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0901 - Die Zweidenker

Titel: 0901 - Die Zweidenker
Autoren: Unbekannt
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„Ich hoffe, daß es eines Tages Heilung für dich gibt, Goran, und du zur Entelechie zurückfindest", sagte er zum Abschied.
    Ich wußte nicht recht, ob ich mich diesem frommen Wunsch anschließen sollte. Eigentlich fühlte ich mich auch ohne Tiefenbewußtsein ganz wohl.
    In der nächsten Marsnacht war es soweit.
    Fanzan-Pran und Lank-Grohan erwarteten mich am Materietransmitter in einem der Nebentürme.
    Warum bauten wir Loower immer neun Türme zusammen, obwohl nur. ein einziger von Bedeutung war?
    Weil die Zahl neun eine symbolträchtige Bedeutung hatte. Wir be- 'deckten auch unsere Körper mit neuneckigen Schutzplättchen, obwohl andere Formen vielleicht zweckentsprechender gewesen wären.
    Ich weiß das nicht, denn ich habe mir noch keine eingehenderen Gedanken darüber gemacht. Dafür weiß ich um so besser, daß alles im Leben eines Loowers auf Tradition beruht. „Wir strahlen dich gleich ab, Goran", sagte Fanzan-Pran, dem ich fast soviel zu verdanken hatte wie meinem früheren Lehrer Jarkus-Telft. „Ich möchte nur noch einmal deine Ausrüstung überprüfen."
    Meine ganze Ausrüstung bestand eigentlich nur aus einem Impulsgeber, der zusammen mit einem auf das terranische Interkosmo programmierten Übersetzungsgerät gekoppelt war. Auf diese Weise stand ich ständig mit dem Türmer vom Mars in Verbindung. Doch war diese Verbindung einseitig: Während Hergo-Zovran alle Geschehnisse um mich aus meiner Warte beobachten und mithören konnte, war es mir nicht möglich, Befehle von ihm zu empfangen.
    Eine Gegenverbindung wäre zu riskant gewesen. Aber wenigstens funktionierte das Übersetzungsgerät so, daß auch ich verstehen konnte, was Terraner in meiner Gegenwart sprachen. Da das Gerät auf sechsdimensionaler Basis arbeitete, war auch nicht zu befürchten, daß die Terraner es entdeckten. Das war wichtig für meine Mission.
    Während Fanzan-Pran mich einer letzten Überprüfung unterzog, gab Lank-Grohan mir noch einige Instruktionen. „Eigentlich ist es müßig, dir Verhaltensmaßregeln auf den Weg mitzugeben", sagte er abschließend. „Du kannst dich von selbst besser auf die Mentalität der Terraner einstellen als ein entelechisch orientierter Wissenschaftler wie ich. Viel Glück, Goran. Wenn du in Schwierigkeiten gerätst, holen wir dich zurück."
    „Vielleicht will ich gar nicht zurück", stellte ich in Aussicht. Das war als Scherz gemeint, wurde von dem Psychologen jedoch nicht so aufgefaßt.
    Loower hatten keinen Humor.
    Vielleicht war das der springende Punkt, der die Kluft zwischen Terranern und unserem Volk schier unüberwindlich machte.
    Während ich für diesen Einsatz geschult worden war, hatte man mir auch beizubringen versucht, welche Bedeutung „Lachen" bei Terranern hatte. Ich war von selbst darauf gekommen - Lank-Grohan würde wahrscheinlich noch Generationen darüber grübeln. „Fertig!"
    Ich trat durch das Transmitterfeld und kam irgendwo auf dem Mars heraus. Das heißt, ich kannte zwar nicht die genaue Position, wußte jedoch, daß man mich in die Nähe einer Siedlung von Neukolonisten abgestrahlt hatte.
    Es war ein Gebiet, in dem gerade Abenddämmerung herrschte. In den improvisiert wirkenden Gebäuden am Horizont gingen gerade die Lichter an. Von der Neunturmanlage war weit und breit nichts zu sehen. Sie lag weit hinter mir.
    Da es empfindlich kalt war, schloß ich einige meiner Körperplatten zum Schutz meiner empfindlichsten Körperstellen zusammen.
    Hier, weitab von dem Monument loowerischer Kultur, erinnerte mich der Mars noch mehr an Alkyra-II, wo ich geboren war.
    Ich sah mich im Geist meine ersten Schritte aus der THAMID - dem damaligen Haupthaus der großen Söhne - tun, die Bekanntschaft der primitiven Monaden machen, und erlebte noch einmal meinen ersten Ausritt auf einem dieser Plasmawesen in die Wüste. Und über allem war die telepathische Stimme der Duade, die ich in jungen Jahren für die Gottheit unseres Volkes hielt.
    Später, als sich mein Tiefenbewußtsein entwickelte und ich zu einem vollwertigen Loower heranreifte, da erkannte ich, daß die Duade nur die Gedanken meines Ordinärbewußtseins aushorchen konnte.
    Und in weiterer Folge zeigte es sich, daß das machthungrige und herrschsüchtige Plasmawesen keine Ahnung hatte, daß wir, die Loower, in Wirklichkeit sie mit unserem entelechischen Denken beherrschten.
    Doch entwickelte sich die Düade progressiv weiter. Sie vermehrte sich durch Zellteilung, und jeder ihrer Ableger erreichte eine höhere
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