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140 - Kastell der namenlosen Schrecken

140 - Kastell der namenlosen Schrecken

Titel: 140 - Kastell der namenlosen Schrecken
Autoren: Dämonenkiller
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Stunden hatten sie soviel geschafft, daß der zukünftige Park bereits Umrisse und Formen erkennen ließ.

    Bedächtig, aber dennoch zügig, schaufelten die Arbeiter ihre schweren Wannen voll. Die breite Treppe aus schwarzen Steinstufen, die, abwärts führend, einen Vollkreis bildete, war von den Trümmern der niedergelegten Mauer und vom Abfall der Jahrhunderte fast gereinigt. Jetzt wälzte sich vor dem gefächerten Strahl des Hochdruckgeräts eine Schlammflut abwärts.
    An der Wand ringelten sich die Kabel der elektrischen Anschlüsse. Eine Lampe nach der anderen flammte auf und zeigte rissiges Gemäuer, metergroße Quadern und vielfältige Ritzspuren darin. Spinnenweben rundeten jede Kante und Ecke auf ihre düstere Weise ab.
    Jemand erinnerte sich an Pierre und rief dessen Namen. Keine Antwort.
    Die Hilfsarbeiter hoben die Schultern und schaufelten und kehrten weiter.
    Niemand in der Umgebung erinnerte sich, etwas Genaueres über dieses Bauwerk erfahren zu haben. Es war immer schon dagewesen, angelehnt an den Hang und mit der Rückseite - oder war es einst die Vorderseite gewesen? - zum Strand hinaus, der keine dreihundert Meter entfernt war.
    Einige Minuten später fanden die Hilfsarbeiter die zerbrochene Lampe des Vormanns. Sie schauten einander ratlos an, dann warfen sie die Schaufeln weg und gingen zögernd vorwärts.
    Hinter ihnen schaltete der Elektriker, ohne zu wissen, was dort vorgefallen war, zwei neue Lampen an. Das Licht fiel in den großen Raum, und wild tanzten die riesengroßen Schatten von einem halben Dutzend Männern.
    „Pierre!" schrie einer auf.
    „Auseinander. Wir sehen nichts."
    Zwischen den Säulen fiel eine breite Bahn Licht in den Saal. Pierre lag zusammengekrümmt im' Abfall der Jahrhunderte. Sein Helm befand sich zwei Meter von seinem Kopf entfernt. Aber Pierres Gestalt wirkte ganz anders. Die Männer tappten scheu näher heran und berührten den Körper. Er strahlte eisige Kälte aus. Ein Mann rannte entsetzt nach draußen und fing schon auf dem Korridor zu schreien an. „Tot!" rief er keuchend, ohne Pierre überhaupt angefaßt zu haben. „Der Vormann ist tot! Holt die Sanitäter… "
    Aus der Baubaracke zerrten jene beiden Männer, die das meiste von ihrem Erste-Hilfe-Kurs schon vergessen hatten, eine zusammenklappbare Trage aus den Halterungen und folgten dem verwirrten Kollegen. Der Bauelektriker befestigte einen Scheinwerfer am Ende des Kabels, zog dieses hinter sich her und leuchtete den Körper an.
    Jetzt sahen sie es deutlich: Pierre Macholan war tot.
    Seine Montur schlotterte, als sie ihn aufhoben, um seine Glieder. Als sie den Körper herumdrehten, fluchten sie in abgrundtiefem Schrecken. Der Schädel einer Mumie grinste sie mit gelben Zähnen an.
    „Holt den Chef."
    „Er kommt schon."
    Langsam trugen sie die Bahre. Der Körper wog fast nichts. Die Verwirrung wuchs und breitete sich aus. Jemand entdeckte in der winzig kleinen Knochenhand des Toten einen Gegenstand, der Ähnlichkeit mit einem Schlüssel, hatte; einem uralten Schlüssel aus Eisen und Kupfer, rostzerfressen und grünspanig. Im Eingang, über den Treppen, stellten sie die Bahre auf zwei Böcke. Mitleidslos brannte die Sonne auf den Leichnam.
    Einige- Minuten lang geschah nichts. Die Arbeiter unterhielten sich flüsternd und warfen unsichere Blicke, die ihren Chef trafen und den schrecklichen Leichnam.
    Dann erfaßte auch die Arbeiter jene Eiseskälte, die von Pierres Überresten ausging.
    Über dem Leichnam bildete sich ein dünner Nebel. Er schlug sich in Form von rasch wachsenden weißen Kristallen am Gewand und auf den wenigen Stellen der Haut nieder, die man sehen konnte. „Das ist … wie soll ich es sagen…?" murmelte Ducroq und zweifelte an dem, was seine Augen sahen.
    Der Körper überzog sich binnen weniger Augenblicke mit einer fingerdicken Eiskruste. Abermals wenige Augenblicke später schmolz sie, tränkte den Stoff und perlte von der papierdünnen, graugelben Haut des Gesichts und der Hände ab. Klirrend fiel der Schlüssel auf den Steinboden. Das Gesicht der Mumie veränderte sich jäh.
    Der Ausdruck absoluter Schrecklichkeit enthüllte sich in der Grimasse, die erstarrte und blieb.
    Dann warf sich Maitre Ducroq in seinen Wagen und jagte, als sei Satan hinter ihm her, zur nächsten Station der Gendarmerie.
    In Gruppen standen die Bauarbeiter zusammen. Jemand holte eine schmutzige Decke und breitete sie über Pierre aus. Der Körper war nicht größer als der eines verhungerten
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