Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0834 - Griff nach Armakath

0834 - Griff nach Armakath

Titel: 0834 - Griff nach Armakath
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
konnte; nichts für den Physiker, der auch bei Alltagsgegenständen auf Funktionalität achtete - nicht auf deren Aussehen. Julie hätte sicher ihre Freude an diesem Ding gehabt - Khira garantiert auch.
    Er verdrängte die Gedanken an die beiden Frauen. Zumindest versuchte er es.
    Von Funktionalität könnte man bei dem Spiegel jetzt allerdings nicht reden, denn er war ganz und gar beschlagen. Van Zant fischte sich ein trockenes Handtuch aus dem Regal, das direkt neben dem Waschbecken angebracht war. Mit wenigen Zügen wischte er die Spiegelfläche trocken - und prallte zurück!
    Für einen Moment nur glaubte er ein Monumentalgemälde vor sich zu haben. Einen dieser alten Schinken, die in Europas Museen und alten Schlössern hingen. Doch das war definitiv kein Gemälde - und wenn, dann eines, das verflixt lebendig war.
    Das war eine Stadt - bunt und verwirrend in ihrer Architektur - und eine Festung, eine Burg, die direkt an ein Felsmassiv gebaut war. Falsch - nicht an, sondern in den Fels hinein! Nur ihre bizarren Türme und das asymmetrisch geformte Tor ragten daraus hervor. Vergleichbares hatte van Zant nie zu Gesicht bekommen.
    Vor der Festung lag eine weite Ebene, die zur Bühne für eine blutige Schlacht geworden war. Männer und Frauen - zu Fuß und auf Reittieren, die nur entfernt an Pferde erinnerten - kämpften erbittert gegeneinander. Artimus glaubte, die Schreie der Sterbenden zu hören, das Schnauben der Tiere, meinte, den Geruch von Blut und Schweiß in der Nase zu spüren.
    Inmitten des Gemetzels ragte ein Kämpfer haupthoch über all seine Angreifer hinweg und wütete wie ein Wahnsinniger unter seinen Feinden, die unter den Schlägen seiner Axt ihr Leben ließen. Seine Waffe schien überall zugleich zu sein - sein runder Schild ließ keinen Angriff durch. Auf dem Kopf trug der Krieger einen schlichten Helm. Sein Harnisch schien aus dickem Leder zu bestehen. Nur an Armen und Beinen schützten ihn eiserne Beschläge. Als er trotz seiner Größe und Körpermasse wie eine Katze um die eigene Achse wirbelte, sah van Zant das Wappen, das in das Rückenteil seiner Rüstung geprägt war - ein Schild und ein quer darüber liegender Speer!
    Schild und Speer… Schild und Speer!
    Dann glaubte van Zant für einen kurzen Moment, das Gesicht der Helden erkennen zu können…
    Artimus machte unwillkürlich einen weiten Schritt nach hinten und prallte gegen die hinter ihm liegende Wand. Irgendetwas fiel zu Boden, zerbrach klirrend. Und wie fortgewischt verschwand das Bild im Spiegel…
    »Arti? Bist du da drin? Ist alles in Ordnung?« Es war Nicoles Stimme, die durch die verschlossene Tür zu ihm drang. Van Zant war verwirrt, versuchte das alles in eine logische Reihe zu bekommen. Vielleicht konnte die Französin ihm dabei behilflich sein. Er öffnete die Tür, dass er nach wie vor splitternackt war, hatte er glatt vergessen. Und Nicole war höflich genug, es ihm nicht direkt auf die Nase zu binden. Wortlos reichte sie ihm ein Badetuch. »Warum zerdepperst du uns das Inventar?« Erst jetzt bemerkte Artimus die Splitter der zerbrochenen Karaffe auf dem Boden.
    »Der Spiegel - was kannst du über ihn sagen?« Notdürftig schlang er das große Handtuch um seine Hüften; es hätte keinen Zentimeter kürzer sein dürfen.
    Nicole zuckte mit den Schultern. »Halt ein Spiegel. Nichts Besonderes. Zumindest nicht, dass ich wüsste. Aber wir können ja Zamorra danach fragen.« Das hielt van Zant für eine gute Idee, denn sie brachte ihn zumindest aus diesem Raum hinaus.
    Sein Interesse an Duschen und Spiegeln war erst einmal vergangen.
    ***
    Zamorra hatte den Spiegel mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln getestet.
    »Tut mir Leid, Artimus, aber das Teil ist magisch absolut neutral. Was du gesehen hast, das hängt sicher nicht mit dem Spiegel zusammen. Er hat höchstens als eine Art Medium mitgewirkt -man könnte sagen, wie eine Art Monitor vielleicht.«
    Selbst die Zeitschau mit Merlins Stern hatte keinerlei Aufschluss gebracht. Zamorra hatte darin van Zants Verhalten gesehen… im Spiegel jedoch hatte sich ihm nichts gezeigt.
    Zamorra war überzeugt, dass van Zant sich das alles nicht eingebildet hatte. Keinesfalls. Die Beschreibung des Kriegers, der den zentralen Punkt der Vision eingenommen hatte, war zu eindeutig gewesen: van Zant hatte sich selbst gesehen. In einer anderen Welt, einer anderen Dimension… eine anderen Zeit, die vielleicht sogar in ferner Zukunft liegen mochte?
    Schild und Speer - es war zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher