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0903 - Nächte der Angst

0903 - Nächte der Angst

Titel: 0903 - Nächte der Angst
Autoren: Jason Dark
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und verständnisvoll. Er hatte sie nur ausgelacht und ihr erklärt, daß sie Alex vergessen konnte.
    Bei der dritten Begegnung hatte er sie genommen. Ja, einfach nur genommen. Und sie schämte sich dessen, denn es war ihr nicht gelungen, sich zu wehren. Sie hatte es sogar genossen, sie hatte ihn nackt gesehen. Einen wilden, strammen Körper, behaart wie der eines Tieres, und es hatte ihr nichts ausgemacht.
    Später war sie dann fluchtartig von ihm weggelaufen, verfolgt von seinem Lachen.
    Er hatte doch bekommen, was er wollte, und Vera hatte gehofft, nun in Ruhe gelassen zu werden.
    Das war nicht geschehen, der letzte Anruf hatte es bewiesen, so daß sie sich jetzt fragte, was er denn noch von ihr wollte.
    Sie wußte es nicht, sie konnte es sich auch nicht vorstellen, denn so weit reichte ihre Phantasie nicht. Jedenfalls fror sie, als sie an Lou Ryan dachte, zugleich wurde ihr warm, und diese Wärme wiederum ließ das Gesicht der jungen Frau glühen.
    Vera Tanner verließ die Küche. In dem winzigen Flur blieb sie stehen. Alles in dieser Wohnung war winzig, der Wohnraum ebenso wie das Schlafzimmer, das glücklicherweise noch ein Fenster hatte.
    Die Dusche war später eingebaut worden, man hatte den Platz vom Schlafzimmer kurzerhand abgetrennt.
    Vera blickte auf die Uhr. Es war noch nicht sehr spät. Früher Abend, wenn man so wollte. Eigentlich hatte sich Vera vorgenommen, in diesen Stunden noch etwas zu arbeiten. Am nächsten Tag wollte sie in den Kindergarten der Gemeinde gehen, um den Kleinen etwas zu erzählen. Sie kannte so wunderbare Bibelgeschichten, die Kinder freuten sich darauf, und die Schwester ebenfalls.
    Ob sie das schaffte, wußte sie nicht. Sie war einfach zu durcheinander, sie würde Zeit brauchen, um den Anruf zu verdauen, und Vera wußte nicht, ob sie jetzt noch die richtige Person war, um den Kindern von Gott zu erzählen.
    Sie hatte sich vorgenommen, in der Kirche tätig zu sein. Vielleicht würde sie später einmal versuchen, Pfarrerin zu werden, da hätte sie noch einmal studieren müssen, nun aber lernte sie und hatte eine gute Stelle als Gemeindereferentin bekommen. Sie fühlte sich dort wohl, die Arbeit machte ihr großen Spaß. Bisher jedenfalls, nun aber waren ihr Zweifel gekommen.
    Würde die Nacht daran etwas ändern? Vera wußte es nicht. Sie wußte auch nicht, ob es Sinn hatte, sich jetzt ins Bett zu legen. Schlaf würde sie kaum finden.
    Überlegend stand sie in der kleinen Diele und schrak heftig zusammen, als sie das Geräusch der Türklingel hörte. Wer kam um diese Zeit? Wer wollte sie besuchen?
    Lou Ryan?
    Nur das nicht, nur das nicht! Wie Schauer jagten die Worte durch ihren Körper. Auf keinen Fall, er durfte nicht zu ihr kommen, nicht noch einmal diese Erniedrigung erleben.
    Sie schaute durch den Spion und sah das Gesicht eines jungen Mannes. Es war Alex Preston, ihr Verlobter.
    Beinahe hätte sie vor Glück geweint!
    ***
    Es hätte keine größeren Gegensätze geben können als die zwischen Alex Preston und Lou Ryan.
    Alex war offen, freundlich, menschlich. Er wollte seinen Beruf in den Dienst der Polizei stellen, hatte dort auch schon eine gewisse Zeit absolviert und studierte nun weiter, um später in den höheren Dienst einzusteigen. Er war auch nicht der Typ Polizist, der unbedingt seinen Streifendienst durchführte. Er gehörte mehr zu den Grüblerischen, die viel nachdachten, Strategien entwickelten und auch psychologisch gut geschult waren.
    Jetzt saß er Vera gegenüber im dunkelblauen Cordhemd und den helleren Jeans, hielt sein mit Mineralwasser gefülltes Glas zwischen den Fingern und schaute Vera sehr genau an.
    »Etwas ist mit dir los, Vera«, sagte er.
    »Was soll denn sein?«
    »Bitte, das darfst du mich nicht fragen. Das möchte ich von dir wissen.«
    Sie schaute ihn an. Wenn es einen Menschen mit treuen Augen gab, dann war es Alex. Ja, sie hatte sich zuerst in die braunen Augen verliebt, die so vertrauensvoll, aber auch bestimmend blicken konnten. Es kam immer auf die Situation an. Das ebenfalls braune Haar ließ sich nie richtig bändigen, es wuchs wie ein Durcheinander auf seinem Kopf und fiel des öfteren in die Stirn. Er hatte einen breiten Mund und schmale Wangen. Die Nase war etwas klein und kantig, die Hände lang, die Finger recht kräftig. An einem schimmerte der dünne Verlobungsring.
    »Ich kann es dir auch nicht sagen, Alex. Ich fühle mich einfach müde. Du weißt ja, es gibt derartige Tage, da kommt man einfach nicht zurecht. Man hängt rum
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