Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0855 - Geisel der Finsternis

0855 - Geisel der Finsternis

Titel: 0855 - Geisel der Finsternis
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
Garten. Als Student hatte van Zant für einige Wochen in so einem Tierpark als Aushilfe gearbeitet. Dieser Geruch hatte sich in seine Erinnerungen tief und unauslöschbar eingebrannt.
    Etwas Feuchtes klatschte nur wenige Zoll von seinem Kopf entfernt auf den Boden. Einige Spritzer verirrten sich auf Artimus' linke Wange. Plötzlich war er hellwach, denn an den getroffenen Hautstellen brannte es mit einem Mal wie schieres Feuer!
    Artimus sprang auf die Beine, torkelte seitwärts, und knallte gegen massive Gitterstäbe, die seinen Körper unsanft abbremsten.
    Gitter…
    Er war ein Gefangener, aber damit hatte er zumindest rechnen müssen. Im Grunde hatte der Physiker mit seinem Leben abgeschlossen, als ihn die grünhäutige Höllenkreatur bei den Schultern gefasst hatte. Getötet hatte sie ihn nicht, aber in einen Käfig gesperrt.
    Exakt in dieser Sekunde knallte etwas Weiches gegen van Zants Hals, dessen Haut sofort reagierte. Artimus sprang zurück in die Mitte des Käfigs. Langsam kehrten all seine Sinne zu ihrem Normallevel zurück. Nun konnte er diese Feuerpeitsche sehen, die erneut auf ihn zuschnellte.
    Es war keine Peitsche, wahrlich nicht.
    Es war eine breite dunkelrote Zunge, die an ihrer Spitze pfeilartig zulief. Artimus sprang nach hinten - und wurde erneut getroffen.
    Er zuckte herum, sah die zweite Zunge, die nach ihm schlug, dann eine dritte und vierte. Instinktiv machte er zwei Schritte nach vorne, einen nach rechts, blieb so wie angewachsen stehen.
    Die Attacken ließen nicht nach, wurden nur noch heftiger und von wütendem Zischen untermalt. Doch sie erreichten ihr Ziel nicht mehr.
    Van Zant zwang sich zur Ruhe. Mit zusammengekniffenen Augen gelang ihm endlich zu erkennen, was ihn hier angriff.
    Echsen… verflixt große Exemplare! Insgesamt sechs dieser Wesen umschlichen den Käfig, der sie von ihrem Opfer trennte. Dabei behinderten sie sich gegenseitig, wenn sie mit ihren Flügeln gegeneinanderstießen. Artimus' Erinnerung brauchte eine Weile, doch dann sagte sie ihm, woher er diese Tiere kannte.
    Die Amazonen, die Zamorra, Nicole und ihn vor den Toren Armakaths angegriffen hatten, waren auf diesen Flugdrachen geritten. Auch er selbst hatte einen wahrhaftig unvergesslichen Flug auf dem Rücken eines solchen Tieres hinter sich gebracht, als er mit Zamorra und Brik Simon die Tochter vonYola Hakonen aus dem Lager der Kriegerinnen befreit hatte. Das war eine Erfahrung gewesen, auf die der Südstaatler gut und gerne hätte verzichten können.
    Hier jedoch hatten die Drachen eine andere Funktion. Van Zant versuchte, den Raum bis in seine letzten Winkel mit den Augen zu vermessen, doch das dürftige Licht, das durch Löcher im Dach einfiel, machte dieses Vorhaben nahezu unmöglich.
    Der Grundriss hatte die Form eines Pentagons - eines Fünfecks, wie es bei vielen Festungen aufgrund der idealen Verteidigungsmöglichkeiten gewählt wurde; wenn sich van Zant nicht irrte, hatte er bei dem Drachenflug viele Gebäude im Amazonenlager gesehen, die so gebaut waren.
    Die Decke war nicht sonderlich hoch, vielleicht vier Meter, so schätze er. Wahrscheinlich war das so angelegt, damit die Flugechsen keine Chance hatten, sich in die Lüfte zu erheben. Mit den ausladenden Spannweiten ihrer Flügel waren sie so gezwungen, sich ausschließlich am Boden zu bewegen.
    Und exakt dort war ihr Einsatzort, denn Artimus war sicher, dass sie hier nur den einen Zweck hatten - Gefangene an jedem Ausbruchsversuch zu hindern. Das Gebäude war dazu perfekt. Ziemlich genau in seiner Mitte befand sich der Käfig, der bis zur Decke reichte. Van Zant wagte es nicht, sich aus der Mittelposition fortzubewegen, da ihn sonst die wütenden Tiere sofort erwischt hätten. Er schätzte den Käfig auf eine Grundfläche von 20 mal 20 Fuß.
    Dem Gefangenen blieb nichts anderes übrig, als sich in der Mitte des überdimensionalen Vogelkäfigs aufzuhalten.
    Gut, dass diese Viecher Grimms Märchen noch nie gelesen haben - da spucken ihre Verwandten meterlange Feuerlanzen… Doch das schien nicht zu den Fähigkeiten der Echsenkreaturen zu gehören. Zumindest nicht bei diesen Flugechsen. Von Zamorra hatte Artimus gehört, dass es diese Feuerspucker tatsächlich gab.
    Immer wieder versuchten die Echsen ihr Glück, knallten hart mit ihren hässlichen Schnauzen gegen die Gitterstäbe. Vor den Zungen war van Zant geschützt, doch der ätzende Speichel der Wesen traf ihn doch immer wieder.
    So gut es nur ging, schützte er sich mit seiner Kleidung - was hätte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher