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097 - Die Knochenkammer der Dämonen

097 - Die Knochenkammer der Dämonen

Titel: 097 - Die Knochenkammer der Dämonen
Autoren: A.F.Morland
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haben wir es am liebsten«, sagte ich und warf Mr. Silver einen kurzen Blick zu.
    Der Industrielle, der wußte, daß der Ex-Dämon neben mir saß, richtete das Wort nun an ihn: »Wie denken Sie über diesen Fall, Mr. Silver?«
    »Ich kann noch nicht viel sagen«, antwortete der Hüne mit den Silberhaaren. »Ich muß den Kerl erst sehen. Mir kommt vor, als hätte der Mann gar nicht zum Monster werden wollen. Es scheint ihm passiert zu sein. Ich will damit sagen, daß er sich nicht ganz unter Kontrolle hatte.«
    »Worauf fuhren Sie das zurück?« wollte Tucker Peckinpah wissen.
    Der Ex-Dämon zuckte mit den Schultern. »Nach dem, was ich von Ihnen gehört habe, könnte es sich um einen Schwächeanfall des Dämons handeln. Wie Ihnen bekannt ist, sind auch Dämonen gewissen Formschwankungen unterworfen. Natürlich wirkt sich das bei uns nicht so stark wie bei einem Menschen aus, aber ich bin zum Beispiel nicht imstande, permanent dieselbe Leistung zu erbringen. Je rangniedriger, desto stärker die Schwankungen. Und dann gibt es auch noch die sogenannten Endzeitdämonen. Vielleicht haben wir es mit einem solchen zu tun.«
    »Was ist ein Endzeitdämon?« erkundigte sich Tucker Peckinpah.
    »Nicht alle Dämonen leben ewig. Das ist ein Irrglaube«, sagte der Hüne neben mir. »Es gibt welche, deren Lebensdauer zwar wesentlich länger als die eines Menschen, aber dennoch befristet ist.«
    »Sie meinen, dieser Kerl im Einkaufszentrum könnte so ein Endzeitdämon sein?« fragte Peckinpah. »Das wäre nicht schlecht. In diesem Fall brauchten wir nichts gegen ihn zu unternehmen. Es würde genügen, zu warten, bis er von selbst das Zeitliche segnet.«
    »Genaueres kann ich erst sagen, wenn ich den Mann sehe«, gab Mr. Silver zurück. »Jedenfalls sind Endzeitdämonen gerade im allerletzten Stadium ihrer Existenz extrem gefährlich.«
    »Können diese Endzeitdämonen ihr Leben nicht verlängern?« fragte ich den Ex-Dämon.
    Mr. Silver schüttelte den Kopf. »Sie selbst können es nicht, aber unter bestimmten Voraussetzungen kann ihnen geholfen werden.«
    »Von anderen Dämonen?« fragte ich.
    »Wer sonst sollte ein Interesse daran haben, daß sie weiterleben, du Intelligenzbolzen?« gab der Ex-Dämon zurück.
    Ich grinste. »Nichts für ungut, Großer. Das war keine besonders kluge Frage.«
    Der Ex-Dämon tätschelte meinen Arm. »Bin ich von dir doch gewöhnt.« Er grinste dabei so unverschämt wie selten.
    Die Regent's Street war für den gesamten Verkehr gesperrt. Es gab Umleitungen, um die wir uns aber nicht zu kümmern brauchten.
    Tucker Peckinpah hatte mal wieder großartige Vorarbeit geleistet und uns alle Hindernisse aus dem Weg geräumt. Die Polizisten kannten nicht nur meinen Namen, sondern auch meinen Wagen und dessen Kennzeichen.
    Ein Blick darauf genügte oft, und wir durften die Sperren passieren.
    »Die behandeln dich wie Prinz Charles«, sagte der Ex-Dämon feixend.
    »Und dabei siehst du nicht im entferntesten so attraktiv aus wie Lady Di«, konterte ich. Man durfte diesem Stänkerer nichts schenken, denn wenn er Oberwasser bekam, war er nicht auszuhalten.
    Der Polizeieinsatz wurde von Warren Christie und George Waite geleitet, hatte uns Tucker Peckinpah wissen lassen. Wenn wir irgendwelche Wünsche hätten, sollten wir uns damit an sie wenden.
    »Haben Sie noch ganz kurz Zeit für eine erfreuliche Mitteilung, Tony?« fragte der Industrielle.
    »Dafür immer«, gab ich zurück. »Die sind in letzter Zeit ohnedies rar geworden.«
    »Vor wenigen Minuten kam ein Fernschreiben herein«, berichtete Tucker Peckinpah. »Ich glaube, da zeichnet sich ein erster Lichtblick ab.«
    »Großartig«, sagte ich, noch nicht begeistert. »Und für wen?«
    »Für Jubilee«, antwortete der Industrielle.
    Jubilee war unser aller Liebling, ein siebzehnjähriges Mädchen, das wir auf der Prä-Welt Coor aufgegabelt und mitgenommen hatten. Seither wohnte sie in meinem Haus, und eine Menge Leute versuchten herauszufinden, wer ihre Eltern waren und wo sie lebten.
    Sie war ein bißchen auch unser Sorgenkind. Vor etwa zwei Wochen war ich nach Hause gekommen, und sie hatte im Fieber geglüht. Der Arzt hatte nicht gewußt, was ihr fehlte.
    Er hatte angenommen, sie würde eine Krankheit ausbrüten, doch das war nicht der Fall gewesen. Bereits am nächsten Morgen war Jubilee wieder fieberfrei und quietschvergnügt gewesen.
    Wir hatten darauf bestanden, daß sie noch einen Tag im Bett blieb, aber dann war sie nicht mehr zu halten gewesen. Seit zwei
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