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0895 - Im siebten Kreis der Hölle

0895 - Im siebten Kreis der Hölle

Titel: 0895 - Im siebten Kreis der Hölle
Autoren: M.H. Rückert
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Augenbrauen sahen wie zwei Bürsten aus, von der jede bei Bedarf ein Eigenleben zu führen vermochte. Die zu einem überheblichen Lächeln verzogenen schmalen Lippen und eine leicht zu groß geratene Adlernase ergaben alles in allem einen düsteren Eindruck.
    Im Gegensatz zu seinen sonstigen Gepflogenheiten trug Sid Amos diesmal keinen gediegenen Nadelstreifenanzug, sondern stand überraschenderweise nur in einem schwarzen Slip vor Zamorra.
    »Sag mal, spinnst du allmählich, Zamorra?«, grollte er mit seiner angenehmen Bassstimme. »Ich war kurz davor, einzul…«
    »Sid, ich will gar nicht so genau wissen, was du gerade getan hast. Ich muss schnellstens hier heraus!«, rief der Parapsychologe. »Die Höhle wird langsam, aber beständig kleiner.«
    Sie hatte nur noch einen Durchmesser von maximal zwei Meter.
    Der Ex-Teufel verzog die Lippen etwas breiter. Auf Zamorra erweckte dieses Lächeln einen Eindruck zwischen Ärger und Schadenfreude.
    »Das sehe ich, aber glaubst du nicht, dass das noch Zeit gehabt hätte? Wenigstens solange, bis ich…«
    »Sid, bitte! Nimm mich mit und dann kannst du machen, was du willst.«
    Amos stemmte beide Hände in die Seiten und wollte sich schier ausschütten vor Lachen. Er winkte mit seiner künstlichen rechten Hand ab.
    »Das mache ich doch sowieso. Tun, was ich will, meine ich.«
    »Bitte, Sid. Stygia und ihre Amazonen haben es auf mich abgesehen.« Zamorra wusste nicht, wann er das letzte Mal jemand so inständig gebeten hatte.
    »Den Damen wünsche ich viel Vergnügen - und dir eine gute Standfestigkeit.« Amos salutierte, dann zwinkerte er Zamorra zu und lachte über seinen schlechten Scherz.
    Unvermittelt wurde er ernst.
    »Nichts im Leben ist umsonst, Zamorra. Das weißt du genau.«
    Der Parapsychologe kniff die Augen zusammen.
    »Das ist Erpressung, Sid«, sagte er überrascht. Aber hatte er wirklich etwas anderes von dem Erzdämon erwartet?
    »Ich nenne es einen Austausch«, erklärte Amos. »Dein Leben gegen zwei kleine Gefälligkeiten. Glaubst du wirklich, dass das zu viel verlangt ist?«
    Zamorra presste die Lippen aufeinander. »Was verlangst du?«, fragte er mit hörbarem Ärger in der Stimme.
    Amos legte die Fingerspitzen beider Hände zusammen und blickte Zamorra ernst an.
    »Das, mein Freund, sage ich dir dann, wenn es soweit ist.«
    »Das ist nicht fair!«, protestierte der Dämonenjäger.
    »Jetzt sinds nur noch einmeterfünfzig Durchmesser«, wies Amos darauf hin, dass sich die Höhle wiederum verkleinert hatte. »Also dann, Zamorra, ich muss los, ehe ich mich nicht mehr umdrehen kann.«
    »Halt!« Zamorra ergriff Sid Amos am Arm. »Du hast gewonnen. Aber die Erpressung vergesse ich dir nicht so schnell.«
    »Warum nicht gleich so?« Amos grinste auf die ihm eigene Art. »Übrigens wirst du die erste Gefälligkeit schon heute Abend einlösen müssen…«
    »Heute Abend?« Zamorra wusste nicht, was die ominösen Worte bedeuten sollten.
    »Du wirst schon sehen«, knurrte Sid Amos und verschwand mit Zamorra aus der Höhle, deren Durchmesser nun bei unter einem Meter lag.
    ***
    Lucifuge Rofocales Narben schmerzten seit seinem Vorgehen gegen Don Jaime erneut. Zwar nicht mehr so stark wie noch vor Tagen, aber die beständige Pein ließ den Höllenherrscher wie schon so oft zuvor ziemlich ungehalten reagieren.
    Hätte er den Vampir doch nicht so hart bestrafen sollen? Wären dann seine Qualen nicht wiedergekommen? Der Erzdämon schüttelte den Kopf. Es war sinnlos, darüber nachzudenken. Es war geschehen und er besaß keine Möglichkeit, die Bestrafung rückgängig zu machen.
    Und vielleicht konnte er nun genug Kräfte sammeln, damit es ihm bald wieder besser ging.
    Mit dem Einsatz von Stygias Amazone war er sehr zufrieden. Er hatte angenommen, dass die Aktion länger dauern würde.
    Stygia hatte sich zwei Tage lang nicht ihren Untergebenen gezeigt, bis sie die Brandwunden durch ihre Selbstheilungskraft geschlossen hatte und alle Narben verschwunden waren.
    Den drei Amazonen hatte sie die Erinnerung an die Ereignisse in der Höhle genommen. Niemand sollte etwas darüber erfahren, dass Zamorra sie im letzten Augenblick ausgetrickst hatte.
    Zuerst hatte sie mit dem Gedanken gespielt, die drei Mitglieder ihrer Leibwache zu töten, aber es wäre aufgefallen, dass ihre fähigsten Leute nicht mehr am Leben waren - und dann wären die falschen Leute darauf aufmerksam geworden, dass sich Zamorra in der Hölle befunden hatte.
    Lucifuge Rofocale hätte sie für das Scheitern
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