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1134 - Im Innern einer Sonne

Titel: 1134 - Im Innern einer Sonne
Autoren: Unbekannt
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auslöste, gelang es ihnen sehr schnell, Mrncks und Forrlers Vertrauen zu gewinnen. Wenn der Silkrin heute überlegte, welches blutrünstige Ungeheuer er aus dem Schacht schweben zu sehen glaubte, machte er sich im Nachhinein noch Vorwürfe wegen seiner Vorurteile. In Wahrheit entpuppte sich das „Monstrum" als liebenswertes, hilfsbereites und hochintelligentes Geschöpf, das alles andere im Sinn hatte, als Tod und Vernichtung um sich zu verbreiten. Als Forrler damals aus der Bewußtlosigkeit erwachte, war inzwischen noch ein zweites Fremdwesen angekommen, das sich in Körperaufbau und Anatomie grundsätzlich vom ersten unterschied, jedoch nicht minder intelligent und welterfahren wirkte.
    Die rein verbale Verständigung bereitete anfangs Schwierigkeiten. Silkrinen verfügten nicht wie die Fremden über eine Zunge, stattdessen befanden sich in der Mundhöhle flache Muskelwülste, die die Nahrung wie auf einem Fließband in die Speiseröhre transportierten. Die silkrinesische Sprache bestand deshalb hauptsächlich aus Zisch- und Krächzlauten, die regelmäßig der Unterstützung mit Gesten bedurften, um sich verständlich zu machen. Die Fremden dagegen verfügten über weitaus mehr und besser ausgeprägte Modulationsmöglichkeiten, ihr Wortschatz war bedeutend größer, und Handoder Körperbewegungen benutzten sie allenfalls bei besonderen Gefühlsregungen. Das Übersetzungsgerät, das sie mit sich führten, brauchte daher einige Stunden, bis es damit begann, Wörter und Sätze in die jeweils andere Sprache zu übertragen und eine angemessene, von Mißverständnissen und Rückfragen freie Unterhaltung zu ermöglichen.
    Dann aber überschlugen sich die Ereignisse förmlich.
    Forrler und Mrnck erfuhren von der phantastischen Reise der Fremden und von dem Dilemma, in dem sie steckten, weil sie die Enklave in der Sonne nicht wieder verlassen konnten. Mrnck berichtete seinerseits von der Geschichte der Silkrinen - von der wahren Geschichte! -, gab ihnen Informationen über die neue Welt, die sie jetzt bevölkerten, und über den heutigen Stand ihrer modernen Zivilisation.
    Die Fremden äußerten freundliche Anerkennung über die Leistungen der Väter und bewunderten das silkrinesische Volk insgesamt, weil es trotz Rückschritt in der technischen Entwicklung und trotz Vergessen der damaligen Vorgänge die Kraft bewahrte, in seinem begrenzten Kosmos eine für alle Staaten geltende demokratische Gesellschaftsstruktur zu erhalten. Zu diesem Zeitpunkt wirkten die Fremden noch einigermaßen gelassen. Doch dann, als Mrnck den Sonnenkorridor erwähnte, den der Geist Chtapofis zerstört hatte - da gerieten sie plötzlich aus dem Häuschen!
    „Sonnenkorridor!" ächzte das Ungetüm, das sich Icho Tolot nannte. „Meinst du damit einen Weg, der nach draußen führt? In diese andere Welt, wie ihr sie bezeichnet?"
    „Das meine ich", antwortete Mrnck, mit Bedauern in der Stimme. „Es gab ihn damals, aber uns fehlt heute das nötige Wissen, um ihn neu zu stabilisieren. Der Weg wird für immer verschlossen bleiben."
    Der Haluter war jedoch nicht zu entmutigen.
    „Das nötige Wissen!" rief er aus. „Wir haben es! Wenn wir die Maschinen finden, die den Sonnenkorridor einst stabilisierten, dann werden wir sie auch wieder aktivieren können.
    Wir errichten einen neuen Korridor!"
    Einen neuen Korridor in die andere Welt! dachte Forrler schaudernd.
    So wahr er heute hier saß und mit dem Schiff der Fremden durch die Enklave flog - das hatte Icho Tolot gesagt!
    Und was der Riese sagte, das meinte er auch.
    Seine Freunde - sie nannten sich Menschen oder Terraner - sollten die Schale der künstlichen Welt untersuchen, schlug er vor. Sie sollten Energieerzeuger, Maschinen, Aggregate und Armaturen studieren, bis sie diese bedienen konnten und die Funktion begriffen. Es würde lange dauern, aber schließlich würden sie den Korridor errichten und stabilisieren.
    Es war eine wahnwitzige, phantastische Vorstellung, aber sie schlug Forrler und Mrnck gleichermaßen in ihren Bann.
    Icho Tolot bat zwar darum, mit einem Regierungsvertreter darüber zu sprechen und dessen offizielle Erlaubnis für die Aktion einzuholen, doch mußte dieses Ansinnen schon deshalb scheitern, weil auch die Regierungen von der wahren Vergangenheit der Silkrinen keine Ahnung hatten. Weihte man sie ein, brächen ein Weltbild und die gesamte gesellschaftliche Ordnung zusammen. In einer unerhört eindrucksvollen Weise erteilte deshalb Mrnck selbst die Erlaubnis - als Wächter
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