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1414

1414

Titel: 1414
Autoren: F Schläpfer
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Kunststoffhaube als Wind- und Kälteschutz. Ärzte standen nur ausnahmsweise zur Verfügung, medizinisch ausgebildete Flughelfer überhaupt nicht.
    Oft landete ich bei Bergunfällen Stunden später beim Patienten, weil der Alarmierende erst einen langen Fussmarsch zu einem Telefon machen musste.» Fritz Bühler, Chef der Rettungsflugwacht, hat Bärfuss meist persönlich aufgeboten: «Hast du Papier und Bleistift? Schreib auf!» War Ueli Bärfuss gerade für kommerzielle Aufträge unterwegs, wusste seine Frau, wo er zu erreichen war. Die Alarmierung brauchte Zeit. «Traf ich endlich am Unfallort ein, staunten Verletzte und allfällige Begleiter dennoch über die ‹Schnelligkeit›…»
    Die Patienten konnte man damals nur in einen stehenden Helikopter einladen. Gab es keine Landemöglichkeit, mussten die Verunfallten im steilen, zerklüfteten Gelände zum Heli getragen werden. Einmal galt es, eine verletzte Frau bei Nachteinbruch aus dem oberen Teil der Isla Pers zu evakuieren. «Martin Roffler, SAC-Rettungschef Pontresina, und ich landeten beim kleinen Moränensee am Fuss der Isla Pers und stiegen mit dem üblichen Material zur Unfallstelle auf. Die Frau war extrem übergewichtig, unmöglich, sie auf dem steilen Pfad zum Heli hinunterzutragen. Wir improvisierten, wie oft in jenen Jahren, konstruierten mit Reepschnüren eine Aufhängung, befestigten damit die Armee-Gebirgstrage an der Lastenklinke des Helis und setzten die Frau sanft beim Landeplatz ab. Für den Flug ins Spital auf der Seitenbahre mussten wir auf der anderen Seite im Heli ein paar grosse Steine zuladen…»
    Seit dieser Rettung hatte Ueli Bärfuss Lastennetz und Seil dabei, wenn er nicht sicher war, ob er am Unfallort landen konnte. Zwar nicht ideal für einen schonenden Transport, aber er konnte so einige aus ungemütlicher Lage befreien – bis 1966 der Zürcher Seilermeister Fritz Bühler das geniale Horizontalnetz entwickelte.
    Ab 1969 stand den Winter über ein Jet Ranger Bell 206 B zur Verfügung, in dem man die Patienten in der Kabine liegend transportieren und betreuen konnte. Was auch Verlegungen von Spital zu Spital komfortabler machte. Sie nahmen zu. «Als alleiniger Helipilot in Samedan stand ich oft wochenlang ohne Unterbruch im Einsatz.» Einmal hatte Bärfuss eine Hochtour auf den Piz Roseg geplant. Fritz Bühler wollte, dass er den Heli bei der Tschiervahütte stationierte, um schneller verfügbar zu sein. Im Notfall werde der Hüttenwart ein Leintuch auf dem Dach auslegen. Kein Notruf. «Am Sonntagmittag kamen wir müde und zufrieden in die Hütte. Eine Stunde später: Alarm!»
    Ende 1970 erwarb die Rettungsflugwacht dank grosszügiger Spende einer Bündner Stiftung eine gebrauchte Alouette III und stellte sie der Heliswiss in Samedan zur Verfügung: Heute steht die HB-XDF im Verkehrshaus. «Ein idealer Rettungsheli mit geräumiger Kabine, guter Flugleistung und Seilwinde. Am 24. Mai 1971 konnten wir unsere ‹Lodola› in Samedan übernehmen, endlich im Team unterwegs sein und gemeinsam eine Aufgabe lösen. Das war enorm motivierend.» Am 31. Juli 1971 gelang es zum ersten Mal, zwei Bergsteiger in einer Windenaktion * direkt aus der Nordostwand des Piz Badile zu retten. Aktionen in ähnlichem Stil reüssierten an der Sulzfluh-Südwand, an der Eisnase des Bumillerpfeilers am Piz Palü, in den Kreuzbergen, am Tödi und so weiter. «Diese Alouette war der einzige Helikopter mit Seilwinde in der Ost- und Südostschweiz, was unser Einsatzgebiet enorm ausweitete. 1974 kam die in der Höhe leistungsfähigere Version der Alouette III, 1994 die Agusta 109 K2.»
    Das waren Zeiten! «Unterwegs war das Rettungsteam per Autoruf erreichbar. Ich landete bei einer Telefonkabine und rief die Einsatzleitung an. Ausserhalb des Helis trugen wir ein Autorufgerät bei uns, gross wie eine Panettone-Schachtel und zwei Kilo schwer.» 1976 liess die Rettungsflugwacht das erste zivile gesamtschweizerische Funknetz erstellen, das heisst, die Rettungsleute konnten nun direkt mit der Einsatzzentrale sprechen. Nicht nur die Kommunikation war manchmal schwierig. Der Helikopter zum Beispiel musste im Winter im ungeheizten Hangar bei Temperaturen von minus zwanzig Grad und mehr gewartet werden – bis im April 1978 ein neuer Hangar stand.
    Ueli Bärfuss flog nicht nur in der Schweiz. Im Auftrag der Heliswiss arbeitete er in Grönland für die dänische geologische Gesellschaft, in der Sahara ging es um Erdölsuche, in Peru erstellte Brown Boveri ein drahtloses
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