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1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer

1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer

Titel: 1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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Armlehnen. So konnte es sich niemand allzu bequem machen.
    Ich ging einmal um den Tisch herum und hielt jetzt auch mein Kreuz in der Hand.
    Es reagierte nicht. Im Moment war die magische Zone wohl geschlossen. Aber der Tisch erregte schon meine Aufmerksamkeit. Er hatte eine pechschwarz polierte Platte, die aussah wie ein dunkler Vollmond. Sehr dick war sie nicht, und es gab auch keine Stelle, an der ich so etwas wie ein transzendentales Tor erkannt hätte.
    Noch nahm ich mein Kreuz nicht zur Hilfe. Ich befürchtete, etwas zu zerstören. Ich drückte mit beiden Händen auf die Platte, erlebte kein Nachgeben, und auch als ich dagegen klopfte, blieb alles normal.
    Trotzdem waren Bill und dieser Erskine von dem Tisch verschluckt worden.
    Es gab keinen Grund für mich, an Monas Worten zu zweifeln, und so ging ich davon aus, dass der Tisch zunächst mal aktiviert werden musste. Da konnte ich ihn durchaus mit meinem Kreuz vergleichen.
    Aber wie?
    Es juckte mir in den Fingern, es mit dem Kreuz zu probieren. Vielleicht war es in der Lage, das Tor zu öffnen. Allerdings dachte ich auch an das Risiko, und deshalb scheute ich davor zurück. Nur nichts zerstören. Jetzt war Mona gefragt.
    Ich wollte sie zu mir holen und sie rufen, aber das brauchte ich nicht.
    Sie kam von allein, und Sheila ging dicht an ihrer Seite. Ich sah ihr an, dass sie sich schon zusammenriss, denn die Sorge um Bill machte ihr schwer zu schaffen.
    »Hast du was entdeckt, John?«
    »Nein.«
    Sheila trat noch weiter vor. »Das also ist der Tisch«, flüsterte sie.
    Für einen Moment schloss sie die Augen, als wollte sie sich vorstellen, wie ihr Mann daran gesessen hatte. Das wollte sie auch von Mona wissen.
    »Wo hat Bill seinen Platz gehabt?«
    »Genau dort.« Mona wies auf den Stuhl, neben dem ich mich hingestellt hatte.
    Sheila nickte. Dabei presste sie die Lippen zusammen. Sie hörte kaum hin, als Mona die Namen der anderen Teilnehmer aufzählte und auf die entsprechenden Stühle deutete.
    »Hast du schon eine Idee, John?«
    Ich zögerte mit der Antwort. »Ich habe mein Kreuz noch nicht eingesetzt, wenn du das gemeint hast.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich befürchte, dass es einfach zu stark ist und seine Kraft die Magie zerstört.«
    »Ja, das ist ein Argument«, murmelte sie. »Aber wie gehen wir vor? Bill und dieser Erskine sind doch vom Tisch verschluckt worden.« Sie schaute Mona dabei an und sah ihr Nicken.
    »Sagen Sie was!«
    »Es – es – passierte bei der Séance. Da ist der Unheimliche aus dem Tisch gestiegen.«
    Ich runzelte die Stirn und sagte dabei: »Eine Séance also…«
    »Deshalb sind wir ja hier zusammengekommen.«
    »Ich weiß.«
    Sheila reckte sich und atmete dabei tief aus. »Dann sollten wir es auch damit versuchen.«
    Bei mir traf sie mit diesem Vorschlag auf offene Ohren. Nur Mona zuckte zusammen und verlor noch mehr Farbe aus dem Gesicht.
    »Nicht?« flüsterte ich.
    Sie druckste herum. »Ich habe Angst.«
    »Das ist verständlich. Die hätte ich an Ihrer Stelle auch. Nur sollten Sie daran denken, dass Sie nicht allein sind. Sie können uns auch nicht mit den Menschen vergleichen, die an der letzten Séance teilgenommen haben. Das soll auf keinen Fall arrogant klingen. Aber wenn wir Bill zurückholen wollen, müssen wir nach drüben. Das wissen Sie selbst, denn Sie haben es ja schon am eigenen Leib erfahren.«
    Mona blickte auf ihre Füße. Sie bewegte die Augenbrauen und auch die Haut auf ihrer Stirn.
    »Ich war drüben, das stimmt. Oder ich glaubte es. Ich war mir nicht absolut sicher. Ich habe am Tisch gesessen, und ich war wohl drüben, sah mich, aber ich saß trotzdem noch am Tisch. Es ist alles ein wenig kompliziert. Da stürzte einfach zu viel auf mich ein. Ich konnte das alles nicht richtig begreifen.«
    »Aber Ihre Angst geht nicht so weit, als dass sie keinen weiteren Versuch starten würden?«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
    »Und was würden Sie tun, wenn ich Sie bitte, sich mit Sheila und mir an den Tisch zu setzen?«
    Diesmal musste sie nachdenken. Sie schaute mich an, aber ich schwieg, denn mein Vorschlag stand im Raum.
    Sheila sah in meinem Vorschlag eine große Hoffnung oder den Königsweg. »Bitte«, flüsterte sie, »bitte stimmen Sie zu, Mona. Es geht um meinen Mann.«
    »Ich weiß.« Mona lächelte etwas verloren. »Ich habe ihn ja erlebt. Er war mir sehr sympathisch.« Sie kämpfte noch mit sich und strich mit beiden Händen über die Wangen ihres recht schmalen Gesichts, bei dem die
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