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0873 - Gabentisch des Grauens

0873 - Gabentisch des Grauens

Titel: 0873 - Gabentisch des Grauens
Autoren: Jason Dark
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bananenförmigen Schlitz versehen, durch den die nackte Haut schimmerte und auch die Ansätze der Brüste zu sehen waren. Die blanke Haut schimmerte auch durch das eng anliegende Gewebe an den Armen, wobei die Königin der Nacht auf jeglichen Schmuck verzichtet hatte. Sie selbst und ihr Auftreten waren Schmuck genug.
    Hinter den Schleiern war das Gesicht nicht einmal undeutlich zu sehen. Es glich mehr einem bleichen Fleck, der keinerlei Konturen aufzuweisen hatte.
    Die Hände mit den langen Fingern hatte die Königin der Nacht in die Hüften gestützt. Sie war einen Schritt hinter dem Eingang stehengeblieben und schaute sich um.
    Dabei ließ sie sich viel Zeit. Einmal bewegte sie den Kopf nach rechts, dann nach links, als wollte sie jede Einzelheit der Disco in sich aufsaugen.
    Die Gäste merkten es, wenn sie von den Blicken der Frau getroffen wurden. Wie es sich beim Auftreten einer Königin gehörte, so verneigten sie sich vor ihrer Königin und freuten sich, wenn diese Geste durch ein huldvolles Nicken erwidert wurde.
    Erst nach einer Weile löste sie sich von ihrem Platz und schritt weiter. Jede Bewegung wirkte wie einstudiert, in ihrem Gang lag eine gewisse Choreographie, der sich niemand entziehen konnte. Und natürlich nicht ihrem Einfluß. Alle anderen Gäste, mochten sie auch noch so ungewöhnlich aussehen, waren in den Hintergrund gerückt und eigentlich nicht mehr als Staffage.
    Die Königin der Nacht beherrschte die Szene!
    Auch Julie Jenkins war angetan. »Unwahrscheinlich«, flüsterte sie. »Das ist unglaublich.« Sie schaute auf ihre Handrücken und entdeckte dort die Gänsehaut.
    Marty nickte nur.
    »Und du weißt nicht, wie sie aussieht?«
    »Keiner weiß es.«
    Julie schaute ihn an, als könnte sie ihm nicht glauben, hielt sich aber mit einem weiteren Kommentar zurück und beobachtete nur den Weg der Königin.
    Sie hatte ihren Platz. Niemand saß dort, wo sie sich hinsetzen wollte.
    Es war der größte Tisch. Versehen mit einer schwarzen Marmorplatte. Das Material glänzte wie ein dunkler Spiegel. Ein »Mönch« sprang vor und rückte der Königin den breiten Stuhl mit der hohen Lehne zurecht. Auf der dunklen Sitzfläche ließ sie sich nieder. Ihre Arme und Hände fanden auf den beiden Lehnen Platz.
    Der Platz war gut ausgesucht. Von ihm konnte sie die Disco überblicken, die Gäste beobachten und auch Zeichen geben, wenn sie etwas haben wollte.
    Mit den Fingern der rechten Hand schnippte sie. Der »Meßdiener« hinter der Theke hatte darauf nur gewartet. Eine Karaffe mit Nonnenblut stand schon bereit. Der junge Mann brachte sie ihr an den Tisch, zusammen mit einem Glas, und die Königin der Nacht bedankte sich.
    Eingeschenkt hatte der »Meßdiener« bereits. Er zog sich wieder an seinen Arbeitsplatz zurück, während der neue Gast das Glas anhob und trank. Darauf hatte auch Julie gewartet. Dabei muß sie den Schleier abnehmen, dachte sie, aber das geschah nicht. Die Königin schob den Tüll nur zur Seite, um das Glas an ihre Lippen setzen zu können. Sie trank es mit zügigen Schlucken leer.
    Sosehr sich Julie Jenkins auch bemühte, sie bekam nichts von diesem Gesicht zu sehen. Es blieb nach wie vor hinter dem geheimnisvollen Schleier verborgen.
    Die Königin war zufrieden. Sie schenkte sich selbst nach und nahm auch noch einen zweiten Schluck.
    Es war still geworden zwischen den dunklen Wänden. Die Atmosphäre hatte sich verdichtet, und sie war angefüllt mit einer gewissen Spannung. Das berühmte Kribbeln überkam zahlreiche Gäste. Man wußte, daß etwas passieren würde, man wartete darauf, und man wollte einfach nicht enttäuscht werden.
    »Gleich geschieht es!« wisperte Marty.
    »Was denn?«
    Marty lächelte, weil Julies Stimme so aufgeregt geklungen hatte. »Sie wird sich erheben, zur Tanzfläche gehen und dort tanzen.«
    Julie staunte. »Mit wem?«
    »Allein.«
    »Ehrlich?«
    »Ja.«
    »Warum denn?«
    »Frag nicht soviel, es ist so. Aber während des Tanzes wird sie ihre Blicke unter dem Schleier schweifen lassen und sich bereits denjenigen Gast aussuchen, mit dem sie dann verschwindet. Jeder hofft natürlich, daß er es sein wird.«
    »Ja, ja, das glaube ich. Sie ist wirklich faszinierend. Aber was erzählen die Typen denn, wenn sie zurückkommen? Die müssen euch doch irgend etwas zu berichten haben.«
    »Müßten!« korrigierte Marty. »Sie tun es nur nicht.«
    »Dann hat sie es ihnen verboten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das hat sie nicht. Aber ihre Freunde können sich nicht
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