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0858 - Missgeburt

0858 - Missgeburt

Titel: 0858 - Missgeburt
Autoren: Christian Montillon
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und Weisheit gelangen.«
    Lhitt'har schüttelte den Kopf, als er daran dachte, mit welcher Selbstverständlichkeit er damals an den Erfolg seiner Mission geglaubt hatte.
    Je länger er gearbeitet hatte, desto mehr war die Gewissheit geschwunden. Nun war das Skelett komplett, und in wenigen Stunden würde er ihm Leben einhauchen… daran konnte es kaum einen Zweifel geben.
    Aber würde sich auch das erhoffte Ergebnis einstellen? Niemand konnte es sagen, denn nie zuvor war etwas Vergleichbares geschehen.
    Vielleicht würde das Skelett als hirn-und verstandloses Wesen zum Leben erwachen. Möglicherweise war der Geist, den es einst beherbergte, längst von den Mühlen der Zeit zermahlen worden und existierte nicht mehr oder nur noch in unendlicher Ferne und Fremdheit.
    Von Augenblick zu Augenblick wurde Lhitt'har klarer, dass sie nicht nur am Geheimnis der Vergangenheit rührten, sondern auch am größten Mysterium überhaupt: der Grundlegung des Lebens. Der Essenz des Seins.
    Ihm schwindelte vor der erhabenen Bedeutung seiner Taten. Und gleichzeitig fragte er sich, ob es Größenwahn war. Frevelte er? Oder forschte er nur? Lag der Unterschied zwischen einem Sakrileg und bloßem Wissensdurst nur in der Betrachtungsweise?
    Inzwischen hatte er die Schwanzspitze erreicht. Er blickte auf die dünn zulaufenden Wirbelknochen und richtete deren Stellung ein letztes Mal aus. Dann zog er einen Kreis, den er mit einem Dreieck umschloss, das wiederum von parallelen Linien begrenzt wurde.
    Sehr gut.
    Die Hälfte der Vorbereitungen war getan. Nun hieß es lediglich, die Arbeit spiegelverkehrt ein zweites Mal zu verrichten. In diesem Moment hörte er zum ersten Mal das Flappen großer Schwingen, weit über sich. Aber er dachte sich nichts dabei.
    ***
    »Es ist unglaublich«, sagte Nicole Duval.
    Professor Zamorra legte ihr den Arm um die Schultern. »Es gibt eine ganz einfache Erklärung dafür, dass der Zwitter Dianas Grab aufsucht. Andrew Millings hat sie geliebt, und er ist Teil dieser neuen Existenzform.«
    »Aber im Handeln des Zwitters spiegelt sich nichts von dem wieder, was Andrew ausmachte! Keine ethischen Werte. Andrew hätte nie einen anderen gefangen genommen oder uns erpresst.«
    »Ich weiß«, erwiderte Zamorra. »Oder ich hoffe es. Wir kannten ihn vielleicht nicht so gut, wie wir glaubten. Hat uns nicht auch die Skrupellosigkeit des Zwitters überrascht?«
    »Soll das etwa heißen, du…«
    »Das soll gar nichts heißen. Ich vermute genauso wie du, dass die… wie soll ich sagen… böse Natur des Zwitters von Torre Gerret herrührt, vielleicht auch aus der Kombination. Er hat mehrfach betont, dass er nicht mehr aus seinen drei Einzelteilen Millings, Gerret und Langka besteht, sondern zu einer neuen Kreatur verschmolzen ist. Es ist etwas entstanden, das es vorher nicht gegeben hat.«
    Nicole fasste seine Hand und verschränkte die Finger zwischen seinen. »Mir geht etwas im Kopf herum, das ich kaum auszusprechen wage.«
    »Raus damit! Wenn du es mir nicht sagst, wem dann?«
    »Wäre es besser gewesen, Andrew wäre damals in der Hölle der Unsterblichen gestorben? Sieh dir den Zwitter an. Er ist eine bemitleidenswerte Kreatur, am Ende seiner Kräfte. Außerdem schadet er anderen.« Sie sah ihm in die Augen. »Ist er unser Feind? Müssen wir ihn bekämpfen, sobald sich eine Gelegenheit dazu bietet?«
    Der Meister des Übersinnlichen zögerte. »Ich kann dir darauf keine Antwort geben, Nici. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben.«
    Sie lächelte. »Die Hoffnung stirbt zuletzt, nicht wahr?«
    »Warum besteht er darauf, dass wir das Amulett nicht mitnehmen? Merlins Stern ist für ihn nicht gefährlich. Er hat ihn noch nie angegriffen.«
    »Ein Rätsel«, bestätigte seine Geliebte und Kampfgefährtin. »Es muss etwas ganz anderes dahinterstecken. Es kann nicht um eine Gefahr für ihn selbst gehen. Wenn man in dieser Kategorie denkt, ist sein zweiter Befehl erst recht unsinnig. Wir müssen einen Dhyarra-Kristall mitnehmen. Der Sternenstein bildet für den Zwitter viel eher eine Gefahr als das Amulett.«
    Der Parapsychologe seufzte. »Also geht es um etwas anderes. Etwas, das wir nicht durchschauen. Denken wir von einem anderen Standpunkt aus. Würde uns das Amulett in einer Situation schützen, in der es uns nach dem Willen des Zwitters nicht schützen darf?«
    »Das hieße, dass dämonische Mächte im Spiel sind.«
    »Traust du ihm das zu? Paktiert er tatsächlich mit Dämonen?«
    Nicole löste sich von ihm und ließ
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