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1442 - Die grauen Eminenzen

Titel: 1442 - Die grauen Eminenzen
Autoren: Unbekannt
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Sie waren in ständiger Bewegung. Der Vaasure stand keine Sekunde lang still, sondern tänzelte mit kleinen, aufgeregten Schritten vor seinen Besuchern hin und her, wobei die unbeschuhten, zweizeiligen Füße auf dem harten Bodenbelag hektische, klackende Geräusche erzeugten.
    Accurrs Körper war in ein Exoskelett aus schwarzer, chitinähnlicher Substanz gehüllt. Sein Gewand war von pastellblauer Farbe und bestand in der Hauptsache aus einer breiten Stoffbahn, die er sich mehrmals um den Leib gewunden hatte.
    Julian Tifflor und Bolder Dahn hatten Bericht erstattet. Der Translator übersetzte ihre Worte in die schrillen, zirpenden Laute des vaasurischen Neyscam-Dialekts.
    Accurr hatte mit einem hastigen Schwall aufgeregter Geräusche geantwortet, die der Translator folgendermaßen ins Interkosmo übertrug: „Niemand spioniert euch nach. Was ihr mir berichtet, ist ganz und gar unglaublich.
    Ich habe noch nie von einem derartigen Vorfall gehört."
    Accurr fungierte als Leiter der vaasurischen Delegation, die mit Julian Tifflor und seinen Begleitern im selben Gebäude einquartiert war. Er sollte Vorverhandlungen mit den Fremden führen. Tifflor hatte sich, seit er vor zwanzig Stunden auf Kaalix gelandet war, schon des öfteren gefragt, warum die Wahl der vaasurischen Verantwortlichen ausgerechnet auf Accurr gefallen war. Er besaß keine Spur von diplomatischem Geschick. Er machte keinen Hehl daraus, daß er Tifflors Angaben bezüglich der Herkunft der drei Raumschiffe PERSEUS, CASSIOPEIA und BARBAROSSA keinen Glauben schenkte. Er versäumte keine Gelegenheit, Julian Tifflor und andere Mitglieder der Abordnung der Unglaubwürdigkeit zu beschuldigen. Und sein ewiges Getänzel - dies allerdings nicht seine private Eigenart, sondern charakteristischer Bestandteil des Gehabes aller Vaasuren - versetzte jeden, der mit ihm zu tun hatte, in einen Zustand nervöser Gereiztheit. „Du wirst uns nicht ausreden, was wir gesehen haben", sagte Julian Tifflor mit mühsam gewahrtem Gleichmut. Er beschrieb die Kreatur, die er am „Ort der würdevollen Entspannung" gesehen hatte, ein zweites Mal. „Ein höchst merkwürdiges Geschöpf", meinte er dazu. „Zuerst erschien es in der Gestalt einer Schlange, und als es flüchtete, hatte es die Form einer Kugel angenommen."
    „Wenn es ein solches Wesen auf Kaalix gäbe, wäre es mir bekannt", erklärte Accurr.
    Da ging der Ärger mit Julian Tifflor durch. „Paß auf, was du da sagst!" herrschte er den Vaasuren an. „Nenn mich einen Lügner, und ich stopfe dir das Schandmaul."
    Accurr wich entsetzt zurück. Die Androhung körperlicher Gewalt war für ihn etwas Unerhörtes. Sie widersprach den Vorschriften der Würde und dem Prinzip der Gelassenheit. Der Vaasure protestierte lauthals, aber erschreckt, wie er war, brachte er nur Unzusammenhängendes hervor, das der Translator nicht zu übersetzen vermochte. Tifflor und Dahn wandten sich ab. Sie hörten Accurrs Gezeter noch, als sie sich in den Antigravschacht schwangen, der zu den für die fremden Besucher reservierten oberen Stockwerken des Gebäudes hinaufführte.
    Julian Tifflor bewohnte zwei Räume, die er sich, so gut es im Lande der Vaasuren eben ging, nach terranischem Geschmack eingerichtet hatte. Die kleine Küchenautomatik, mit deren Hilfe er für sein leibliches Wohl sorgte, stammte von der PERSEUS und verarbeitete Substanzen, die dem menschlichen Metabolismus nicht gefährlich werden konnte. Tifflor bereitete sich eine kleine Mahlzeit zu und ließ, während er sie ohne sonderlichen Appetit verzehrte, die Gedanken schweifen.
    Vor drei Wochen war er von Phönix aufgebrochen. Mit drei Raumschiffen wollte er durch das Siragusa Black Hole einen Weg ins Innere der Milchstraße finden - einen Weg, der nicht durch den Chronopuls-Wall blockiert wurde. Die Bordcomputer der PERSEUS, der CASSIOPEIA und der BARBAROSSA wußten alles, was über das Netz der Schwarzen Sternenstraßen - hauptsächlich aus Icho Tolots Erlebnisberichten - bekannt war. Zu den Daten, die in den Speichern der Bordrechner deponiert waren, gehörten vor allem zwei Impulsfolgen, die der Haluter während seiner Reise von M87 zur Milchstraße registriert und aufgezeichnet hatte. Die eine Sequenz war der sogenannte Abstrahloder Transitionsimpuls. Dieser bewog die Kontrollstation, das Fahrzeug über eine der Schwarzen Sternenstraßen in ein anderes Black Hole zu befördern, das als Empfänger diente. Die andere Folge war der Transfer-Impuls, der die Kontrollstation im
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