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0974 - Monsterzeit

0974 - Monsterzeit

Titel: 0974 - Monsterzeit
Autoren: Jason Dark
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wieder klarer sehen. Der Mund war verzerrt. Er stand unter einer wahnsinnigen Anspannung, die keinen Nerv seines Körpers ausließ.
    Er sah.
    Zwei Hände!
    Nein, das waren schon zwei Klauen, die die Fensterbank umklammerten!
    Dunkler und runzeliger als die Haut eines Menschen war sie. Wenn er ehrlich sein sollte, erinnerten ihn die beiden Hände nicht an eine Haut, sondern an Baumrinde.
    Eine Hand preßte Perry auf die Lippen. Hölle noch mal! Sollte sich dieser verfluchte Alptraum wiederholen? Hatten es die fremden Mächte geschafft, ihren Wald zu verlassen, um in die Nähe der Menschen zu gelangen?
    Er rechnete jetzt mit allem, auch mit dem Unerklärlichen und Unaussprechlichen.
    Es waren erst Sekunden seit dieser Entdeckung vergangen. Ihm aber kamen sie so schrecklich lang vor. Auch deshalb, weil ihm zahlreiche Vermutungen und Ideen durch den Kopf geschossen waren.
    Nur die Hände?
    Nein, denn plötzlich sah er mehr. Er nahm es nach dem kurzen Zucken der Arme wahr, denn sie hatten dafür gesorgt, daß sich der Körper in die Höhe stemmen konnte.
    Ja, er kam.
    Nein! schrie es in ihm. Nein, verdammt, das kann nicht wahr sein! Das ist Einbildung. So etwas darf es nicht geben.
    Aber es war eine Tatsache.
    Und es war auch Realität, daß der andere das Fenster an seinem unteren Rahmen packte und die Scheibe in die Höhe drückte…
    ***
    Perry Cameron verlor nicht die Nerven, doch er stand dicht davor, dies zu tun. Was er da präsentiert bekam, das ging weit über sein Vorstellungsvermögen hinaus, denn eine derartige Alptraumgestalt hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Das war unwahrscheinlich und auch unmöglich. So etwas ging ihm völlig quer.
    Mensch, Monstrum? Beides zusammen?
    Cameron wußte es nicht. Er konnte nur immer wieder aus dem jetzt offenen Fenster starren. Die Standuhr daneben nahm er gar nicht mehr wahr. Sein Blickfeld bestand nur noch aus Fenster und dem, was sich hinter der hochgeschobenen Scheibe abmalte.
    Es war ein Gesicht, aber kein menschliches. Es troff vor Blut, und dieses Blut rann aus den Wunden in der rindenartigen Stirn, den Wangen, den aufgerissenen Lippen des Mundes, in dem die Zähne wie Hölzer aussahen, und es sickerte auch aus den aufgerissenen Stellen, die sich unterhalb der Unterlippe befanden, so daß die roten Streifen bis hin zum Kinn reichten.
    Er sah keine Haare. Was da auf dem breiten Schädel wuchs, glich mehr Gestrüpp.
    Cameron senkte den Blick. Er glaubte nicht daran, daß nur ein Kopf hier am Fenster erschienen war. Schließlich hatte er das Kratzen gehört. Gut, er hätte auch mit seinen hölzernen Zähnen an der Außenwand entlangschaben können, nur wollte er diese Lösung nicht akzeptieren.
    Perry suchte nach einem Hals, nach Schultern und letztendlich auch einem Körper, wie er ihn schon auf seiner Flucht durch den Wald gesehen hatte.
    Da und auch kurz vor dem Einschlafen, wo alles noch mal durch seinen Kopf gewirbelt war, hatte er an eine Halluzination geglaubt. An Hirngespinste, die er auf seinen Zustand zurückführte. Nun aber hatte er sich nichts eingebildet. Dieses unwahrscheinliche und unerklärliche Monstrum war echt. Keine Nachbildung, und es wurde auch nicht von irgendeiner Person gehalten und auf das Fenster zugeschoben.
    Er war von allein gekommen. Es hatte die Hölle des Waldes verlassen, um ihm einen Besuch abzustatten. An Greta dachte er dabei nicht. Es ging einzig und allein um ihn.
    Das Monstrum mit dem blutigen Gesicht und den weißen, großen, leicht schielenden Augen interessierte sich einzig und allein nur für ihn und für nichts anderes. Es glotzte hinein. Perry sah, daß sich die Augen sogar bewegten, und zwar entgegen dem Uhrzeigersinn.
    Oder täuschte er sich?
    Es kam nicht.
    Es blieb draußen. Es traf überhaupt keine Anstalten, sich durch das offene Fenster in den Raum hineinzuschieben. Es blieb vor dem Haus, und es sonderte seinen widerlichen Modergestank ab, als hätte es ihn zuvor tief in der Walderde aufgesaugt. In den Gestank hinein mischte sich wieder dieser bittersüße Geruch, den der Killer wahrnahm.
    Cameron rührte sich nicht. Die unsichtbare Wolke aus widerlichem Gestank umgab ihn und raubte ihm den Atem. Wenn er Luft holte, dann hatte er den Eindruck, ein Teil des Waldes würde in sein Innerstes eindringen und es ausfüllen.
    Die Angst blieb.
    Nie zuvor hätte der Killer daran gedacht, eine derartige Furcht erleben zu müssen. Sie sorgte bei ihm für einen Blutstau, der auch sein Denken
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