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1176 - Die Nichtwelt

Titel: 1176 - Die Nichtwelt
Autoren: Unbekannt
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auf einer Art Düsenrad saß und mit einer Spritzpistole, die durch einen Schlauch mit einem gewaltigen Rückentank verbunden war, hellblaue Farbe auf die Außenhülle des Schiffes sprühte.
    Das allein hätte ausgereicht, um jeden Blue mit seinem tiefverwurzelten Aberglauben an einen Spuk glauben zu lassen. Da aber noch hinzu kam, daß dieser Mensch keinen Raumanzug trug und auch nicht in eine Energiesphäre gehüllt war, die ihn gegen das Vakuum und die Kälte des Weltraums hätte schützen können, erlitten die Blues einen Schock.
    Unfähig zu irgendeiner Reaktion, verharrten sie reglos über der Schiffshülle und sahen, ohne es geistig zu verarbeiten, wie der Lackierer sein „Verschönerungswerk" abschloß.
    Eisiger Schrecken durchfuhr sie, als er anschließend auf sie zu raste. Doch noch immer waren sie nicht zu einer Reaktion fähig.
    „Es ist nicht zu fassen!" stellte der Fremde im Selbstgespräch fest, während er sein seltsames Fahrzeug vor den Blues anhielt. „Alles ist verlottert."
    Abermals trat die Spritzpistole in Aktion, nur, daß ihre Düse diesmal auf die Raumanzüge der Blues gerichtet war. Der Fremde schwebte einmal um die drei Raumfahrer herum, dann murmelte er etwas von „weiteren Verschönerungsarbeiten", schaltete die Spritzpistole ab und verschwand in der Nacht des Alls.
    Erst nach einer ganzen Weile wurde Si'it gewahr, daß Gülgany unentwegt über Telekom nach ihm und seinen Begleitern rief. Er versuchte zu antworten, bekam aber keinen Ton heraus. Das änderte sich erst, als die Astrogatorin verkündete, sie würde Vollalarm für das ganze Schiff geben, wenn die drei Raumfahrer, die sie auf den Bildschirmen der Außenbeobachtung deutlich erkennen könnte, nicht bald reagierten.
    „Keinen Alarm!" zwitscherte er aufgeregt. „Was würden unsere Gäste von uns denken!"
    „Bei der schwarzen Kreatur des Weltraums!" rief Gülgany erleichtert. „Ich dachte schon, ihr wäret in Stein verwandelt worden. Was war denn nur los, Kommandant?"
    Si'it blinzelte verwirrt. Er war sicher, daß er gar nicht gesehen hatte, was er gesehen zu haben dachte. Es konnte sich nur um eine Halluzination gehandelt haben, verursacht durch die entnervende Ungewißheit über das Schicksal von Terra und Luna und durch chronische Völlerei.
    „Nichts", antwortete er. „Gar nichts war los, Gülgany."
    „Die weiße Kreatur der Wahrheit läutere deinen Geist!" erwiderte die Astrogatorin vorwurfsvoll. „Wenn gar nichts los war, wer hat dann eure Raumanzüge hellblau lackiert?"
    „Derselbe, der das ganze Schiff hellblau lackiert hat", antwortete Elüfar mit der für Schockzustände typischen Monotonie.
    „Ein Terraner", ergänzte Seychüng.
    „Aber er trug nur einen Overall", erinnerte sich Elüfar. „Wie konnte er dann im Weltraum leben?"
    „Und wieso hörten wir ihn reden?" schrie Seychüng hysterisch.
    „Das ist alles nicht wahr", sagte Si'it tonlos. „Wir bilden uns das nur ein. Wir leiden unter Halluzinationen. Mir wird außerdem übel. Irgendein Gang muß mir nicht bekommen sein."
    „Ich veranlasse Goog, daß er euch von Medorobotern bergen läßt", erklärte Gülgany.
    „Oh, nein!" entgegnete Si'it heftig und versuchte, das Blubbern, Gurgeln und Zischen in seiner unteren Leibeshälfte zu ignorieren. „Ich komme aus eigener Kraft, aufrecht und hocherhobenen Hauptes zurück."
     
    *
     
    Fast wäre es Si'it gelungen, den unerklärlichen Zwischenfall zu vertuschen. Seine Autorität als Kommandant reichte aus, um der Astrogatorin strengstes Stillschweigen aufzuerlegen - und seine Begleiter hatten von sich aus größtes Interesse daran, daß niemand von ihrem Desaster erfuhr. Natürlich würde irgendwann die veränderte Farbe der Außenhülle und der drei Raumanzüge auffallen, aber Si'it war sicher, daß ihnen bis dahin eine glaubhafte Ausrede einfallen würde.
    Doch mit des Geschickes Mächten ...
    Nach dem Ende des Gelages und nachdem sich Ertruser, Siganesen und Springer weinselig von ihren Gastgebern verabschiedet hatten, meldete sich Patriarch Taklas über Funk und erkundigte sich höflich, ob die Blues so nett gewesen wären und sein Schiff während der Feier heimlich giftgrün lackiert hätten.
    Si'its Bemühungen, das dem Springer auszureden, befanden sich noch im Versuchsstadium, als Xohnar Brukket anrief und sich darüber beklagte, daß sein Schiff ausgerechnet karotingelb lackiert worden sei. Er hätte prinzipiell nichts gegen eine kostenlose Neulackierung einzuwenden, aber es würde zweifellos
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