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0825 - Böse kleine Elena

0825 - Böse kleine Elena

Titel: 0825 - Böse kleine Elena
Autoren: Jason Dark
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»Hat dein Chef dich einfach so fliegen lassen?«
    »Ja, warum nicht?«
    »Zu mir?«
    Ich hob die Schultern. »Was hat das denn mit dir zu tun?«
    »Na ja, du weißt doch. Man hat mich gefeuert.«
    Ich schaute ihn scharf an. »Zu unrecht, mein Freund. Und ich denke, dass der Fall noch nicht ausgestanden ist.«
    »Wie meinst du?«
    »Ich habe meine Aussage hinterlassen, und ich hoffe, dass man dich irgendwann wieder einstellt.«
    Harry schüttelte den Kopf und sah etwas traurig aus. »Ich weiß nicht, John, da kennst du die deutschen Behörden schlecht. Die machen zwar unheimlich viele Fehler, das beweisen ihnen oft genug die Kontrollorgane, aber es passiert nichts. Wenn hier ein Beamter die Millionen verschleudert, feuert man ihn nicht, man stellt ihn auch nicht vor Gericht, nein, er bleibt auf seinem Stuhl kleben. Niemand aus dieser Gilde gibt einen Irrtum zu, das wird auch in meinem Fall so sein.«
    »Gib die Hoffnung nicht auf.«
    »Vielleicht will ich auch nicht.«
    »Wie meinst du?«
    »Kann ja sein, dass mir der neue Job mehr Spaß macht.«
    Ich nickte. »Das ist natürlich möglich. Obwohl man als Privatdetektiv in der Regel keine großen Reichtümer erwerben kann. Es sei denn, du bekommst die ganz großen Fälle.«
    »Nein, nicht einer wie ich.«
    »Stell dein Licht nicht unter den Scheffel.«
    »Keine Sorge, aber ich bin Realist.« Er hob die Schultern an. »Das ist mein erster heißer Job hier, seit ich die Polizei verlassen musste. Was vorher gelaufen ist, kannst du vergessen. Kinderkram. Aber hier bin ich gefordert.« Er musste über sich selbst lachen. »Was eine Annonce doch so alles bewirken kann.«
    »Da hast du Recht.«
    »Jedenfalls hat mich dieser Wilbur Scott reingelegt. Er wohnt nicht in Leipzig, aber er hat mir Geld gegeben, und ich habe das Gefühl, dass er mich oder jetzt uns als Mittel zum Zweck benutzen will.«
    »Kannst du mir das genauer erklären?«
    »Sicher. Ich will ihm die redlichen Absichten nicht einmal absprechen. Möglicherweise hat er mich tatsächlich nur engagiert, damit ich seine Tochter finde, wie auch immer und in welch einem Zustand.«
    »Und was ist dann?«
    »Weiß ich nicht, John«, gab Harry zu. »Jedenfalls müssen wir erst mal über der Grenze sein.« Er griff zum Zündschlüssel und stellte den Motor an, denn die Schlange vor uns hatte sich in Bewegung gesetzt. Im Schritttempo ging es weiter. Hin und wieder mussten wir noch stehen bleiben, dann aber erschienen aus dem Dunst die Anlagen des Grenzübergangs.
    »Es wird nicht mehr soviel und so stark kontrolliert wie früher«, sagte der ehemalige Kommissar.
    »Dennoch sollten sie den Schädel nicht finden.«
    »Und auch nicht unsere Waffen.«
    »Das versteht sich.«
    Harry hatte an seiner Seite die Scheibe herabgedreht. Ein Grenzer näherte sich uns, bückte sich und sprach uns in deutscher Sprache an. Er verlangte die Ausweise.
    Wir gaben sie ihm. Er schaute sie an, verglich die Bilder mit unseren Gesichtern und winkte uns durch.
    »Na, also«, sagte der Detektiv, als wir weiterfuhren. »Hat alles geklappt.«
    »Dann können wir uns ja auf Zalany konzentrieren.«
    »Ich denke auch.«
    Die Straße in die Tschechische Republik trug die Nummer Acht. Sie führte über Telpice in Richtung Prag, und von der Gegend her hatte sich nichts verändert. Noch immer hingen die Wolken tief, sie schleiften über den Boden, als wollten sie ihn küssen, und die Fahrbahn zeigte Mulden, Risse und Löcher. Über die rumpelte der Opel, und wir hatten manchmal das Gefühl, in einer Schaukel zu sitzen.
    Vor Telpice drängte sich der Verkehr. Dann hatte es noch einen Unfall gegeben, sodass wir in einen Stau gerieten. Polizisten leiteten den Verkehr um. Über nasse, schlammige Feldwege ging es weiter, bis wir wieder auf der normalen Straße waren.
    Ich war schon sehr früh in London gestartet, in Frankfurt umgestiegen und dann in Leipzig gelandet, wo mich Harry am Flughafen abgeholt hatte. Von dort aus waren wir sofort losgefahren und rollten nun in den späten Nachmittag hinein.
    Auf der Straße bewegten sich zwei entgegenkommende Schlangen. Die einen mit grellen Scheinwerferaugen, die anderen mit verschwommenen Rückleuchten, die im rieselnden Regen wie breite Blutflecken schimmerten.
    »Das ist genau der Himmel, der meiner Stimmung entspricht«, erklärte Harry.
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht. Aber dieser verdammte Fall lässt mich nicht los. Ich habe das Gefühl, als würde der Schädel, der unter dem Sitz versteckt liegt, anfangen zu
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