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1172 - Die Macht des Kreuzes

1172 - Die Macht des Kreuzes

Titel: 1172 - Die Macht des Kreuzes
Autoren: Jason Dark
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zusprang. Eines der Tiere hatte sich von seinem Platz gelöst und jagte auf ihn zu. Ein mächtiger Körper, unter dessen Fell sich die Muskeln abzeichneten. Das Maul stand offen.
    Ich war auf dem. Weg zum Käfig. Hinter mir hörte ich laute Rufe.
    Auch Schritte. Wahrscheinlich waren es Helfer, die Winter zur Seite stehen wollten, der das nicht sah.
    Im letzten Augenblick bemerkte er, in welch einer Gefahr er steckte.
    Er warf sich zur Seite, und der schwere Körper prallte nicht auf ihn, sondern streifte ihn nur, was allerdings mit einer so großen Kraft geschah, dass Winter ins Taumeln geriet, sich dabei drehte und mit der rechten Seite gegen die Gitterstäbe prallte.
    Das Tier war wieder gelandet.
    Andere hörten wir schreien.
    Auch die Zuschauer brüllten. Längst hatten sie erkannt, dass dies hier nicht zum Programm gehörte. Ich glaubte nicht, dass es noch irgend jemand auf seinem Platz hielt.
    Der Dompteur wehrte sich. Winter hatte sich gefangen. Er war ein Mann mit eisernen Nerven. Das Gitter befand sich hinter seinem Rücken, es gab ihm eine gewisse Deckung. Er schlug mit der Peitsche um sich. Er schrie die Raubkatzen an. Jeder Schlag wurde zu einem Knall, wenn die Peitschenspitze auf dem Boden landete. Dann stäubte das Sägemehl in die Höhe, und die Laute sollten die Tiere zurücktreiben. Noch steckte etwas von dem in ihnen, was Winter ihnen beigebracht hatte.
    Sie zuckten zurück.
    Aber einer nicht. Er war nahe genug herangekommen, um zuzuschlagen. Es sah so lässig aus wie der leichte Schlag einer Katzenpfote. Aber es steckte mehr dahinter.
    Harald Winter wurde an der Schulter erwischt. Der Hieb brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er durfte alles, nur nicht fallen. Ich hörte mich selbst schreien, und ich sah, wie Glenda sich ebenfalls hektisch bewegte.
    Sie hatte sich an der Tür zu schaffen gemacht. Sie war fest verschlossen, aber von außen her leicht zu öffnen, was auch im Falle der Gefahr sein musste.
    Glenda zerrte die Riegel zurück. Sie tat es in dem Augenblick, als Harald Winter nur durch eine artistisch anmutende Drehung einem zweiten Hieb entging, der sonst seinen Kopf getroffen und ihn getötet hätte.
    Er lag schon am Boden, als Glenda die Tür aufzog.
    Zugleich passierte einiges.
    Ich war ebenfalls daran beteiligt. So schnell wie die Abläufe waren, kann ich sie gar nicht erzählen. Wir hatten Helfer. Männer mit langen Stangen. Ich wurde zur Seite geschoben, dann waren zwei Männer an mir vorbei. Sie stießen mit den Stangen gegen die Raubkatzen und trieben sie von dem liegenden Dompteur zurück. Kein Panther würde sich durch sie von seiner Beute abhalten lassen, das stand auch fest, aber man konnte eine Galgenfrist gewinnen.
    Glenda und ich zerrten den Mann gemeinsam aus der Gefahrenzone.
    Wir mussten kurz in den Käfig. Ich hörte das Fauchen und Schreien der Katzen. Ich wusste, in welcher Gefahr wir und die Männer schwebten, aber es ging auch um das Leben eines Menschen.
    Winter rutschte über den Boden hinweg. Es war nicht mal zu sehen, ob er überhaupt mitbekam, was alles um ihn herum passierte. Er blutete am Hals und an der Schulter. Auch die Panther merkten, dass ihnen die Beute entzogen werden sollte. Sie waren wild geworden. Sie schrien und schickten uns den heißen Atem und auch ihr bösartiges Fauchen entgegen.
    In Augenblicken wie diesen schaltete man sein Denken einfach aus.
    Man muss durch und damit basta.
    Der Kampf gegen die Panther wurde von uns gewonnen. Wir selbst brauchten das vergitterte Tor nicht mehr zuzurammen, das übernahmen die Helfer aus dem Zirkus. Sie schoben auch die Riegel davor. Wenig später waren sie bei uns, stießen uns zur Seite, um Winter auf die Füße zu helfen.
    In seinem Beruf war er ein Ass. Das musste er sein. Er war ein Mann »ohne Nerven«, aber er war nur ein Mensch. Als man ihm hoch half, da sah ich, wie blass er war. Er musste auch gemerkt haben, wer ihn letztendlich aus dem Käfig gezogen hatte, denn er nickte mir und Glenda kurz zu. Es sah auch aus, als wollte er uns noch etwas sagen, aber die Männer brachten ihn weg.
    Wir blieben noch.
    Im Käfig tobten die Tiere nicht mehr. Zwar hatten sie sich nicht beruhigt, aber sie liefen doch recht wirr durcheinander und strichen dabei immer eng an den Gitterstäben vorbei. Wir sahen die weit aufgerissenen Schnauzen, wir konnten auf die Zähne schauen, die in einem hellen Gelb schimmerten. Geifer klebte zwischen den Kiefern.
    Die Fäden schimmerten im Licht der Scheinwerfer.
    Unsere Blicke
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