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137 - Insel des Grauens

137 - Insel des Grauens

Titel: 137 - Insel des Grauens
Autoren: Dämonenkiller
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heran.
    Langes braunes Haar verwickelte sich um das rissige Holz. Pasquale hielt die Leiche so, daß er ihr Gesicht sehen konnte.
    Zuerst war er unsicher und verwundert. Dann glaubte er sich zu erinnern, diese Frau auf der Insel schon gesehen zu haben. Sie gehörte, wenn er nicht irrte, zu der Villa mit Namen Casa rossa am Nordfelsen. Aber als er das Greisinnengesicht sah, die Falten und die eingesunkenen Wangen, war er nicht mehr sicher.
    „Sie sieht aus wie die andere. Die im Sand", brummte er und zog den Oberkörper näher an das Boot heran. Was sollte er tun? Schließlich schüttelte er seine krummen Schultern, langte mit beiden Armen ins Wasser und faßte die Leiche unter den Armen. Fast mühelos kam sie aus dem Wasser und ließ sich bis auf die Kante der Bordwand ziehen.
    Dann kippte sie mit hölzernen Geräuschen in den spitzen Bug des Bootes. Der Körper war nicht steif, sondern beweglich wie eine nasse Stoffpuppe.
    „Vergiß die Fische", sagte Pasquale und wusch seine Hände, trocknete sie an seinem Rock ab und spulte die Leinen beider Angeln ein. Wie so oft waren die Köder von diesen Fischen abgefressen worden, ohne daß er etwas gemerkt hatte.
    Krachend rastete der Vorwärtsgang ein. Der Propeller drehte sich, und mit einem unbeschreiblichen Gefühl steuerte der Gärtner den Hotelsteg an.
    Er breitete ein Handtuch, das auf die Felsen hinaufgeschleudert worden war, über die Leiche und ging ins Büro des Hotels. Er weckte den Musiker aus England, aber der sprach kaum Italienisch. Pasquale klopfte schließlich an die Tür von Martinellis Privatzimmer und erzählte ihm in stockenden Worten von lakonischer Kürze, was er gefunden hatte.
    Mit roten, verquollenen Augen, unfähig, etwas zu antworten, starrte Martinelli ihn an. Er war unfähig, etwas zu antworten. Noch wußte er nicht, wer die Tote war. Je, mehr er hörte und verstand, desto, tiefer wurde sein Erschrecken. Wieder ein Mord! Wieder die Polizei! Wieder die Ungewißheit und die Belästigung - denn diesmal würde die halbe Welt erfahren, was auf La Elisabetha vorgefallen war. Der Name des Hotels! Seine Stellung! Seine Provision! Die Hinterbliebenen und deren Vorwürfe! Das Chaos!
    Er schlug die Hände vors Gesicht.
    „Das ist ein Fluch, Pasquale", murmelte er gebrochen. „Ein Fluch über der Insel. Wie ein böser Blick, ein
Malocchio!
Was sollen wir nur tun?"
    In tiefem Ernst antwortete der Gärtner:
    „Holen Sie einen Priester von der Insel, Signore."
    Martinelli öffnete dem Gärtner die Tür. Dann zog er sich an und versuchte, seine Empfindungen und Gedanken zu ordnen. Schließlich rief er die Polizei an.

    Sie kamen um zehn Uhr, und diesmal waren es zwanzig Mann, unterstützt von einer Abteilung Carabineri. Sie durchsuchten zuerst die gesamte Insel von Norden nach Süden. Auf dem Wellenbrecher wurde eine dünne Goldkette gefunden. Der Körper war sehr schnell als Monica Varnese identifiziert. Der Kommissar und der Leutnant gingen zu den Eltern, in die Casa rossa.
    Dann fingen sie mit den Untersuchungen und den Verhören an. Kurz vor Mittag kam das Hotelboot zurück, und dabei erfuhren die Polizisten, daß man die englische Band zur Hauptinsel hinübergefahren hatte und mit einer Ladung Gemüse, Fleisch und Getränken zurückkam und mit der Post für die Gäste.
    Aber schließlich hatten die Musiker das beste Alibi.

    Gegen Mittag wurde das typische Geräusch des Hubschraubers unüberhörbar laut geworden. Ein mittelgroßer Transporthelikopter ratterte einige hundert Meter über dem Wasser von Korsika her. Sonnenstrahlen brachen sich in den wenigen Scheiben. Verwundert schauten die Polizisten nach oben und schirmten ihre Augen ab.
    „Es ist nur ein neuer Gast", beschwichtigte sie Martinelli. „Seid ihr bald fertig?"
    „Fragen Sie den Leutnant."
    Langsam sank die Maschine tiefer und deutete mit der stumpfen Kanzel genau auf den Kreis des Heliports aus hellem Beton mit einem wuchtigen H darinnen. Martinelli kannte den Typ und die Marke des geräuschvollen Umgetüms nicht.
    Er ging in die Portiersloge, nannte die Zimmernummer und trug Gabriele auf, sich um das Gepäck zu kümmern. Dann stieg er auf die Sonnenterrasse hinauf und setzte das schwere Marineglas an die Augen. Der Pilot drehte den Hubschrauber in den Wind, setzte ganz weich auf und schaltete die Maschinen auf. Das Schlaggeräusch der Tragschraube wurde leiser. Die Türen klappten nach außen, eine Leichtmetalleiter folgte. Ein großer, schlanker Mann und eine blonde Frau stiegen
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