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0792 - Gruß aus der Gruft

0792 - Gruß aus der Gruft

Titel: 0792 - Gruß aus der Gruft
Autoren: Jason Dark
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zurück. Er schlug die Beine übereinander, nahm die Brille ab, putzte die Gläser und sprach dabei weiter. »Ja, so kommt es mir vor. Sie haben sich hier vergraben. In einem Haus, das wie ein riesiges steinernes Grab auf mich wirkt.« Er schüttelte sich. »Ich könnte hier meine Abende nicht verbringen.«
    »Nun ja«, gab sie zu und senkte dabei den Kopf. »Auch ich habe meine Schwierigkeiten damit.«
    »Sie sind aber trotzdem hier?«
    »Sicher.«
    »Warum?«
    »Weil ich hier sein muss. Ich habe es mir ausgesucht.«
    Er hob die Schultern. »Nun ja, das ist Ihre Sache, Diondra. Wir beide kennen uns eigentlich recht gut, und Sie werden mir auch sicherlich nicht widersprechen. Wir haben viel zusammengearbeitet, dass Sie sich allerdings für ein derartiges Haus entschieden haben, ist ein Rätsel.«
    »Ich muss die Einsamkeit haben.«
    »Sind Sie denn einsam? Sie werden bewacht.«
    »Das stimmt.«
    »Und warum?«
    Diondra drehte den Kopf und schaute gegen das Feuer. Der Professor sah ihr Profil. Es kam ihm flach vor. Er suchte nach einem Vergleich, und das Wort unauffällig fiel ihm ein. Ja, unauffällig und praktisch vergessbar. Wer sie einmal sah, würde sich kaum mehr an sie erinnern. Und doch steckten in dieser Frau derartige Qualitäten, für die es kaum einen Ausdruck gab.
    Ein Genie…
    »Woran denken Sie, Professor? Halt – sagen Sie es nicht. Sie denken über mich nach.«
    »Ich kann es nicht leugnen.«
    »Sie machen sich Gedanken über dieses Haus und meinen Rückzug hierher?«
    »Ja.«
    »Ich werde bedroht!«
    Palmer hatte trinken wollen, doch seine zur Tasse greifende Hand stoppte auf dem halben Weg. Er schaute gegen seine Schuhspitzen, er räusperte sich, weil er sich einfach nicht vorstellen konnte, dass diese Person bedroht wurde. Dann gab er seinen Gedanken eine andere Richtung. Er dachte daran, dass diese Person vor ihm für einen Konzern arbeitete, sich in seinem Auftrag mit Zukunftsprognosen befasste, denn die Welt stand wieder einmal vor einem Umbruch.
    Das Jahrtausend näherte sich dem Ende, und da gerieten immer einige Dinge in Bewegung. Klar, dass auch die Konkurrenz nicht schlief, und der Professor konnte sich gut vorstellen, dass andere Firmen nicht auf ein Genie wie Diondra Mayne zurückgreifen konnten.
    »Geht es Ihnen gut?«
    Palmer lachte leise. »Warum fragen Sie das denn mich? Sie werden doch bedroht.«
    »Stimmt.«
    »Und Sie fürchten sich nicht?«
    »Ich werde gut bewacht.«
    Er trank endlich den Tee. Die Flüssigkeit rann als warmer Strom durch die Kehle und verteilte sich im Magen. Sie gab ihm ein beruhigendes Gefühl. »Wer bedroht Sie denn, Diondra? Haben Sie da einen bestimmten Verdacht?«
    »Nein.«
    Die Antwort war sehr schnell gegeben worden. Er hatte das Gefühl, dass Diondra ihn anlog. Auch dachte er an die Visionen, in denen sie eine Hauptrolle gespielt hatte. Als er Diondra jetzt wieder anschaute, da konnte er sich kaum vorstellen, dass sie an einem Arm…
    Nein, das war verrückt…
    »Was bedrückt Sie, Professor?«
    »Sollte mich etwas bedrücken?«
    »Ja, sonst wären Sie nicht hierher gekommen.« Sie lächelte. »Allmählich kenne ich Sie auch ein wenig.« Er hob die Schultern. »Nun ja, es gibt gewisse Dinge, mit denen ich tatsächlich nicht zurechtkomme, und möglicherweise haben sie mit Ihrer Bedrohung etwas zu tun.«
    Diondras Augen glänzten. »He, Sie machen mich neugierig.«
    »Nun ja, ich will oder ich bin nicht hergekommen, um Beweise zu sammeln, aber ich denke, dass wir auch noch in Zukunft zusammenarbeiten werden.«
    »Das finde ich auch.«
    »Da mache ich mir eben Sorgen.«
    »Meinetwegen?«
    Er nickte.
    Diondra lachte über den schmalen Tisch hinweg. »Bitte, Professor, jetzt müssen Sie sich aber klar ausdrücken.«
    »Ich werde es versuchen.« Er holte tief Luft. Ihm kam die Frage, die er stellen wollte, selbst komisch und möglicherweise sogar lächerlich vor. Aber sie musste raus. »Dass Sie ein Genie sind, Diondra, das weiß nicht nur ich. Aber ich möchte mehr wissen. Ich frage mich deshalb, wie es dazu hat kommen können, dass Sie so sind.«
    »Sie meinen meine Begabung.«
    »Natürlich.«
    Diondra Mayne hob die Schultern. »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen, Professor. Es ist einfach da.«
    »Das weiß ich bereits. Aber Sie haben mir nie etwas von Ihren Eltern erzählt.«
    Diondra drehte sich wieder, sodass sie Palmer jetzt direkt anschauen konnte. »Sind meine Eltern denn so wichtig?«
    »Ich denke schon.«
    »Meinen Sie die
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