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1156 - Albtraum Elektra

1156 - Albtraum Elektra

Titel: 1156 - Albtraum Elektra
Autoren: Jason Dark
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dass der Strahl recht breit wurde und in die Dunkelheit schien.
    Es ging in die Tiefe. Nicht sehr steil, sondern in einer Schräge. Am Rand der Tür lag noch etwas Sand, den der Wind hergeweht hatte. Der allerdings verschwand sehr bald, und so warf das Licht einen Schimmer auf blankes Gestein.
    In den Fels im Fels waren Stufen hineingehauen worden. So konnte die Tiefe schneller überwunden werden. Ob ich tatsächlich in ein Grab hineinstieg, stand für mich noch nicht fest. Zunächst führte mich der Weg in eine schon unheimliche Tiefe hinein, die mit einer mehr als schlechten Luft gefüllt war. Sie raubte mir zwar nicht den Atem, aber immer wollte ich sie auch nicht einatmen. Der Ausgang hatte sich nicht wieder geschlossen. So konnte noch die normale Luft die andere durcheinanderwirbeln.
    Elektra hatte mir wieder den Rücken zugedreht und ging vor. Sie gab keine Erklärung mehr ab. Sie wusste, dass ich ihr folgte.
    Stufen, danach wieder ein Stück Weg. Dann Stufen. So ging es weiter in den Bauch hinein. Für mich war es ein unterirdischer Kessel, gefüllt mit zahlreichen Gerüchen und Erinnerungen, die weniger für mich als für Elektra bestimmt waren.
    Ich hörte sie flüstern. Ab und zu auch mal lachen. Sie bewegte sich schattenhaft und außerhalb des Lichts vor mir und ging mit einer Sicherheit, die darauf schließen ließ, dass sie sich hier unten bestens auskannte.
    Die Treppe, der Weg oder wie auch immer man diese Strecke nannte, hatte plötzlich ein Ende. Wir erreichten einen Raum, in den der Strahl meiner Leuchte hineinfiel.
    Es war eine große Kammer, und mir kam dabei der Begriff Grabkammer in den Sinn.
    Viel sah ich auf Grund der wenigen Lichtmenge nicht, doch das änderte sich, weil Elektra einen Gegenstand berührte, der mir zuvor verborgen geblieben war.
    Es wurde hell.
    Sehr langsam nur, in Intervallen. Beinahe wie in einem Kino. Ein indirektes Licht, das aus den Winkeln und den Wänden drang und sich allmählich ausbreitete, um die Finsternis zu vertreiben.
    Ich erlebte wieder eine Überraschung, denn ich sah, dass die Kammer oder der Raum hier unten prächtig ausstaffiert worden war. Nicht nur von den farbigen Zeichnungen an den Wänden, die Szenen und Figuren aus der ägyptischen Mythologie zeigten, nein, der Mittelpunkt der Kammer wurde von einem Diwan oder einer etwas höheren Liege gebildet. Sie war mit einem Stoff bedeckt, dessen Muster eine goldene Farbe zeigte. Umgeben war der Diwan von Krügen, Schalen und anderen Gefäßen, die zum Teil offen waren oder auf denen Deckel lagen. Einige der Gefäße waren leer, andere wiederum gefüllt mit Flüssigkeiten, deren Oberflächen ölig schimmerten.
    Elektra ging bis zu dieser Liege vor und blieb dort stehen. Sie schaute mich an und sah, dass ich meine kleine Lampe wegsteckte, denn ich brauchte sie nicht mehr. Sie breitete die Arme aus. »Hier ist mein Reich. Hier habe ich gelebt. Hier habe ich es mir gut sein lassen, John Sinclair.«
    Ich wusste nicht so recht, was ich antworten sollte, und hob deshalb die Schultern. »Wäre nicht so mein Fall gewesen«, sagte ich dann sehr leise.
    »Es war eine andere Zeit. Es war auch eine andere Welt. Und ich bin ebenfalls etwas Besonderes gewesen. Eine Zauberfrau oder eine Heilerin, wie man auch sagen kann, aber ich bin noch etwas anderes gewesen, auf das ich stolz bin. Ich bin ein Geschöpf der Götter!«
    Die letzten Worte hatte sie voller Stolz ausgesprochen. Sie schien dabei sogar gewachsen zu sein, als hätte sie eine neue Machtfülle erhalten.
    »Kein Mensch?«, fragte ich leise.
    »Nein, das Kind von einem Pharao, der es mit einer Göttin zeugte. Der Mensch und das Wesen. Ich weiß nicht, ob es das auch in deiner Welt gibt, aber ich bin daraus entstanden, und ich habe vieles von beiden Eltern mitbekommen. Obwohl man sich meiner schämte, hat man mich nicht getötet. Ich wuchs auf, ich wurde erwachsen, und ich erlebte, was es heißt, etwas so Besonderes zu sein. Ich spürte die Kräfte in mir, mit denen andere erst gar nicht gesegnet wurden. Ich war es, die heilte. Ich war es, zu der die Menschen ihre Kranken brachte, damit sie wieder gesund wurden. Ich fühlte mich in die Pflicht genommen, und ich habe sie alle geheilt. Ich ließ keinen im Stich, obwohl mich die Menschen ablehnten, Angst vor mir hatten und mich hassten.«
    »Warum hasste man dich?«
    »Ich war anders.«
    »Wie anders?«
    Sie schaute mich aus ihren dunklen Augen an. Der Blick kam mir verhangen vor. Schließlich nickte sie mir zu. »Ich
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