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1412 - Die Hellseherin

1412 - Die Hellseherin

Titel: 1412 - Die Hellseherin
Autoren: Jason Dark
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Mundwinkeln endeten. Saladin trug keine Waffe. Das war bei ihm nicht nötig, denn man konnte ihn selbst als Waffe bezeichnen.
    Er schlich oder schwebte heran. Das Gesicht geriet immer mehr in den Lichtschein und sah aus wie die grinsende Physiognomie eines Buddhas, in dessen Augen zudem ein kalter Glanz lag.
    Die Arme hingen locker an seinen Seiten herab. Überhaupt machte er nicht den Eindruck eines Menschen, der sich fürchtete. Er wirkte mehr wie jemand, der alles im Griff hat.
    Als er deutlich gesehen werden konnte und sich entsprechend präsentierte, blieb er stehen. Jetzt waren auch seine Augen zu erkennen, die ungewöhnlich hell wirkten und kalt wie Gletschereis.
    »Hier bin ich!«, flüsterte er. »Ich weiß ja, dass ich erwartet wurde. Und jetzt bin ich gespannt, wer mir von euch den Kopf abschlagen will…«
    ***
    Als ich wieder normal stand, erlebte ich den leichten Schwindel, so sehr hatte mich die Entdeckung geschockt. Harry Stahl hier – und nicht nur das. Wenn Glenda sich nicht geirrt hatte, befand er sich auch in der unmittelbaren Nähe des Hypnotiseurs.
    Verdammt noch mal! Welche Kapriolen hatte das Schicksal jetzt schon wieder geschlagen?
    Ich muss derart geschockt ausgesehen haben, dass sogar Glenda zu mir kam und flüsternd fragte, was los sei.
    »Der Wagen hier gehört Harry Stahl.«
    Zunächst sagte sie nichts und schaute mich nur an. Dann hatte sie sich gefangen und flüsterte: »Nein, das ist nicht möglich.«
    »Leider doch.«
    »Harry hier?«
    »Im Haus, nehme ich an.«
    Beide schauten wir über den Omega hinweg gegen die geschlossene Tür, und Glenda schüttelte noch einmal den Kopf. Sie konnte es einfach nicht fassen.
    »Die Sache wird immer komplizierter«, sagte ich mit leiser Stimme.
    »Das befürchte ich auch. Wir müssen etwas unternehmen, John.«
    »Natürlich. Nur was?«
    »Ins Haus!«
    Ich schaute sie direkt an. »Durch die Tür – oder…?«
    Sie erwiderte meinen Blick sehr intensiv. Ich hatte das Gefühl, dass sich in ihren Augen etwas tat. Dann sagte sie: »Du denkst daran, dass ich meine Kräfte einsetzen soll und wir uns in das Haus teleportieren?«
    »Genau.«
    »Ich müsste mich stark konzentrieren.« Sie blickte sich um und verzog dabei den Mund. »Nur gibt es hier zu viele Störfaktoren.«
    »Wie meinst du das?«
    »Unser Freund Saladin.« Glenda ballte die Hände. »Er ist da. Ich weiß es, obwohl ich ihn noch nicht gesehen habe und…«
    »Moment mal, Glenda. Vielleicht will er sogar, dass du zu ihm kommst. Wäre doch möglich?«
    »Was…?«
    »Denk an das Geschehen in meinem Apartment. Es war eine Botschaft, die von Saladin ausgesandt wurde. Sie war wie eine Straße, auf der wir gefahren sind und auf der wir nun unser Ziel erreicht haben.«
    Glenda war noch nicht überzeugt, denn sie fragte: »Hätte er das nicht einfacher haben können?«
    Ich hob nur die Schultern.
    Sie nickte. »Gut. Gesetz den Fall, dass ich mich in das Haus beamen kann – was machst du? Was hast du vor?«
    »Ich lasse dich nicht im Stich. Ich werde versuchen, das Haus auf dem normalen Weg zu betreten.«
    »Unsinn. Man wird dir nicht öffnen.«
    »Ich könnte es auf einen Versuch ankommen lassen.«
    »Nein, lass das lieber. Wenn ich dich mitnehme, ist es ungefährlicher.«
    »Okay, du hast mich überzeugt.«
    »Gut, dann lass uns den Versuch starten.«
    »Wo?«
    »Nicht hier.«
    Der Gedanke war nicht schlecht. Glenda plädierte dafür, hinter das Haus zu gehen. So richtig hatte ich mir die Rückseite noch nicht angeschaut. Ich hatte sie nur von der Höhe aus gesehen. Da war mir der kleine Smart kaum aufgefallen, der hier parkte. Aber der Wagen war nicht interessant, denn ich entdeckte etwa in der Mitte der Rückwand eine zweite Tür.
    Glenda wollte mich zurückhalten, was sie nicht schaffte, denn schon lag meine Hand auf der Klinke. Einen Herzschlag später wusste ich, dass die Tür offen war.
    »Und jetzt?«, fragte Glenda.
    »Brauchst du dich nicht anzustrengen, meine Liebe. Wir beide nehmen den bequemeren Weg.«
    Sie wollte zuerst den Kopf schütteln, überlegte es sich anders und flüsterte: »Dann geh schon mal vor…«
    ***
    Das Gelächter klang schrill, sehr laut, aber auch siegessicher. Uns so fühlte sich Saladin auch.
    Er wiederholte seine Frage mit lässigem Tonfall. »Wer will mir den Kopf abschlagen?« Dabei richtete er seine Blicke auf Anna Lebrun und gab sich selbst die Antwort. »Du hast es vor, nicht wahr?«
    Sie nickte Saladin heftig zu. Es war zu sehen, dass sie unter den
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