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122 - Der Grabräuber

122 - Der Grabräuber

Titel: 122 - Der Grabräuber
Autoren: Dämonenkiller
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Buena Island hinweg. Dunkelheit hatte sich über die Stadt gelegt. Fred erkannte die Lichter des Marinestützpunktes, sah sie unter sich weggleiten und hatte das Gefühl, ins Leere vorzustoßen, als sich das Fahrzeug wieder über dem Wasser der Bucht befand. Die funkelnden Lichtflecke der Innenstadt waren jedoch ein neuer Bezugspunkt, auf den seine Blicke sich konzentrieren konnten. Sie rückten näher, wuchsen hoch und setzten sich zu Gebäudeblöcken zusammen.
    Eine Straßenschlucht nahm sie auf. Das Taxi rollte auf die Hügel zu.
    Fred spürte das Zerren am ganzen Leib. Dumpfer Schmerz pochte in seinem Kopf. Er merkte erst ein wenig Linderung, als sie vor dem Park des Hauses in der Clayton Street stoppten. Wenig später stand er an der Eingangstür und betätigte den Bußeisernen Klopfer.
    Edward öffnete ihm. Er blickte ihn an, als hätte er Schnitter Tod höchstpersönlich vor sich.
    Fred grinste. Der Schmerz wich. „Überrascht, alter Mann? Langsam müßten Sie sich doch an mein Gesicht gewöhnt haben. Halten Sie mir bloß nicht wieder eine Ihrer Predigten! Die fruchten doch nichts. Ich bin ein unverbesserlicher Dickschädel."
    „Sie wissen ja nicht, was hier auf Sie lauert", flüsterte der Butler.
    „Doch. Die schöne Sandra."
    „Ihnen wird der Humor noch vergehen."
    „Denken Sie an Ihr eigenes Wohl, Edward!"
    Fred ging an ihm vorbei und blieb unter dem Kronlüster im Foyer stehen. Er fühlte sich wie zu Hause. Eine behagliche Stimmung hatte das Zerren verdrängt; sie steigerte sich rasch zu unerklärlicher Euphorie.
    „Sir", sagte Edward leise. „Sie sollen heute nacht geopfert werden. Sie sind zum Mittelpunkt des Bacchanals auserkoren worden."
    Etwas in Fred drängte ihn, die Warnung ernst zu nehmen, doch sein Übermut dominierte. Fred lächelte amüsiert; er hatte große Lust, Edward zu verspotten.
    „Ach wirklich? Ich verstehe nicht ganz. So ein Bacchanal ist doch eine höchst lustige Angelegenheit. Wenn ich nur an den vielen Rotwein denke, komme ich schon in Stimmung. Ja, ich kann aber auch verstehen, daß Sie diese Art Feste verschmähen. Schließlich sind Sie es, der die befleckten Tücher aus dem Saal fortschaffen und für Ordnung sorgen muß. Armer Edward!"
    „Sie werden noch an meine Worte denken."
    Fred legte ihm jovial eine Hand auf die Schulter. „Vielleicht, mein Guter. Aber seien Sie beruhigt, ich kann ganz gut selbst auf mich aufpassen."
    Die Flügeltür des Salons öffnete sich, und Sandra kam mit ausgestreckten Armen auf Fred zugeeilt. „Fred! Darling! Wo hast du bloß so lange gesteckt? Wie froh ich bin, daß du endlich wieder bei mir bist!"
    Sie machte einen aufgeräumten, unbeschwerten Eindruck.
    Fred Archer entsann sich seines Vorhabens und dachte an Mohanda. Die vernünftigen Erwägungen waren Lichtblitze, die in Intervallen durch die Hülle stachen, die sich um ihn geschlossen hatte. Fred hätte sich jetzt gern zusammengerissen, hätte sich mit aller Kraft seines Geistes gegen den Bann gewehrt, aber Sandra trat auf ihn zu. Er roch ihr betörendes Parfüm, fühlte ihre weichen Hände auf seinen Armen. Er blickte in ihre dunklen, abgrundtiefen Augen, vernahm ihre sanfte Stimme und wußte, daß er willenlos und ihr völlig ergeben war.
    „Komm, Liebster! Es wird Zeit", sagte sie. „Kleiden wir dich ein wenig für das große Fest ein. Edward! " Ihre Stimme klang jetzt scharf. „Edward, Sie können sich zurückziehen! Vorläufig brauchen wir Sie nicht mehr."
    „Sehr wohl, Mylady", erwiderte der Butler.
    Fred begleitete die schöne Frau in den Salon. Sandra trug an diesem Abend ein schwarzes, bodenlanges Gewand, dessen Rückenpartie fast bis zum Gesäß herunter ausgeschnitten war. Ihre Bewegungen waren grazil, ihr Lächeln süßlich und verführerisch.
    Fred ließ sich den dunklen Kapuzenmantel überstreifen. Wieder beträufelte Sandra ihn mit den übelriechenden Substanzen. Diesmal sprach sie während der Prozedur Worte, die er nicht verstehen konnte. Er nahm an, daß sie einer fremden Sprache entstammten. In einem lichten Moment sagte er sich, daß es Beschwörungsformeln sein mußten. Ja, sie verhexte ihn endgültig. Und er ließ alles willenlos mit sich geschehen, konnte sich nicht mehr gegen ihren Bann auflehnen.
    Edward, dachte er noch, Edward, du hast ja so recht gehabt!
    „Wo warst du den ganzen Tag über?" fragte sie ihn.
    Er spürte den heftigen Drang, die Wahrheit zu sagen. „In Oakland und in San Leandro. Ich habe Conway besucht und herausbekommen, daß er
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