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0794 - Sieben Leben, sieben Tode

0794 - Sieben Leben, sieben Tode

Titel: 0794 - Sieben Leben, sieben Tode
Autoren: Dario Vandis
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bewegen.
    »Kein Bruch«, sagte der Mann, »nur ein paar Quetschungen. Haben Sie vielen Dank.«
    »Mein Name ist Zamorra. Ich bin Parapsychologe«, stellte sich Zamorra vor. Er betrachtete den jungen Mann genauer. Er trug eine Kutte, was ihn als einen der Adepten auswies. Offenbar war er wie Zamorra nicht schnell genug aus dem Gebäude herausgekommen.
    »Jens Mahrzahn, Manager«, sagte er und nannte die Firma, für die er arbeitete. Zamorra wartete darauf, dass er eine blitzsaubere Visitenkarte aus dem Ärmel zauberte, aber diese Blöße gab der junge Kerl sich dann doch nicht.
    »Wo sind wir hier?«, fragte Mahrzahn.
    Zamorra zuckte die Achseln. »Vermutlich in einem Hohlraum unter dem Fabrikgelände.«
    Mahrzahn schien Zamorra für einen der Eingeweihten zu halten. Der Meister des Übersinnlichen trug noch immer die Kutte, in der er sich unter die Adepten geschlichen hatte. Von ihr waren allerdings kaum mehr als Fetzen übrig geblieben. Zamorra zog sie aus und warf sie fort.
    »Wir müssen einen Ausgang finden«, sagte Mahrzahn und stand auf. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen, als er sich auf das linke Bein stützte. »Ich brauche einen Arzt. Irgendjemand muss doch den Einsturz registriert haben. Bestimmt sucht man bereits nach uns.«
    Ein unbestimmtes Gefühl sagte Zamorra, dass sie vergeblich auf Hilfe von außen warten würden. Hier passte einiges nicht zusammen. Der Hohlraum, in dem sie sich befanden, schien nur der kleinste Teil eines größeren, weit verzweigten Gängesystems zu sein.
    »Wir sollten nach anderen Überlebenden suchen«, sagte Zamorra.
    Mahrzahn war anzusehen, dass ihm dieser Vorschlag überhaupt nicht gefiel. Er schien zufrieden damit, dass seine eigene Haut gerettet war. Mit einer fahrigen Bewegung zog er sein Handy aus der Tasche und tippte darauf herum. Schließlich warf er es enttäuscht zu Boden. »Verdammt, kein Empfang!«
    Zamorra vernahm ein Geräusch. Es kam vom anderen Ende des Hohlraums. Ein Scharren, wie von sich bewegenden Gesteinstrümmern.
    Das Geräusch wiederholte sich.
    Es wurde von einer dicklichen, matronenhaften Frau verursacht, die sich, halb unter Steinen begraben, von ihrer Last zu befreien versuchte. Neben ihr lag eine weitere Frau, die jünger und sehr viel schlanker war. Blondes, langes Haar bedeckte ihr Gesicht. Sie bewegte sich, nicht und war offenbar ohnmächtig.
    Ihr Pulsschlag war jedoch stabil und ihr Atem schwach, aber fühlbar. Auf den ersten Blick waren keine Verletzungen zu erkennen.
    »Helfen Sie lieber mir!«, fauchte die Dicke, die unbeholfen weitere Steine zur Seite schob und nach und nach ihre Bewegungsfreiheit wiedergewann. Auch sie trug eine Kutte, ebenso wie die Bewusstlose.
    Zamorra half, die Trümmer zur Seite zu schieben. Die dickliche Frau war unverletzt, aber sie keuchte und schnaufte, dass Zamorra befürchtete, ihr Kreislauf würde jeden Augenblick kollabieren. Offenbar war das jedoch nur ihre Masche, Aufmerksamkeit zu erregen, denn Augenblicke später stand sie unversehrt vor ihm und klopfte sich den Staub von den Kleidern. Jetzt endlich schien sie Zeit zu finden, sich mit dem Schicksal der anderen Frau zu befassen.
    »Ist sie etwa tot?«, fragte sie.
    »Nein, nur ohnmächtig«, erwiderte Zamorra.
    Die Matrone stemmte die Hände in die ausladenden Hüften und blickte mitleidlos auf die Bewusstlose hinab.
    Vom anderen Ende des Raumes kam Jens Mahrzahn herüber geschlendert. »Sieh an, offenbar sind wir beide nicht die einzigen, die es an diesen unwirtlichen Ort verschlagen hat!«
    Zamorra kniete neben der jungen Frau nieder.
    »Was machen Sie da?«, fragte die Matrone misstrauisch.
    »Ich kümmere mich um die, die meiner Hilfe bedürfen«, sagte Zamorra.
    Mitleid und Verantwortungsbewusstsein schienen sowohl für Jens Mahrzahn als auch für die Matrone Fremdwörter zu sein. Mit distanziertem Interesse verfolgten sie, wie Zamorra die Verletzte untersuchte.
    »Es scheint ihr gut zu gehen«, sagte er schließlich. »Das ist schon seltsam. Von uns vieren hat keiner schlimmere Verletzungen davongetragen. Dabei müssten wir alle tot sein.«
    »Sie können einem ja Mut machen!«, lamentierte die Matrone. »Was ist überhaupt passiert? Eben wohnte ich noch der Messe bei, und jetzt finde ich mich in einer unterirdischen Trümmerlandschaft wieder. Wenn dies das Paradies sein soll, dass uns der Meister versprochen hat…«
    »Sie haben sich noch gar nicht vorgestellt«, fiel Mahrzahn ihr ins Wort, woraufhin sie ihn indigniert
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