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0778 - Die ERHABENE

0778 - Die ERHABENE

Titel: 0778 - Die ERHABENE
Autoren: Volker Krämer
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gefrühstückt. Oder zu tief in irgendwelche Flaschen geschaut. In letzter Zeit leider nicht ungewöhnlich für ihn…
    »Zamorra, ich fasse es ja nicht, dass ich dich tatsächlich im Château erwische…« Die folgenden Geräusche interpretierte der Parapsychologe als Husten, Röcheln oder Ähnliches. »Ich muss dich sprechen. Es ist verdammt eilig. Es geht los, Zamorra - ich weiß es.«
    »Ted, beruhige dich. Du klingst nicht sehr gesund, mein Freund. Hast du gestern…«
    Ewigk ließ den Freund nicht ausreden. »Ja, habe ich! Aber das spielt jetzt alles keine Rolle mehr. Wir müssen uns treffen. Ich bin verwirrt… ich bin… ein Ritter?«
    Damit hatte Zamorra schon gerechnet, denn es war nur eine Frage der Zeit, bis sich das Wissen um die Tafelrunde auch bei anderen Mitgliedern des Teams einstellte. Nur bei wem genau würde es geschehen? Und bei wem nicht? So viele Fragen waren noch offen.
    Ewigk hatte offensichtlich keine Antwort erwartet. »Aber da ist noch etwas, Zamorra. Du weißt von meinem Gespür. So heftig war es noch nie zuvor. Und dieses Mal geht es weiter. Ich… ich will das jetzt nicht am Telefon erklären. Bis gleich!«
    Die Verbindung brach ab. Was mochte nun wieder geschehen sein? Hatte Ted eine neue Theorie in Sachen Carlottas Verschwinden?
    Mit einem Seufzer erhob Zamorra sich.
    Es würde sicher nur wenige Minuten dauern, bis Ted mittels der Regenbogenblumen hier im Château Montagne ankam.
    Er wollte seinen Freund begrüßen.
    ***
    Ich. Ich? Bin ich wieder?
    Das stumme Bewusstsein vernahm sich selbst. Und es wehrte sich mit aller Macht dagegen. Verzweifelt versuchte es in die Tiefen zurückzukehren, aus denen es nach oben gezerrt wurde.
    Gezerrt… von wem?
    Nein! Nicht noch einmal - ich will es nicht.
    Und es erschrak, denn es hatte den Begriff ich formuliert. Es wollte nie wieder ein Ich sein. Dazu hatte es sich entschieden. Doch nun tat ihm jemand Gewalt an, zwang es dorthin zurück, wo es nicht mehr hatte sein wollen.
    In das Sein…
    ***
    Ihr Name war Aiwa Taraneh.
    Sie wusste es in dem Moment, in dem sie aufwachte. Und da war nicht nur der Name, da war einfach alles wieder da. Schmerzhaft realisierte sie, dass ihr die Flucht in den Tod nicht gelungen war.
    Nicht einmal dazu warst du fähig… Eine bittere Erkenntnis. Es war nicht die erste dieser Art in ihrem Leben.
    Viele Jahre war es her, als sie hatte realisieren müssen, wie tief die Kluft zwischen einer Lehre und ihren Anhängern sein konnte. An diesem Tag hatte sie mit eigenen Händen ihren Lehrmeister getötet, der sie als Zuchtmaschine missbrauchen wollte. Und als Objekt zur Befriedigung seiner sexuellen Lust.
    Der Ultive Weg, den er ihr über viele Jahre hinweg eingeprügelt hatte, ließ kein Abweichen zu - nicht nach links, nicht nach rechts. Es gab nur das Ziel, das geradlinig angesteuert werden musste. Hindernisse konnten nicht akzeptiert werden. Sie wurden beseitigt. Der Meister war abgewichen - also löschte Aiwa ihn aus.
    Aiwa war diesem Weg ihr ganzes Leben lang gefolgt. Die Ausbildung hatte aus ihr die perfekte und unfehlbare Mörderin gemacht. Skrupel, Mitleid, Zögern - das alles existierte in ihrem Eigenverständnis nicht. Eine bessere Assassine konnte es nicht geben.
    Als sie ihre Dienste der DYNASTIE DER EWIGEN anbot, war es die Alpha Nazarena Nerukkar, die die unschätzbaren Talente der zerbrechlich wirkenden Frau schnell erkannte.
    Und mit dem Tag, an dem Nerukkar so eindrucksvoll die Macht über die Ewigen erobert hatte, ging der Stern der Aiwa Taraneh endgültig auf. Die neue ERHABENE hatte viel Arbeit für ihre beste Attentäterin, die schnell den Nimbus der Unfehlbarkeit erlangte. Sie löste Probleme - endgültig und schnörkellos.
    Bis zu dem Tag, an dem Aiwa Taraneh erkennen musste, dass es auch für sie eine Grenze gab, die sie nicht überschreiten konnte. Der Auftrag der ERHABENEN war klar und einfach gewesen. Aiwa sollte den Kopf von Tendyke Industries beseitigen, dem weltweit operierenden Konzern auf Gaia, der Erde.
    Töte Robert Tendyke - nicht mehr, nicht weniger.
    Mit der üblichen Perfektion war die Vollstreckerin der ERHABENEN an die Ausführung der Tat gegangen. Nicht einmal vor einer operativen Veränderung ihres Äußeren hatte sie Halt gemacht, denn das war notwendig gewesen, um problemlos an die Zielperson heran zu kommen.
    Als ihr Opfer dann vor ihr auf dem Boden lag… da war es geschehen: Aiwa konnte den Mann nicht töten. Da war etwas, irgendetwas, das sie und ihn verband. Nichts real
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