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0840 - Das Drachenmädchen

0840 - Das Drachenmädchen

Titel: 0840 - Das Drachenmädchen
Autoren: Jason Dark
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die Tiefe getaucht, dem Ende der Tür entgegen und war dann unter der Ritze verschwunden.
    Wohin?
    In einem Büro.
    Und dort brannte Licht.
    Ten Ho hatte den schmalen Lichtstreifen erkennen können. In diesem Büro wurde noch gearbeitet.
    Wer da saß, wußte er nicht. Er würde sie nicht kennen, denn in dieser Etage brannten in manchen Räumen oft die gesamte Nacht über die Lichter.
    Der Wächter überlegte, was er tun sollte. Er wußte von der Existenz des Schattens, er würde sich auf ihn einstellen. Zudem rechnete er damit, daß der Schatten auch gefährlich war. Traf das zu, war es am besten, wenn er die dort arbeitenden Menschen warnte. Außerdem hatte er dann Zeugen, die seine Aussagen bestätigen konnten.
    Als er diesen Entschluß gefaßt hatte, fühlte er sich wohler und machte sich mit langen Schritten auf den Weg. Er wischte unterwegs den Schweiß aus seinem Gesicht. Je mehr er sich dem eigentlichen Ziel näherte, um so schleppender wurden seine Schritte. Er spürte auch die leichten Schmerzen hinter seiner Stirn, und vor der Bürotür blieb er für einen Moment stehen, um zu lauschen.
    Viel war nicht zu hören. Eigentlich gar nichts. Weder das Klappern eines elektrischen Schreibcomputers, noch Stimmen oder das Läuten eines Telefons.
    Die Stille gefiel ihm nicht. Sie brauchte allerdings nichts zu bedeuten haben. Trotzdem holte der Mann noch einmal tief Luft, bevor er die Hand auf die Metallklinke legte und die Tür aufdrückte.
    Auf ein Klopfen hatte er bewußt verzichtet.
    Die Firma, die sich unter anderem in dieser Etage eingemietet hatte, verdiente ihr Geld mit dem Export von exotischen Lebensmitteln und Gewürzen. Der Markt war gut. Europa schluckte viel, und es waren besonders die zahlreichen Chinarestaurants, deren Besitzer immer wieder auf die Produkte ihrer Heimat zurückgriff en.
    Ten Ho öffnete die Tür.
    Sein Herz klopfte wieder schneller, als er einen ersten Blick in das Büro warf, das erstaunlich groß war. Sieben Schreibtische entdeckte er dort. Auf jedem der Tische stand ein PC, aber nicht alle waren besetzt.
    Eigentlich keiner…
    Das wunderte den Wächter.
    Er schüttelte den Kopf. Hatten die Mitarbeiter bereits Feierabend gemacht? Dann hätten sie zumindest das Licht löschen können. Ten Ho kam nicht zurecht. Er blieb nahe der Tür stehen, und seine Blicke wanderten über die weißen, fensterlosen Kunststoffwände, die Mitarbeiter durch Bilder geschmückt hatten. Die Gemälde zeigten landschaftliche Motive, schöne Plätze auf dieser Welt. Orte zum Ausruhen, so, als hätten sich die hier arbeitenden Menschen ihre Träume in das nüchtern eingerichtete Büro geholt.
    Kein Laut unterbrach die drückende Stille. An das kaum zu hörende Summen der Computer hatte er sich gewöhnt, ansonsten war es fast totenstill.
    Der Teppichboden zeigte eine mausgraue Farbe. Nahe der Tür war er abgetreten. Der Weg, den die meisten Mitarbeiter nahmen, war genug zu erkennen.
    Ten Ho schaute nach links. Dort befand sich, ebenso wie an der rechten Seite, eine weitere Tür, die zu anderen Büros hinführte. Er überlegte, ob er in diesen Räumen nachschauen sollte und fragte sich gleichzeitig, warum er nicht einfach zurückging.
    Der Gedanke flammte so stark in ihm auf, daß er ihm beinahe den Atem nahm. Es war wie eine Warnung vor der großen Gefahr, eine letzte Chance, die man ihm gab.
    Wovor sollte er gewarnt werden? Vor dem Schatten? War er so gefährlich, daß er ein Menschenleben in Gefahr brachte?
    Ten Ho entschloß sich zu einem Kompromiß. Er wollte sich in diesem Büro nur kurz umschauen.
    Einmal die kleine Runde machen, um sein Gewissen zu beruhigen. Dabei würde er immer die Tür im Auge behalten, denn er hatte den Schatten nicht vergessen. Obwohl er ihm nichts getan hatte, fürchtete sich Ten Ho vor ihm. Das Bild wurde er einfach nicht los. Dieser lange Wurm, das Zerrbild einer Schlange, mit einem gräßlichen Maul, dessen Kiefer weit offen standen.
    Während er durch das Büro schritt, blickte er immer wieder zu Boden, weil er an den Schatten dachte.
    Dann sah er das Blut…
    Ein dicker Fleck, der sich am Bein eines Schreibtisches vorbeigedrückt hatte und in den Teppichboden eingesickert war.
    Menschenblut?
    Panik kam in dem Mann hoch. Er wäre gern verschwunden, statt dessen ging er vor und auch auf den Schreibtisch zu.
    Daneben lag die Tote.
    Nein, nicht nur eine Leiche.
    Eine zweite entdeckte er eine Armlänge entfernt.
    Zwei Frauen in weißen Blusen, deren Stoff jetzt dunkelrot
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