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1322 - Das Grauen von St. Severin

1322 - Das Grauen von St. Severin

Titel: 1322 - Das Grauen von St. Severin
Autoren: Jason Dark
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ich. Doch ich hatte noch Fragen und wandte mich an den Hotelier. »Dieser Mönch stand immer an der gleichen Stelle vor der Kirche – oder?«
    »Klar.«
    »Er hat sich also nicht bewegt?«
    »Nein.«
    Andreas sprach aus, was ich dachte. »He, das war aber bei dem Mörder-Mönch anders.«
    »Genau.«
    »Dann ist er das, was er auch sein soll. Nur eine Figur und nichts anderes.«
    »Das kann man so sehen.«
    Bei der nächsten Frage senkte Claas die Stimme. »Und was wollen Sie tun, wenn Sie vor ihm stehen, John? Werden Sie einen Hammer oder eine Spitzhacke nehmen und ihn zerstören?«
    Ich lächelte. »Wenn das so einfach wäre, hätten wir kein Problem. Aber ich nehme an, dass ich ihm die Macht nehmen muss.«
    »Äh… die Macht?«
    »Ja, denn es kommt wohl nicht auf die Hülle an, sondern auf das, was in ihr steckt. Und Sie, Claas, haben das ja erlebt. Der Mönch hat Sie beeinflusst und in seinen Bann gezogen. Das war nicht die äußere Hülle, sondern das, was in ihm steckte. So und nicht anders müssen Sie das einfach sehen.«
    »Ja, das könnte sein. Wenn ich ehrlich sein soll, dann fürchte ich mich vor der kommenden Nacht.«
    »Kann ich verstehen.«
    »Und ich«, meldete sich Andreas Brass, »würde gern mal meinen Gönner kennen lernen, der mir das Zimmer bezahlt.«
    »Herr Becker ist nicht im Haus. Er und Herr Kohl sind gemeinsam weggegangen.«
    »Wohin haben sie Ihnen nicht gesagt?«
    »Leider nein.«
    Ich spielte mit dem Gedanken, mir die Zimmer der beiden Männer anzusehen, aber das verschob ich, denn der Mönch war jetzt wichtiger. Die Keitumer Kirche St. Severin hatte jetzt Priorität.
    »Wollen Sie mit uns fahren, Claas?«, fragte ich.
    Der Hotelier holte tief Luft. »Ich weiß nicht, John. Ich werde hier gebraucht.«
    »Sie haben Angst, nicht wahr?«
    Claas’ Gesicht rötete sich. »Wenn Sie das so deutlich sagen, muss ich Ihnen zustimmen.«
    »Okay, dann gehen wir allein.« Ich griff zu meinem Glas und trank es leer. Dann wollte ich von der Bank rutschen, doch in der Bewegung stockte ich. Mir gefiel das Aussehen des Hoteliers plötzlich nicht mehr. Ohne dass es für mich einen erkennbaren Grund geggeben hätte, war sein Gesicht schweißgebadet. Er konnte auch nicht mehr auf der Stelle stehen bleiben, sondern trat unruhig von einem Bein auf das andere.
    Auch Andreas war das Verhalten nicht entgangen. »Was ist mit unserem Freund?«
    »Keine Ahnung.«
    Claas lehnte jetzt mit dem Rücken an den dunklen Regalschränken. Der Mund stand zur Hälfte offen. Brass und ich hörten, wie der Atem aus ihm hervorpfiff.
    Ich sprach ihn an. »Claas!«
    Er hatte mich gehört und reagierte auf eine Art und Weise, die mir nicht gefiel.
    »Bitte, was ist mit Ihnen?«
    Auch jetzt gab er keine Antwort. Wahrscheinlich konnte er es nicht. Er riss plötzlich beide Arme hoch und presste die Hände vors Gesicht, so dass auch die Augen bedeckt waren. Durch den unkontrollierten Griff verrutschte die Brille und machte sich einen Augenblick später selbstständig, denn sie glitt an seiner linken Gesichtshälfte entlang und landete schließlich auf dem Boden.
    Ich wollte mich von meiner Sitzbank lösen und hinter die Theke gehen, als Claas Claasen die Hände sinken ließ und uns sein brillenloses Gesicht präsentierte.
    »Ach du Scheiße!«, stieß Andreas Brass überrascht hervor.
    Auch mir stockte der Atem.
    Ich schaute in zwei rote Glutaugen!
    ***
    Der Anblick erschreckte mich zutiefst. Ich hatte das Gefühl, als würde die Klinge eines Messers durch meine Brust schneiden, denn was ich da sah, war einfach schlimm.
    Es hatten sich bei Claas Claasen nur die Augen verändert. Vor mir stand kein schreckliches Monster aus irgendeinem Film, das darauf wartete, mit seinem mörderischen Gebiss Menschen zu zerfetzen, und trotzdem schockte mich dieser Anblick mehr.
    Es war so schnell gekommen. Nicht nachvollziehbar. Von einem Moment zum anderen praktisch. Ein schlimmes Bild. Ein ansonsten normaler Mensch mit Höllenaugen.
    »Was können wir denn jetzt tun, John«, fragte Andreas.
    Ich winkte ab, denn ich wollte meine Ruhe haben. Nur nichts überstürzen. Auf keinen Fall durfte ich Claas Claasen in Gefahr bringen. In ihm steckte tatsächlich das verdammte Erbe des Mörder-Mönch. Und ich hatte weiterhin den Beweis bekommen, dass alles, was mir erzählt worden war, stimmte.
    Er tat noch nichts. Der Hotelier war zu einer Figur geworden, die sich mit dem Rücken gegen das Thekenregal drückte und sich ansonsten nicht bewegte. Auch nicht mit
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