1162 - Kampf um Terra
Sekunden, bis er sie gefunden hatte und es war, wie er erwartet hatte, einer der dunkelbraunen, taubeneigroßen und achtkantig gekerbten reifen Früchte des Pseudoschilfs.
„Faszinierend, nicht wahr?" fragte er sarkastisch.
In Lais Gesicht trat ein trotziger Ausdruck. Sie erhob sich und blickte über die Xenoflora der Uferregion.
Bull stand ebenfalls auf und packte die Frau hart am Arm.
„Wir sollten lieber gehen, bevor diese faszinierende Flora uns mit Giftpfeilen spickt!"
erklärte er energisch.
„Wenn sie wollte, hätte sie das längst getan", erwiderte Lai und machte sich los. „Wir befinden uns genauso in Schußweite wie diese Frau."
„Was willst du damit sagen?" erkundigte sich Bull.
„Daß das Pseudoschilf nach bestimmten Kriterien handelt, Bully. Du weißt vielleicht nicht, daß Pflanzen eine Emotio-Intelligenz haben, aber es ist so - jedenfalls bei terranischen Pflanzen. Und bei diesen Pflanzen ist die Emotio-Intelligenz vielleicht noch stärker ausgeprägt."
„Du brauchst mir keinen Vortrag darüber zu halten", sagte Bull. „Seit der Zeit, als Vamanus Viren eine Art Intelligenzseuche über die Erde brachten, bin ich über die Emotio-Intelligenz von Pflanzen informiert. Du denkst also, daß das Pseudoschilf diese Frau tötete, weil sie sich ihm mit einer Waffe in der Hand näherte?"
„Und wahrscheinlich mit dem Vorsatz, sie zur Vernichtung des Pseudoschilfs zu gebrauchen", ergänzte die Öko-Architektin. „Pflanzen fühlen so etwas."
„Auch das ist mir bekannt", erklärte Bull. „Dennoch halte ich es für besser, wenn wir unseren Abstand zu diesen gefährlichen Pflanzen vergrößern."
Er zog sich zurück. Lai folgte ihm, wenn auch offenkundig nur widerstrebend.
Als sie sich dem abgebrannten Pavillon näherten, kam ein Gleiter auf sie zu und hielt neben ihnen. Ein Mann stieg aus.
„Einen Augenblick, bitte, Reginald!" sagte er. „Ich habe eine wichtige Mitteilung zu machen."
„Ja?" sagte Bull.
„Es war eindeutig Brandstiftung", erklärte der Mann. „Ich habe die Untersuchung geleitet.
Dabei fanden wir elf Trümmerstücke, an denen Brandsätze gezündet worden waren. Ihre Hitzeentwicklung war so groß, daß sogar an sich unbrennbares Material rückstandslos verbrannte, in einem Fall eine fünfzehn Zentimeter dicke Betonplatte."
Bull nickte nachdenklich.
„Waren die Brandsätze innerhalb des Pavillons gelegt oder an den Außenwänden angebracht?"
„Außen", antwortete der Mann. „Woher hast du das gewußt?"
„Ich habe es nicht gewußt, sondern nur vermutet", erklärte Bull. „Waren die Brandsätze gleichmäßig auf alle Außenwände verteilt?"
„Nein." Die Augen des Mannes weiteten sich. „Eigenartig! Sie befanden sich alle an der Südwand und in den vor der Wand verlegten Betonplatten. Ich habe das vorhin gar nicht weiter beachtet, aber jetzt, wo es mir richtig bewußt wird, scheint es mir fast..."
„Als wären die Brandsätze aus einiger Entfernung geschleudert worden, nicht wahr?"
ergänzte Bull.
„Geschleudert oder abgeschossen", sagte der Mann.
„Danke", erwiderte Bull und wandte sich an Lai Nurgowa. „Das läßt mir kaum eine Wahl."
„Du meinst, die Pseudoseerosen hätten...?" Lai schluckte.
„Ihre reifen Früchte erinnerten mich gleich an etwas", sagte der Hanse-Sprecher. „Ich kam nur nicht gleich darauf, an was. Jetzt weiß ich es. Zur Zeit des Solaren Imperiums waren unsere Raumjäger unter anderem mit schnell feuernden Rakkanonen ausgerüstet.
Die Pseudobananen der Pseudoseerosen haben eine fatale Ähnlichkeit mit den Raketen, die diese Kanonen abschossen, nur daß sie einen nuklearen Sprengkopf besaßen statt Brandsätzen."
„Was willst du tun, Bully?" rief Lai erschrocken.
„Ich werde veranlassen, daß die Xenopflanzen in diesem See restlos vernichtet werden - und zwar mit Strahlgeschützen", erklärte Bull hart.
„Aber sie wurden durch die Lagerung der Giftemulsion provoziert!" protestierte die Öko-Architektin. „Du solltest versuchen, eine Eskalation zu verhindern, anstatt sie auszulösen."
„Kann ich mit Pflanzen verhandeln!" entgegnete Reginald Bull. „Es handelt sich um gefährliche fremdartige Lebensformen, die Vishna auf die Erde losgelassen hat, damit sie uns Menschen ausrotten. Wir können uns nur retten, indem wir ihnen zuvorkommen.
Genau das werde ich jetzt mit Julian Tifflor absprechen, und danach muß ich mich endlich um Galbraith Deighton kümmern. Die Tatsache, daß er sich nicht von selbst wieder gemeldet hat,
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