Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0883 - Labyrinth der Kugelhöhlen

0883 - Labyrinth der Kugelhöhlen

Titel: 0883 - Labyrinth der Kugelhöhlen
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
gesprochen.«
    Millisan Tull leitete no tears - sie war eine Frau in der Mitte ihres vierten Lebensjahrzehnts, warmherzig, stets freundlich, mit enormer Fachkompetenz gesegnet; für die Kinder war sie ganz einfach die Ersatzmutter, deren freundliches Wesen jeden gleich einnahm. Doch Millisan konnte auch eine knallharte Verhandlungspartnerin sein, wenn sie auch noch den kleinsten Vorteil für ihre Kinder und no tears herausholen wollte. So mancher Vertreter oder Stadtvater hatte erst viel zu spät realisiert, dass er der Frau auf den Leim gegangen war. Rola wusste von Artimus, dass er überglücklich war, das Haus in Millisans Händen zu wissen.
    Um in die Küche zu gelangen, musste die ganze Schar am Büro der Leiterin vorbei. Ganz automatisch wurden sie in diesem Augenblick leiser, gingen auf Zehenspitzen, denn sie wollten Milli, wie sie Tull nannten, auf keinen Fall stören. Erst recht nicht jetzt, denn Millisan hatte ja Besuch.
    Die letzte Köchin hatte vor ein paar Tagen das Handtuch geworfen. 41 Kinder… das wäre nicht das Problem gewesen, wenn die nur nicht so extrem verschiedene Bedürfnisse gehabt hätten - hier waren nahezu alle Kulturkreise mit ihren Vorlieben und Abneigungen in Sachen Nahrung vertreten. Und jeden Tag Nudeln mit Ketchup, das konnte es ja auch irgendwo nicht sein. Das war nämlich die einzige Variante, mit der alle glücklich waren.
    Eine neue Köchin für eine solche Multikulti-Geschichte zu finden, war nicht unbedingt einfach.
    Manja und Rola blieben stehen, als sich die Bürotür plötzlich öffnete. Millisan-Tull und eine junge Frau traten auf den Gang hinaus. Die beiden Erzieherinnen blickten einander kurz an. So stellten sich beide nicht unbedingt eine Köchin vor.
    Mitte zwanzig vielleicht, bis über die Schulter fallendes dunkelbraunes Haar, gezupfte Augenbrauen, ein hoch geschlitztes Kleid, das ihre Figur - besonders natürlich ihre Beine - außerordentlich gut betonte.
    Die Kinder waren alle stehen geblieben, denn ihre natürliche Neugier ließ sich nicht zügeln. Millisan lächelte in die Runde. »Das, ihr Lieben, ist Kinny Hang, unsere neue Köchin. Begrüßen wir sie alle herzlich, okay? Und machen wir ihr die Arbeit hier so leicht wie nur möglich. Also - keine Streiche, ihr Rabauken!« Alle lachten… alle außer zwei der Kinder.
    Der eine war Julo, der auf seinem Rollbrett, das ihm die Beine ersetzte, auf die neue Köchin zu rollte. Er pfiff anerkennend durch die Zähne. »Hui, die ist aber sexy!« Das Lachen wurde nur um so lauter. Nur auf Kinny Hangs Gesicht hatte nicht viel mehr als ein schmales und falsch wirkendes Lächeln Platz.
    Der Zweite, der nicht lachte, war Serhat, ein fünfjähriger Junge aus der Türkei, wo man ihn neben seinen ermordeten Eltern gefunden hatte. Völlig traumatisiert hatte man ihn zu no tears gebracht. Dort wurde ein Form von Autismus festgestellt, die eine normale Kommunikation mit dem Jungen äußerst schwierig machte. Doch da war noch mehr… in dem Kind steckten latente Fähigkeiten der besonderen Art. Als Artimus van Zant ihn hier besucht hatte, war Serhat plötzlich sehr gesprächig geworden - zumindest für seine Verhältnisse.
    Er hatte in van Zant den Krieger erkannt, der Kämpfer für die weiße Stadt Armakath. Er hatte ihm einen großen Kampf prophezeit, in dem einer von Artimus' Freunden sterben würde. Und so war es auch gekommen - Professor Zamorra wurde in Armakath das Opfer eines feigen Attentats. Nur die Wurzel der Stadt hatte es geschafft, dass der Parapsychologe eine zweite Chance bekam. Serhat hatte Recht behalten.
    Der Kleine drückte sich fest gegen Rola, schien sich zu fürchten. Die junge Frau ging in die Hocke. »He, was ist los, mein Süßer? Wovor hast du denn Angst?«
    Die Stimme des Kindes war kaum zu vernehmen, doch Rola sog jedes Wort in sich auf.
    »Sie ist falsch, böse… kalt. Sie will Tod… ich habe Angst…«
    Rola DiBurn schnappte sich Serhat, warf sich den kleinen Kerl über die Schulter. Diese Situation musste sie jetzt blitzschnell entschärfen. »Komm, wir beide machen uns jetzt über das versprochene Eis her. Und die anderen… die haben Pech gehabt!« Protestgeschrei wurde laut, und die ganze Bande rannte hinter Rola und Serhat her, die schon die Küchentür erreicht hatten. Rola setzte Serhat zu Boden.
    Ehe sie den Kindern folgte, warf sie noch einen Blick zurück. Kinny Hang blickte mit eisigem Lächeln zu ihr. Rola wusste nicht, ob sie etwas auf Serhats Worte geben konnte, doch zumindest war sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher