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0933 - Der erste Erbfolger

0933 - Der erste Erbfolger

Titel: 0933 - Der erste Erbfolger
Autoren: Oliver Fröhlich
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schade, denn so leid es mir tut, ich kann es noch immer nicht erneuern.«
    »Du hast noch nicht aufgeräumt. Ja, ja, ich weiß. Nein, Sid, es geht um etwas anderes. Uschi und Monica Peters haben mich angerufen und gebeten, per zeitlosem Sprung hierher zu kommen. Auch wenn du mich nicht mehr in die Burg lässt, davorspringen kann ich noch!«
    »Uschi und Monica? Was ist mit ihnen?«
    »Sie sind auf Château Montagne und brauchen deine Hilfe. Zamorra steckt in Schwierigkeiten.«
    »So? Tut er das? Welche Schwierigkeiten könnten das wohl sein?«
    »Er ist tot und ein fremder Geist wohnt in seinem Körper.«
    ***
    Vergangenheit, Lemuria
    Sekundenlang hatte Zamorra das Gefühl, nicht alleine in seinem Körper oder gar ein anderer zu sein. Doch dann schüttelte er diesen unsinnigen Gedanken ab. Er war Invo Tanaar! Wer sonst? Ehemaliger Priester der Stadt Hysop. Ehemaliger Träger des goldenen Schimmers.
    Inzwischen zeigte seine Haut nur noch ein trauriges Grau. Den Göttern sei Dank, denn nur diese unauffälligere Farbe hatte es ihm erlaubt, so lange unerkannt zu überleben. Drei Jahre waren seit Jesofs Tod vergangen. Was hatte er sich nur dabei gedacht, den Zaer zu töten? Der Erbfolger hätte sein Ziel sein müssen, nicht dessen Vater!
    Statt ihm Schaden zuzufügen, hatte er Stracen in die Karten gespielt. Dieser hatte das Amt des Zaer geerbt. Nach den Statuten hätten ihn die zwölf Höchsten Räte noch bestätigen müssen, aber Jesofs Schrei während der Wahnsinnstat hatte dafür gesorgt, dass man sie neben Invo als Urheber des Attentats ansah. Also löste der neue Zaer den Rat kurzerhand auf, verurteilte die zwölf Höchsten unter dem Jubel des Volks zum Tode und erließ Monate später ein Gesetz, nach dem die Zaer-Würde beim Ableben des Amtsinhabers auf dessen jüngsten Sohn überging, egal wie alt der war.
    Wie es die Erbfolge vorsah, starb Stracen an seinem siebzehnten Geburtstag. Zwei Stunden nach der Geburt seines Sohns Okram, des neuen Zaer'hysop! Im letzten Jahr seines Lebens hatte Stracen eine loyale Truppe von Ministern zusammengestellt, die während Okrams Kindheit die Herrschaft ausübte.
    Zamorra wusste, dass es sich dabei um Dämonen in ihrer menschlichen Tarnform handelte, aber wem sollte er dieses Wissen kundtun? Das Volk war erschüttert gewesen, als Stracen in so jungen Jahren starb! Trotz seiner Jugend hatte er als großer und gerechter Herrscher gegolten. Niemand hatte ihn durchschaut. Keiner konnte auch nur erahnen, dass er alles dafür vorbereitet hatte, über Jahrzehntausende an der Macht zu bleiben. Jeder Zaer würde seinen Vorgänger an Kraft übertreffen. Wenn die Menschen erst einmal bemerkten, dass es um Größe und Gerechtigkeit ihres Herren doch nicht so gut bestellt war, wie sie vermuteten, war es zu spät.
    Der Professor sah auf seine knotigen Finger herab. Wie von selbst hatten sie in den letzten Minuten sein Wissen niedergeschrieben. Mit der Arbeit an dem Buch über die Entstehung und die Hintergründe der Erbfolge, so weit er sie selbst kannte, hatte er bereits kurz nach Jurgs Tod begonnen. Immer wieder hatte er es ergänzt und neue Erkenntnisse hinzugefügt.
    Er legte die Feder nieder, schloss den Folianten und strich über den Einband mit dem stilisierten Lebensspender. Dies sollte seine letzte Eintragung gewesen sein. Er war des Flüchtens müde.
    Zamorras Gedanken kehrten zu Jesof zurück. Vor drei Jahren hatte er ihr Versteck verlassen, um den Zaer zu töten. Den Göttern sei Dank, dass eine merkwürdige Unruhe Zamorra geplagt hatte, nachdem Jesof gegangen war. Also schnappte er sich sein Buch und gab den Unterschlupf in dem baufälligen Turm auf. Stattdessen verkroch er sich unter einer Brücke, von der aus er alles beobachten konnte.
    Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen. Ein paar Stunden später tauchten plötzlich Männer der Tempelwache auf und stürmten den Turm. So rasch wie möglich machte sich Zamorra aus dem Staub. Er wusste, dass er Jesof nicht wiedersehen würde. Am nächsten Tag erfuhr er aus den Gerüchten auf den Straßen auch, warum. Er konnte sich nur nicht erklären, wie die Gardisten ihn so schnell gefunden hatten. Nach dem, was sich die Leute erzählten, war Jesof nach dem Attentat selbst getötet worden, konnte also nichts mehr verraten haben. Doch letztlich spielte es keine Rolle. Jesof war tot, das zählte!
    Dies war der Moment, als etwas in Zamorra zerbrach. Beide Söhne hatte er an den Erbfolger verloren und ihn noch immer nicht stoppen können. Er
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