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0992 - Bestienrummel

Titel: 0992 - Bestienrummel
Autoren: Unbekannt
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der in den Zellkernen verankerten Gene gebaut. Ellidi-Ti, eine der Mitarbeiterinnen des Arateams, hatte dies einmal als eine Pseudo-Natur bezeichnet. Auch Mountvador glaubte fest daran, daß in irgendeiner Form eine künstliche Manipulation vorlag. Worin diese bestand und warum sie geschehen war, das waren die Kernfragen des genetischen Rätsels der Bestienwelt.
    Da gab es Lebensformen wie das Wasserauge, die im wesentlichen nur aus einer gummiartigen Masse bestanden, die gar keinen Zellaufbau besaß. Dicht unter dem Wasserauge hatte man ein organähnliches Ding entdeckt, daß ähnlich wie eine Körperdrüse arbeitete und bestimmte Hormonsäfte abgab. Diese beeinflußten den Wuchs des Tieres. Wie diese biologische Unmöglichkeit wirklich funktionierte war bis heute für das Team ein Rätsei. Genauer gesagt, eins von vielen Rätseln.
    Die echsenähnlichen Gurs legten Eier. Das war noch verständlich. Daß sich aber die varnpirähnlichen Raubvögel ausschließlich über ungeschlechtliche Vermehrung fortpflanzten, war ein Hohn. Unter den Faltflügeln wuchsen ihnen in regelmäßigen Zeitabständen madenartige Würmer, die in die tropischen Sümpfe fielen. Dort wuchsen sie als Saugwürmer heran, die von ihren rassischen Eltern verspeist wurden. Fraß einer der Vampirvögel einen Wurm, so zog er sich zu einer Art Verpuppung zurück. Aus dem Kokon schlüpften dann nach wenigen Tagen zwei junge Vögel.
    Zwischen dieser Art des Lebens und der Fortpflanzung und jeder anderen, die man auf Shourmager schon beobachtet hatte, gab es keine Ähnlichkeit.
    Mountvador schüttelte den Kopf, als ihm diese Tatsachen dureh den Kopf gingen. Ath-Vrilov, der vom Landeplatz zurüchkehrte, und die Geschehnisse auf den Bildschirmen rissen ihn in die Gegenwart zurück.
    Eine zweite Welle von Tieren war über den Energiezaun geklettert. Im Hintergrund standen mehrere Gurs, die drohend ihre kehligen Laute ausstießen. Irgendwie mußte es den Panzerechsen gelungen sein, eine Vielzahl der anderen Tiere zusammenzutreiben und gegen den Energiezaun zu jagen.
    Plötzlich zuckte Mountvador sichtbar zusammen. Ein ungeheurer Verdacht kam in ihm auf. Zunächst hatte er das Verhalten der Bestien als ein neues Rätsel eingestuft. Jetzt tat sich aber ein ganz anderer Aspekt auf.
    Während draußen auf der Landefläche die Roboter die wütenden Tiere abwehrten, stand Mountvador schweigend in seinem Hauptlabor. Seine Gedanken rasten, denn er mußte die neue Erkenntnis erst mit seiner bisherigen Theorie über Shourmager in Einklang bringen.
    Plötzlich lächelte er grimmig. Ja, so mußte es gewesen sein. Und was sich jetzt dort draußen abspielte, war die zwangsläufige Folge dieser eigenartigen Evolution.
    Er warf einen Seitenblick auf Mesenanda. Der Instinkt-Diagnostikerin würden seine Überlegungen nicht gefallen. Aber das war ihm gleichgültig.
    Mountvador wußte, daß er recht hatte. Denn, so sagte er sich, er hatte immer recht.
    Was die Gurs dort draußen mit den anderen Tieren machten, war kein Instinktverhalten.
    Das war etwas ganz anderes.
    Das war echte Intelligenz.
     
    2.
     
    Die Spelunke hieß „Dumps Dreckfleck" und lag in einem der Vergnügungsviertel am Nordrand von Trade City, der Hauptstadt des Handelsplaneten Olymp.
    Der Name der rauhen Kneipe sprach für sich. Hier trafen sich Menschen aller Angehörigkeiten und Herkünfte.
    Vor einigen hundert Jahren war hier einmal eine Diebesbande ausgenommen worden, die ihre Zentrale in „Dumps Dreckfleck" aufgebaut hatte. Seit dieser Zeit zogen die ständig wechselnden Besitzer damit eine große Reklameschau auf.
    Bletz war das völlig egal. Er hatte seine eigenen Probleme. Und die machten ihn mißmutig. Das war ein Grund mehr für den Mann, nach getaner Arbeit nicht sofort nach Hause zu gehen, sondern erst einmal in „Dumps Dreckfleck" eine Denkpause einzulegen.
    „Hallo, Inventar", begrüßte ihn der alte Springer hinter der Theke. Bletz gab ihm keine Antwort.
    Er ging als erstes zum Interkom und wählte die Nummer seiner Wohnung. Der alte Barkeeper stellte sich neugierig in seine Nähe, um das Gesagte zu hören.
    „Hallo, mein Wuschelbärchen", sagte Bletz. „Ich habe noch eine Wirtsehaftsprüfung. Warte nicht mit dem Abendessen."
    Dann drehte sich der kleine, untersetzte Mann um. Er hob eine Hand und drohte dem Barkeeper.
    „Erstens: Ich heiße weder Inventar, noch bin ich dein Inventar. Im übrigen wirst du mich bald nicht mehr sehen. Zweitens: Du bist zu neugierig. Dafür geht der erste
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