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126 - Ihr Mann, die Fliege

126 - Ihr Mann, die Fliege

Titel: 126 - Ihr Mann, die Fliege
Autoren: A.F.Morland
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dieser Sache interessiert. Damit wäre sie endlich von ihrem Sauberfrau-Image losgekommen.
    Die Bosse hatten bereits ihre Bedenken angemeldet, aber Lee Stroud hätte durchsetzen können, daß Lindsay den Job bekam. Vermutlich hatte sie ihm deshalb erlaubt zu bleiben.
    Wahrscheinlich hatten sie noch einiges zusammen getrunken - und Lindsay glaubte, sich dunkel daran zu erinnern, daß Lee gesagt hatte, er hätte noch Gras.
    Sie sah ihn plötzlich vor ihrem geistigen Auge, Er lächelte sie an, war so betrunken wie sie. »Rauchen wir zusammen noch 'nen Joint?« hörte sie ihn fragen, »Der Stoff, den ich beziehe, bringt ein ganz irres Feeling.«
    Sie hörte sich kichern. »Wirklich? Das muß ich unbedingt probieren.«
    Er hatte die Zigarette angezündet, und sie hatten sie zusammen geraucht.
    Und dann war etwas in ihrem Kopf explodiert…
    Als Lindsay aus dem Bad kam, trug sie einen weißen Bademantel. Obwohl es in ihrer Wohnung nicht kalt war, fröstelte sie. Das sind die Nerven, sagte sie sich und suchte ihre Handtasche, in der sich Beruhigungspillen befanden.
    Überall standen Gläser, manche noch voll. Es gab eine Menge leere Flaschen, Stühle lagen auf dem Boden, Popcorn war überall verstreut, auf einem Hirtenteppich lagen Zierkissen. Dort hatte sich Sam mit Mona vergnügt…
    Was für eine Party, dachte Lindsay. Die Eltern meiner kleinen Fans würde reihenweise der Schlag treffen, wenn sie davon wüßten.
    Sobald die Beruhigungspille wirkte, kochte sie sich koffeinfreien Kaffee. Sie brauchte etwas Warmes im Magen, und dann mußte sie sich überlegen, was sie tun sollte.
    Jeder normale Mensch würde die Polizei anrufen, sagte sie sich. Aber sie konnte sich das nicht leisten. Hinter der Polizei würde gleich die Presse erscheinen, und für die würde der Tote in ihrem Apartment ein wahres Fressen sein.
    Die Reporter würden die Geschichte so sehr ausschlachten, daß Lindsay Rovis nicht nur als ›Tante Lindsay‹ erledigt war, Sie würde niemals wieder ein Engagement kriegen.
    Wenn sie die Polizei anrief, war sie erledigt. Es mußte eine andere Möglichkeit geben, den Kopf aus dieser Schlinge zu ziehen.
    Ich brauche Hilfe, überlegte Lindsay, während sie den heißen Kaffee in sich hineinschlürfte. Jemand muß mir beistehen, auf den ich mich verlassen kann, der den Mund hält, dem ich blind vertrauen kann. Zusammen mit ihm könnte ich die Leiche verschwinden lassen…
    Es gab so jemanden: William Bloom. Er himmelte sie an, vergötterte sie, hätte sich für sie rösten lassen.
    Er war Regisseur, machte Dokumentationen fürs Fernsehen. Er schrieb auch Bücher, war gut im Geschäft und kannte Gott und die Welt.
    Wenn mir jemand aus der Patsche helfen kann, dann er, sagte sich Lindsay.
    Plötzlich erschrak sie. Hoffentlich war William zu Hause. Sein Beruf brachte es mit sich, daß er viel reiste. Oft war er wochenlang unterwegs. Erkannte die endlosen Weiten der australischen Wüste, das tibetanische Hochland, den brasilianischen Urwald, Feuerland… Bill war überall auf der Welt zu Hause.
    Doch heute brauchte ihn Lindsay hier - hier in London!
    »Herr im Himmel, ich habe dich noch nie um etwas gebeten, aber heute tu’ ich es«, sagte Lindsay mit gefalteten Händen. »Erfülle mir diesen einen Wunsch: Laß Bill zu Hause sein.«
    Sie erhob sich und verließ die Küche. Die Partyspuren störten sie nicht, die würden noch lange zu sehen sein. Was sie aufregte und hart am Rand einer Hysterie hielt, war diese Leiche im Schlafzimmer.
    Sie hatte nicht den Mut, diesen Raum zu betreten. Ihre ganzen Kleider befanden sich im Schlafzimmerschrank, aber keine zehn Pferde brachten sie da jetzt hinein. Sie würde William Bloom im Bademantel empfangen.
    Wenn er überhaupt daheim war.
    Mit zitterndem Finger wählte sie seine Nummer. Das Freizeichen ertönte. Lindsay nagte nervös an ihrer Unterlippe. Es läutete endlos lange am anderen Ende, und Lindsays Augen begannen sich mit Tränen zu füllen.
    Sie war wütend und enttäuscht. »Verdammt!« schrie sie. »Einmal im Leben brauche ich dich, und du bist nicht zu erreichen!«
    Sie wollte auflegen, da meldete sich Bill, der gute Bill, mit kratziger Stimme. Lindsay schluchzte.
    »Hallo!« rief Bloom. »Wer ist da?«
    »Ich bin’s. Bill: Lindsay.«
    »Liebe Güte. Lindsay, was ist passiert?«
    »Etwas ganz Schreckliches. Ich kann es dir am Telefon nicht sagen.«
    »Möchtest du, daß ich zu dir komme?«
    »Ja, Bill. Ich brauche ganz dringend deine Hilfe.«
    »Bin sch on unterwegs«,
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