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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld
Autoren: Tom Clancy
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etwas Mystisches, und die Art, wie man ihn heute hatte kommen lassen, war auch nicht dazu angetan, nach dem Gewöhnlichen zu suchen. Mit einem diskreten Anruf in seinem Hotel war die Fahrt zum Flughafen arrangiert worden. Das Flugzeug stand natürlich schon da, am äußersten Ende der Rampe, ein zweimotoriges Geschäftsflugzeug, an dem nur die Markierungen der U.S. Air Force auffielen und die Tatsache, daß die Crew in olivgrünen Nomexanzügen steckte.
    Natürlich wieder freundlich und respektvoll lächelnde Gesichter. Ein Sergeant wies ihn in die Handhabung des Sicherheitsgurtes ein und erläuterte mechanisch die Sicherheitsvorschriften. Der Pilot, der einen Flugplan einzuhalten hatte, warf einen kurzen Blick nach hinten, und schon ging's los, wobei Ryan sich fragte, wo die Informationspapiere waren, während er an einer U.S. Air Force Coca-Cola nippte. Er wünschte, er hätte seinen guten Anzug angezogen, und erinnerte sich, daß er sich ausdrücklich anders entschieden hatte. Dumm, unter seiner Würde. Die Flugzeit betrug siebenundvierzig Minuten, und sie flogen direkt nach Andrews.
    Dort wurde er von einem respektvollen Air-Force-Major empfangen, der ihn zu einem billigen amtlichen Wagen mit einem schweigsamen Fahrer begleitete. Ryan lehnte sich auf seinem Sitz zurück und schloß die Augen, während der Major vorn einstieg. Er versuchte ein Nickerchen zu machen. Er hatte den Suitland Parkway schon früher benutzt und kannte den Weg auswendig. Vom Suitland Parkway zur I-295, gleich von dieser abbiegen auf die I-395, dann die Ausfahrt Maine Avenue nehmen. Die Tageszeit, kurz nach Mittag, garantierte ein rasches Fortkommen, und schon hielt der Wagen beim Wachhäuschen auf dem West Executive Drive, wo die Wache sie - höchst ungewöhnlich - einfach durchwinkte. Der mit einem Baldachin überdachte Eingang zum Untergeschoß des Weißen Hauses begrüßte ihn wie ein vertrautes Gesicht.
    »Hi, Arnie.« Jack streckte dem Stabschef des Präsidenten die Hand entgegen. Arnold van Damm war einfach zu gut, und Roger Durling hatte ihn in der Phase der Einarbeitung benötigt. Sehr bald hatte Präsident Durling den führenden Mann seines Stabes mit Arnie verglichen und seinen eigenen Mann für zu leicht befunden. Er hatte sich, wie Ryan sah, nicht sehr verändert. Dieselben L.-L.-Bean-Hemden und dieselbe rauhe Ehrlichkeit in seinem Gesicht, aber Arnie war älter und müder geworden. Aber wer war das nicht? »Als wir uns hier zum letzten Mal gesprochen haben, haben Sie mich rausgeschmissen«, sagte Jack, um eine kurze Lageeinschätzung zu bekommen.
»Wir machen alle Fehler, Jack.«
Uh-oh. Ryan ging sogleich in Deckung, wurde aber von Arnies
    Händedruck hineingezogen. Der diensthabende Secret-Service-Agent hatte schon einen Passierschein für ihn, und alles lief glatt, bis er den Metalldetektor einschaltete. Ryan gab seinen Hotelzimmerschlüssel ab, er probierte es noch mal, und wieder machte es Ping. Das einzige Metall, das er außer seiner Uhr bei sich trug, war, wie sich bei gründlicherem Nachforschen zeigte, sein Divot.
    »Wann haben Sie mit Golf angefangen?« fragte van Damm mit einem Grinsen, das dem Gesichtsausdruck des in der Nähe stehenden Agenten entsprach.
    »Gut zu wissen, daß Sie mir nicht nachspioniert haben. Vor zwei Monaten, und ich habe noch nicht den Zehner gespielt.«
Der Stabschef winkte Ryan zu dem versteckten Treppenaufgang nach links. »Wissen Sie, warum man es >Golf< nennt?«
»Ja, weil >Scheiße< schon besetzt war.« Ryan blieb auf dem Absatz stehen. »Was gibt's, Arnie?«
»Ich denke, Sie wissen es«, erhielt er zur Antwort.
»Hello, Dr. Ryan!« Special Agent Helen D'Agustino war so hübsch wie eh und je, und sie gehörte noch immer zum Wachkommando des Präsidenten. »Bitte folgen Sie mir.«
Die Präsidentschaft ist kein Amt, das einen Mann jünger macht. Roger Durling war einst als Fallschirmjäger im zentralen Hochland von Vietnam herumgeklettert, er joggte noch und spielte angeblich gern Squash, um fit zu bleiben, aber heute nachmittag wirkte er trotz alledem müde. Was jetzt aber für Jack mehr zählte, war die Tatsache, daß er direkt zum Präsidenten vorgelassen wurde, ohne in einem der zahlreichen Vorzimmer zu warten, und das Lächeln auf den Gesichtern derer, an denen er vorbeikam, besagte genug. Durling erhob sich mit einem Schwung, der seine Freude über das Erscheinen seines Besuchers zum Ausdruck bringen sollte. Vielleicht auch etwas anderes.
»Was macht das Börsengeschäft, Jack?« Der
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