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1376 - Die Werber des Hexameron

Titel: 1376 - Die Werber des Hexameron
Autoren: Unbekannt
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klickender Ton, dann drang aus dem Kugelschweber schrilles Sirenengeheul. Wie auf Kommando rannten sie gemeinsam los. Ihre Kutten flatterten, ihre Atemzüge gingen rasselnd. Und immer hielt das Gerät seinen Standort direkt über ihren Köpfen.
    Shalluna sah bald ein, daß sie nicht entkommen konnten. „Halt, Shaa, halt an!"
    Endlich hatte sich der Bruder umgedreht und kam nun mit steifen Schritten zurückgelaufen. „Wir kommen nicht weg!" schrie er gegen das Geheul des Schwebers. „Irgendwie müssen sie uns gefunden haben."
    „Und was jetzt?"
    Shalluna verschränkte die Handflächen zu einer resignierenden Geste. „Da kommen sie uns schon holen.
    Warten wir einfach ab."
    Es war ein kleiner Gleiter ohne Verdeck. Darin saßen zwei erwachsene Hauri und schauten ausdruckslos auf die beiden Kinder, die am Rand der Straße haltgemacht hatten. Shalluna sah, wie einer von beiden eine kleine Metallschachtel hob und damit auf den Kugelschweber deutete. Sogleich erstarb das Sirenengeheul. „Steigt ein!"
    Die Erwachsenen würdigten sie keines weiteren Blickes.
    Er und Shaa bestiegen folgsam den Gleiter. Wie anders hätte es enden sollen? Nun, da es zu spät war, plagte sich Shalluna mit reuevollen Gedanken herum. Sie ließen in rascher Folge das Wohnviertel, den Raumhafen und ein paar eingezäunte Randbereiche der Technozone hinter sich und nahmen schließlich Kurs auf offenes Wüstengebiet. „Wohin bringt ihr uns?"
    Einer der Hauri schaute erstaunt. „Nach Hause natürlich. Zum Berg der Priester."
    „Woher ..."
    Aber er sparte sich den Rest der Frage. Die Erwachsenen hatten ihre Herkunft an den Priesterkutten erkannt, wie sonst, und offenbar weilte derzeit nur einer der Berge in erreichbarer Nähe. Bald tauchte am Horizont jene Kontur auf, die ihm von nahem so vertraut war. Aus dieser Entfernung allerdings sah Shalluna seine Heimat erst zum zweitenmal. Die Priesterlehrer hatten sie streng unter Verschluß gehalten, beschränkt auf die enge und gefährliche Welt des Berges.
    Der Gleiter landete auf der freien Fläche vor der Pforte. „Steigt aus!"
    Shaa und Shalluna schauten einander mit bedenklichen Mienen an und folgten. Unverzüglich hob der Gleiter ab. Er verschwand in der Staubwolke, die den Berg umgab. In der Pfortenöffnung regte sich nichts, doch Shalluna wußte genau, daß man sie erwartete. Er nahm den etwas kleineren Shaa beim Arm und zog ihn mit sich zur dunklen Öffnung hin.
    Aus dem Schatten wuchs der dürre, zwei Meter große Umriß des Pförtners. Shalluna erkannte sein Gesicht nicht - allein die tiefe Stimme hatte er schon oft gehört. „Ihr werdet erwartet."
    Sie tasteten sich in den dunklen Gang hinein. Ein Novize erwartete sie bereits. Wortlos ging der noch junge Hauri voraus und führte sie durch ein Labyrinth von Gängen bis vor eine Tür. Hier kannte sich Shalluna nicht aus. Er schaute aus den Augenwinkeln Shaa fragend an und gewahrte, daß der andere verneinend die Hände spreizte. „Tretet ein."
    Der Novize blieb zurück.
    Shaa und Shalluna traten durch die unverschlossene Tür in einen kleinen Raum, worin zehn Hauri geduldig gewartet hatten. Shallunas Kreislauf pumpte heiße Stöße von Körperflüssigkeit in seinen Kopf.
    Er meinte platzen zu müssen, und am Ende brauchte er mindestens zwei Minuten, bis er wieder sicher auf den Beinen stand.
    Die Priesterlehrer. Sie hatten sich versammelt, alle zehn.
    Er suchte verstohlen Blickkontakt zu Shaa, konnte aber im Halbdunkel wenig erkennen. Nur ein paar Kerzenstummel warfen trübes Licht auf die Wände.
    Die ledernen, dunkelbraunen Gesichter der Lehrer zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. In den tiefen Augenhöhlen schien grünliches Feuer zu brennen - ein untrügliches Zeichen ihrer Erregung. „Nun, Shalluna, Shaa, ihr seid Kinder."
    Er hörte atemlos zu, jedes Wort ließ ihn aus furchtsamer Erwartung schaudern. „Kinder seid ihr deshalb, weil ihr euch nicht entschieden hattet. Bis heute nicht. Dies ist ein Priesterberg, eines der letzten Zentren haurischer Kultur. Hier lehren wir die Sätze des Herrn Heptamer, die Religion des Hexameron. Dies ist unser Heimatplanet. Talluur, achter Planet der Sonnen Usha und Allu. Und dies ist das Kernland der Hauri, ein letzter Bezugspunkt aller unserer Brüder, die überall auf den Welten der Maghruu Maghaa leben. Sie haben nur uns und das Hexameron ... Deshalb ist es wichtig, was wir tun.
    Sehr wichtig. Das soll euch klar sein."
    Ein zweiter Lehrer fuhr fort: „Heute ist etwas Bedeutsames geschehen. Ihr
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