Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0851 - Kosmischer Alptraum

Titel: 0851 - Kosmischer Alptraum
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
instinktiven Denkvorgänge spielten sich mit immer stärker werdender Heftigkeit ab.
    Und dabei waren sie nicht auf ihre eigene Kraft angewiesen! Die kosmische Strahlung, die vom dichten Zentrum der fremden Galaxis ausging und rein optisch als blaues Leuch-ten auszumachen war, beeinflußte jenen hochaktiven Teil von Bardiocs Gehirn.
    So gebaren Haß und fünfdimensionale Weltraumstrahlung eines Tages eine winzige Zelle - eine pervertierte Gehirnzelle. Es war eine besondere Art von Mutation, die niemand hatte vorhersehen können, auch die Mächtigen nicht, die Bardioc in die Verbannung ge-schickt hatten, um ihn auf diese Weise für den Diebstahl des Sporenschiffs und die Mani-pulation des Schwarms zu bestrafen.
    Der denkende Teil des Gehirns ahnte nichts von dem, was sich in seinen unteren Berei-chen abspielte. Die Perverszelle teilte sich schließlich, und damit begann eine Wuche-rung, die in relativ kurzer Zeit für die Entstehung eines Zellknotens sorgte.
    Dieser Knoten war abartig und hätte operativ entfernt werden müssen.
    Zu solchen weitreichenden Maßnahmen war das Lebenserhaltungssystem der Kapsel jedoch nicht in der Lage. Im Gegenteil, es half durch zusätzliche Produktion von Sauerstoff und Nahrung dabei mit, den Zellknoten am Leben zu erhalten.
    Der Knoten in den Triebsektoren des Gehirns wucherte nun langsam weiter und entwickelte dabei primitive Instinktintelligenz.
    Indessen ersann Bardioc eine neue Möglichkeit, sich die Zeit zu vertreiben.
    Er „sprach" mit denen da draußen.
    Die da draußen, das waren hypothetische Lebewesen, die jenen Planeten bevölkerten, auf den man Bardioc verbannt hatte.
    Die Gespräche waren einseitig, ausschließlich Monologe, aber sie konnten den Verbannten ab und zu von seinem grenzenlosen Elend ablenken.
    „Ihr da draußen", dachte Bardioc, „wißt noch nichts von meiner Existenz. Und ich kann nicht einmal sicher sein, ob es euch gibt. Vielleicht seid ihr längst ausgestorben, vielleicht werdet ihr auch erst in vielen Millionen Jahren existieren. Am Ende seid ihr sogar darauf angewiesen, daß erst ein Sporenschiff und dann ein Schwarm vorbeikommt. Das wäre Ironie des Schicksals. Oder ihr werdet niemals da sein, weil diese Welt für ewig ein Ödplanet bleiben wird."
    So und ähnlich führte Bardioc seine „Unterhaltungen".
    Jene da draußen wurden zu einem festen Bestandteil seiner erbärmlichen Existenz.
    Sie wurden zu einer fixen Idee, denn schließlich war Bardioc nicht nur davon überzeugt, daß es sie gab, sondern auch davon, daß sie ihn hörten und verstanden.
    So richtete er seine Gedanken ganz ernsthaft an die Außenwelt.
    „Ich bin Bardioc, der Verbannte! Eines Tages werdet ihr mich finden und befreien. Ich werde einen Körper erhalten und damit Gelegenheit, mich an den anderen zu rächen."
    Manchmal bildete er sich ein, jene da draußen würden ihm antworten.
    Längst zweifelte er nicht mehr daran, daß seine Befreiung irgendwann erfolgen würde.
    Er hatte nun eine Hoffnung, an die er sich klammern konnte. Jene da draußen waren in seiner Nähe, sie würden dafür sorgen, daß er nicht bis in alle Ewigkeit in dieser Kapsel vegetieren mußte.
    Unbemerkt von Bardioc begann unterdessen der pervertierte Zellknoten, eine organische Flüssigkeit zu produzieren, eine säurehaltige Verbindung, die sich als Kondensat auf den Innenwänden der Kapsel niederschlug.
    Jene, die die Kapsel einst gebaut hatten, waren von ihrer Unzerstörbarkeit überzeugt gewesen, aber sie hatten niemals damit gerechnet, daß der Behälter von innen heraus beschädigt werden könnte. Die äußere Umhüllung war gegen jede noch so extreme Gewalt geschützt, nicht so aber das Kapselinnere.
    Das säurehaltige Kondensat bildete sich und verdunstete, bildete sich erneut und verdunstete wieder. Auch dieser Prozeß konnte nur stattfinden, weil es ein Lebenserhaltungssystem gab, das im Innern des Behälters ein winziges ökologisches Reich aufrecht-erhielt.
    An der Innenwand der Kapsel begann schließlich nach vielen hundert Jahren die Korro-sion. Die glatte innere Schicht änderte ihre Konsistenz. Sie wurde rau und brüchig. Schließlich begann sie in dünnen Plättchen abzubröckeln.
    So wurde die Wandung allmählich von innen heraus ausgehöhlt und zerfressen.
    Bardioc wußte nichts von alledem, er spürte es nicht einmal.
    Womit hätte er es auch wahrnehmen sollen?
    Die Kapsel wurde regelrecht mürbe.
    Die für unzerstörbar gehaltene Hülle verlor ihre Grundlage und war nicht mehr das,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher