Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0793 - Als der Engel Trauer trug

0793 - Als der Engel Trauer trug

Titel: 0793 - Als der Engel Trauer trug
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
klammerte sich daran fest, als er, mehrere Stufen jeweils auf einmal, die Treppe nach unten polterte.
    Erst als er mit einem letzten Sprung den kleinen Flur erreicht hatte, drehte er sich um.
    Nichts zu sehen.
    Kein Wesen hockte auf einer der Stufen. Die Treppe war leer. Pete wischte über seine Augen. Er leckte die rauen Lippen glänzend.
    Warum blieb das Wesen zurück?
    Er war zwar darüber nicht enttäuscht, hätte aber mit einer Verfolgung gerechnet. Oder hatte er sich diese Gestalt nur eingebildet.
    War sie ein Produkt seiner angeschlagenen Nerven?
    Ashley kam zu keinem Ergebnis, als er sich dem Ausgang näherte.
    Dabei ging er leise und hielt sich dicht an der Wand. Heftig fuhr er zusammen, als vor ihm eine Tür geöffnet wurde und die Wirtin in den Flur trat. Sie erschrak ebenso wie er.
    Beide starrten sich für einen Moment an, und bei beiden schlugen sicherlich die Herzen stärker als sonst.
    Die Frau fing sich als Erste. »Himmel! Mister, Sie haben mich aber erschreckt.« Ihr fiel die Blässe in seinem Gesicht auf. »Was ist denn los? Haben Sie etwas?«
    »Nein, ich…«
    »Sie sehen aus wie der wandelnde Tod, so bleich.«
    Auf einmal musste er lachen. Die ältere Frau erschrak, sie ging zurück. »Ja«, sagte er noch immer lachend, »ja, Sie könnten Recht haben, wirklich, Sie könnten…«, er winkte ab. »Lassen wir das. Ich wollte nur auf die Straße, verstehen Sie?«
    »Na und?«
    Ashley war noch immer ddurcheinander. »Ihnen ist hier nichts aufgefallen – oder?«
    »Nein.« Sie schaute ihn aus großen Augen an. »Wieso? Hätte mir etwas auffallen sollen?«
    »Weiß nicht.«
    »Bitte, reden Sie.« Die Frau wischte ihre Hände an der Schürze ab.
    »Sagen Sie, was los ist. Sie sind durcheinander, das sehe ich doch. Als wäre Ihnen der Satan persönlich begegnet.«
    Ashley schrak zusammen. Die Worte hatten einen wunden Punkt bei ihm berührt. »Sagen Sie das nicht so, verdammt! Sprechen Sie nicht so über den Teufel.« Er funkelte sie an. Eine Katze hätte jetzt ihr Fell gesträubt, er aber atmete nur heftig.
    Pete entspannte sich wieder. »Schon gut«, sagte er, »schon gut. Ich bin wohl etwas überreizt.«
    Er warf noch einen Blick zurück. Hinter ihm blieb alles ruhig, er hörte auch nichts, so atmete er tief durch und murmelte: »Entschuldigen Sie bitte, Madam. Für mich war es in der letzten Zeit etwas viel.« Er nickte ihr zu und ging an der Frau vorbei, die ihm nur kopfschüttelnd nachschaute. Pete Ashley aber war froh, das Haus verlassen zu können, auch wenn ihn draußen nicht gerade der Himmel erwartete, sondern ein blasser Dunst, in dem der gesamte Ort zu schwimmen schien.
    Der Nebel bestand aus dünnen, feinen Tröpfchen, die sich zusammengefunden hatten und kalt über sein Gesicht strichen. Er ging einige Schritte, bis er den Rand der Straße erreicht hatte und dort stehen blieb. Ashley befand sich in der Mitte von Coyne. Als Zentrum konnte man es kaum bezeichnen, aber hier standen die Häuser dichter beisammen, sie bildeten regelrechte Gruppen, die Lücken waren nicht so groß wie an den Rändern. Alte Bäume breiteten ihre Äste aus. Der Dunst floss auch über die Dächer hinweg, manche Schornsteine waren überhaupt nicht mehr zu sehen und auch zahlreichen Fensterscheiben verschwammen im grauen Dunst. Es ging auf den Abend zu. Der Nebel würde sich verdichten und Coyne in einen tiefen Schlaf betten.
    Der Ort war nicht ausgestorben. Die Fahrzeuge rollten langsam, ihre Geräusche klangen seltsam gedämpft. Nicht weit von ihm entfernt fuhr ein Auto an den Straßenrand. Ein Fahrer stieg aus und lud Kisten aus dem Kofferraum. Er wirkte wie ein Gespenst.
    Pete ging langsam weiter.
    Er wusste nicht, wohin ihn der Weg führte, er lief einfach nur geradeaus. Dabei wusste er genau, was er zu tun hatte nur schaffte er es nicht, seine Gedanken in die Reihe zu kriegen. Gewisse Dinge mussten erledigt werden, er ging zudem davon aus, dass er allein den Fall nicht aufklären konnte, er brauchte Hilfe und er dachte dabei natürlich an die Polizei.
    Das Gebäude lag in der Nähe. Sein Weg hatte ihn automatisch dorthin geführt. Kopfschmerzen plagten ihn. Er biss die Zähne zusammen und befahl sich selbst, nur nicht nachzugeben.
    Immer öfter schaute er in die Höhe. Dieses Wesen hatte Flügel gehabt. Bestimmt war es ein Leichtes für den Teufel, sich in die Lüfte zu erheben und über den Ort hin wegzufliegen. Über ihm schwamm der Dunst. Wolken zogen träge hintereinander, holten sich ein, bildeten neue
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher