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1014 - Der Seelenkompaß

1014 - Der Seelenkompaß

Titel: 1014 - Der Seelenkompaß
Autoren: Jason Dark
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weiter nach, denn dieses Phänomen war für ihn Realität.
    Er ging mit langsamen Schritten weiter, seinem eigentlichen Ziel entgegen. Der Beginn lag im letzten Raum des Museums, und kaum jemand außer ihm wußte Bescheid, denn es war einzig und allein sein Geheimnis, denn er hatte es entdeckt.
    Diejenigen, die das Haus damals gebaut hatten, würden nichts mehr sagen können, denn sie waren mittlerweile gestorben. Daß er den Zugang überhaupt entdeckt hatte, verdankte er einem Zufall, denn um den feuchten alten Keller unter dem Museum hatte sich bis dato niemand gekümmert. Er war einfach vergessen worden, glücklicherweise, denn so konnte Warren seiner neuen Lebensaufgabe nachgehen, was er auch gern und mit großer Intensität tat.
    Nie zuvor in seinem Leben, auch nicht als Polizist, hatte er eine derartige Macht besessen. Er fühlte sich wie ein Gott, wie jemand, der am Rad des Schicksals dreht, und zwar in bestimmte Richtungen, so wie es ihm gerade paßte.
    Die Tür war kaum zu sehen, denn sie befand sich in einem für Besucher abgesperrten Bereich. Da war ein Viereck aus Kordeln gespannt worden, und die Tür selbst war von einem Schrank verdeckt worden, in dem nur Bücher standen. Die gebundenen Protokolle der damaligen Londoner Mordkommissionen. Wer sie einsehen wollte, mußte sich an Warren wenden, und er holte dann die Bücher mit den Fotokopien aus dem verschlossenen Schrank.
    Jetzt stieg Phil Warren über die Kordel hinweg. Er blieb vor dem Schrank stehen, der nicht nur sehr wuchtig aussah, sondern es auch war. Ein Mann war kaum in der Lage, ihn zu bewegen. Daß es Phil Warren trotzdem schaffte, lag an den Rollen unter den Füßen. Er selbst hatte sie heimlich angebracht, um sich die Aufgabe zu erleichtern.
    Er stemmte beide Hände gegen den Schrank und drückte. Der erste Druck reichte aus, um den Schrank weiterzuschieben.
    Die Tür lag frei. Sie war aus dunklem, dickem Holz gefertigt worden. Es gab an ihr keine Klinke, dafür aber einen Knauf. Den drehte er herum und spürte schon jetzt, wie er allmählich erregt wurde.
    Obwohl er die Tür schon oft genug in seinem Leben aufgezogen hatte, war es jedesmal etwas Besonderes für ihn, allein wenn er daran dachte, was sich in der Tiefe des Kellers befand. Das war sein Geheimnis, das niemand außer ihm kannte. Und wenn es noch eine zweite Person gekannt hätte, dann hätte sie womöglich an ihrem Verstand gezweifelt, denn in der Tiefe versteckte sich etwas, das an den Grundfesten des Daseins rüttelte, wenn man es genau nahm.
    Wie immer glitt die Tür lautlos auf, denn Phil hatte die Türangeln gut geölt.
    Aus der Tiefe drängte sich ihm die Finsternis entgegen.
    Warren lächelte. Der Geruch war gleichgeblieben. Er hatte sich an diese Feuchtigkeit gewöhnt. Er liebte den Geruch sogar, und er liebte noch mehr das, was er bald finden würde.
    Zunächst schaltete er das Licht ein. Es war begrenzt, denn es beleuchtete nur seine unmittelbare Umgebung und die alten, buckligen Stufen der Treppe.
    Sie führte seinem Geheimnis entgegen. Sie endete in dieser wunderbaren Welt, die er als seine eigentliche Heimat ansah, und in der er sich wohlfühlen konnte.
    Zuvor mußte sich der bärtige Mann umziehen. Er streifte seine braune Cordjacke mit den Lederflicken an den Ellbogen ab und hängte sie an einen Haken.
    Von einem weiteren Haken nahm er das kaftanähnliche Gewand und zog es über. Es war wie ein Mantel, bestand aus einem relativ dicken Stoff, der mit Motiven bedruckt war.
    Vorne und hinten zeichneten sich auf dem rotbraunen Stoff die Gestirne ab, zu der auch die Sonne und der Mond zählten. Der Mantel hätte auch zu einem Zauberer gepaßt, und irgendwo fühlte sich Warren auch so.
    Zauberer und Magier zugleich, der aus dem orientalischen Raum kam und dessen Geheimnisse kannte.
    Es fehlte noch die Kopfbedeckung.
    Sie war ebenfalls wichtig, und er nahm sie mit sicherem Griff vom zweiten Haken.
    Er setzte sie auf.
    Es war kein normaler Hut, wie man ihn aus Europa her kannte. Auch bei ihm hatte der Orient Pate gestanden. Er erinnerte an einen türkischen Fes, war aber breiter und aus einem samtartigen Stoff, der in Dunkelbraun schimmerte.
    Erst als Phil Warren den Fes zurechtgerückt hatte, war er zufrieden und deutete dies auch durch ein Nicken an. Außerdem war er jetzt bereit, sich seinem Schicksal zu stellen. So nannte er den Raum tief unten im Keller. Er war sein Schicksal, denn dort öffneten sich ihm die anderen Welten, von denen die meisten Menschen nicht einmal
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