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0825 - Böse kleine Elena

0825 - Böse kleine Elena

Titel: 0825 - Böse kleine Elena
Autoren: Jason Dark
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bewegte sich haargenau in eine Richtung, die eigentlich John Sinclair hätte interessieren müssen, und Harry überlegte, ob er ihm nicht Bescheid geben sollte. Schließlich war sein Auftraggeber Engländer, möglicherweise sogar bekannt, denn so recht traute Harry ihm nicht über den Weg.
    Dieser Mann hatte längst nicht alles gesagt. Stahl war sicher, dass er einige wichtige Dinge verschwiegen hatte. Er konnte sich auch vorstellen, dass Scott sein eigenes Süppchen kochte und Harry nur als Mittel zum Zweck benutzte.
    Wenn er das alles in Betracht zog, konnte er über seinen ersten großen Auftrag nicht gerade glücklich sein. Er spürte sogar den leichten Druck im Magen und schaffte es an diesem Abend nicht, die Suppe auszulöffeln. Zu viel störte ihn.
    Auch ein Brötchen ließ er liegen, als er den Teller zurückschob. Dafür bestellte er sich ein zweites Bier, das sehr schnell gebracht wurde. Die Bedienung war enttäuscht, als sie abräumte. »Hat es Ihnen nicht gemundet, Herr Stahl?«
    »Doch, aber der Hunger war nicht so groß.«
    »Probleme?«
    »Das kann man sagen.«
    »Die haben wir leider alle«, stöhnte die Frau und verschwand mit dem klappernden Geschirr.
    Harry Stahl blieb noch eine halbe Stunde im Lokal. Er machte sich einige Notizen, stand dann auf, zahlte an der Theke und ging. In der kühlen Nachtluft fühlte er sich wohler. Der Südostwind wehte gegen ihn und vertrieb den Geruch aus seiner Kleidung, die noch sehr nach Rauch und Kneipe stank. Bis zu dem Plattenbau hatte er nicht weit zu gehen. Die Hände hatte er in den Hosentaschen vergraben, als er über den Gehweg schritt, von dem er abbiegen musste, um in die Siedlung zu gelangen. Vor einigen Jahren waren hier Bäume gepflanzt worden, sodass es vor und zwischen den Häusern einige Grünflächen gab, die auch bei Sonnenschein schmutzig wirkten und von denen jetzt in der Dunkelheit Gefahr ausging. Oft genug hielten sich hier einige Banden auf, die sich zumeist aus arbeitslosen Jugendlichen zusammensetzten. Es hatte schon Erpressungen und Überfälle gegeben, aber Harry war bisher noch nicht angegriffen worden.
    Plötzlich trat ihm ein Mann entgegen.
    Wie aus dem Nichts war er erschienen. Der Mann war kleiner als Harry.
    Er trug einen langen Mantel, einen Hut und roch nach Knoblauch. »He, Sie sind doch Harry?«
    »Wieso?«
    Der Mann lachte, ging auf Stahl zu uns passierte ihn. Als sich der Detektiv umdrehte, drohte ihm der Kleinere mit dem Zeigefinger. Er fügte diese Drohung auch die entsprechenden Wörter hinzu. »Bleib lieber hier, Harry.«
    »Wieso, was ist…?«
    »Lass Elena Scott in Ruhe…«
    Harry holte tief Luft. »Hören Sie mal, ich werde nur das tun, was ich für richtig halte.«
    »Bleiben Sie in Leipzig.«
    Es waren die letzten Worte, die Harry hörte. Bevor er den Mann aufhalten konnte, hatte sich dieser zur Seite gedreht und rannte wieselflink davon.
    Er verschwand im Schmutz der Grünfläche und taucht auch nicht mehr auf. Harry fühlte sich auf den Arm genommen. Aber er hatte die Warnung durchaus verstanden. Harry war eben zu stark in Gedanken versunken gewesen, sonst hätte er sicher anders reagiert.
    »Mist!« fluchte der Detektiv und spürte, wie sich seine Kopfhaut zusammenzog. Da hatte jemand ein unsichtbares Netz ausgeworfen, das dicht über seinem Kopf hing und dafür sorgte, dass ihm eine Gänsehaut über den Rücken lief und ein beklemmendes Gefühl zurückblieb.
    Harry Stahl überlegte, ob ihm der Kerl schon einmal über den Weg gelaufen war. Das hätte so sein können, musste aber nicht, zudem war es ihm nicht möglich gewesen, das Gesicht des Fremden genau zu erkennen, weil es zu sehr im Schatten der Hutkrempe verborgen gewesen war. Nun ja, ein Freund war dieser Typ sicherlich nicht, und für Harry stand fest, dass er schon jetzt einen Gegner hatte.
    Der Fall wurde, kaum dass er richtig begonnen hatte, immer mysteriöser.
    Wenig später hatte er den Flur des Hauses betreten, wo drei Jugendliche auf dem Boden hockten, sich an die Wand gelehnt und ihre Beine ausgestreckt hatten.
    Harry ließ sich nicht provozieren. Er stieg über die Beine hinweg und betrat den Lift. Um die Bemerkungen der Knaben kümmerte er sich nicht.
    Er fuhr zu seiner Wohnung.
    Die kahlen Flure hätten auch zu einem Gefängnis gepasst, und manchmal fühlte sich Harry hier auch wie eingeschlossen. In seiner Wohnung empfing ihn nur die düstere Leere. Eine Lampe hatte er brennen lassen. Sie stand auf dem Schreibtisch, und ihr Licht fiel auf den
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