampson fast unumschränkte Macht.
    Im November begann die Regenzeit und dauerte drei Monate. Dies äußerte sich darin, daß die zweite Tageshälfte von heftigen Gewittern eingeleitet wurde, die bis zu drei Stunden andauerten.
    Mitte Dezember hatte die Regenperiode ihren Höhepunkt erreicht; ihr Ende würde Shoudar jedoch nicht mehr erleben, denn dann war er bereits ausgebildeter General des cantarischen Führungsstabs. In drei Wochen war es soweit, dann bekam Shoudar sein eigenes Schiff, mit dem er Sampson für immer verlassen würde.
    Zuerst wollte er aber noch Yttalar abschießen. Diese Empfehlung wollte er als General mitbringen.
    Shoudar verstand nicht, daß sie sich an den galaktischen Kalender halten mußten. Warum hatten die Cantaro, die mächtigste Volksgruppe in der Galaxis, nicht ihren eigenen Kalender? Es war Shoudar unverständlich, daß sie die Tage nach der Rotation des Planeten Erde zählten und die Jahre nach dessen Umlaufzeit um seine Sonne -und nicht etwa nach den Gegebenheiten von Sampson.
    Nicht einmal Ayshupon hatte ihm auf seine diesbezügliche Frage eine befriedigende Antwort geben können, aber mit seiner Antwort hatte der Oberste Schulungsleiter wenigstens zu verstehen gegeben, daß auch er das Kalendermaß als kurios betrachtete.
    Wie auch immer, da die Cantaro den terranischen Kalender übernommen hatten, schrieb man an Shoudars 520.
    Geburtstag den 27. September. Und das war genau der Tag, da er zum erstenmal von den verrückten Funksprüchen hörte, die auf Sampson empfangen wurden.
    Schulungsleiter Guulmar, einer von sechs cantarischen Lehrern, gab ihnen gerade Unterricht in theoretischer Kampfstrategie. Es ist überflüssig zu sagen, daß außer Shoudar und Yttalar kaum einer ihm folgen konnte, denn die sechs anderen Zöglinge waren wesentlich jünger und in ihrer Ausbildung noch weiter zurück.
    Aber Guulmar leitete bald auf das Thema Polit-Propaganda über und wartete dann mit einem konkreten Beispiel auf. „Hört euch einmal diese verrückte Botschaft an", erklärte der Schulungsleiter übergangslos. „Und danach möchte ich von jedem seine persönliche Ansicht dazu hören. Und zwar in einem ausführlichen Dossier, einer umfangreichen Analyse. Aber zuerst das Anhörungsmaterial."
    Guulmar ließ die Tonaufzeichnung ablaufen, und die Generalfähnriche mußten in der Folge einiges über sich ergehen lassen: eine Hetztirade der übelster Form, einen primitiven Appell an die niedersten Instinkte.
    Zuerst erschien auch Shoudar der Inhalt dieser Botschaft als bloß „verrückt", weil sie so viele Ungereimtheiten und offensichtliche Unwahrheiten enthielt. Aber je länger sie dauerte und je deutlicher die Absicht wurde, desto mehr kam er zu der Ansicht, daß der Inhalt in höchstem Maß ketzerisch war.
    Es handelte sich um einen Appell an das Volk der Cantaro. Allein diese Pauschalierung zeigte, daß der Absender, der sich „Friedenssprecher" nannte, keine Ahnung von den vielschichtigen sozialen Strukturen innerhalb der Cantaro und dem hierarchischen Aufbau ihrer Zivilisation hatte. Denn es war ein großer Unterschied zwischen den
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