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0766 - Das Grauen von Grainau

0766 - Das Grauen von Grainau

Titel: 0766 - Das Grauen von Grainau
Autoren: Jason Dark
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Angst. Er gab sich selbstsicher, stand vor ihm und lächelte sogar.
    Legte er es vielleicht darauf an, eine Tracht Prügel zu kriegen? Der Gärtner gehörte noch zu den Menschen, die der Meinung waren, daß zur Erziehung eines jungen Menschen auch die Prügel gehörte. Vor allen Dingen dann, wenn sie sich gegen die häusliche Ordnung stellten.
    Er nickte Mario zu. »Ich habe dich gewarnt, du wolltest nicht. Jetzt werde ich dich an den Ohren zur Polizei schleifen, darauf kannst du dich verlassen.«
    Um Mario zu erreichen, mußte er zumindest zwei große Schritte gehen. Nach dem ersten erreichte ihn die Warnung des Jungen. »Geh, bevor es zu spät ist.«
    Der Mann zögerte. »Das bestimme noch immer ich.« Sein Gesicht bekam einen Ausdruck der Wut.
    Er wollte weitergehen - und konnte es nicht. Auf einmal steckte er mit dem linken Bein im Boden fest…
    ***
    Das begriff der Gärtner nicht. Er holte laut Luft, dann fluchte er und sprach dabei Worte, die Mario noch nie in seinem Leben gehört hatte. Er versuchte, das linke Bein aus dem plötzlich weich und sumpfig gewordenen Grabboden zu zerren, doch es gelang ihm nicht, denn er steckte bereits bis zum Schienbein fest.
    »Jetzt ist es zu spät!« sagte Mario. Mit einer lässigen Bewegung verließ er das Grab und beugte sich rechts neben ihm auf, die Hände vor seinem Körper zusammengelegt.
    Auf dem Grab begriff der Gärtner noch immer nicht, in welch einer Gefahr er steckte. Er wollte sich mit dem rechten Fuß abstemmen, um so Halt zu bekommen, auch das klappte nicht, denn sein zweites Bein versank ebenfalls.
    Er war kleiner geworden. Den Kopf senkte er, als würde sich auf dem Grab eine Gelegenheit bieten, die ihn aus dieser Lage befreien konnte. Da war nichts. Selbst der Grabstein stand zu weit entfernt, als daß er ihn durch ein Vorbeugen seines Körpers hätte erreichen können.
    Auf dem brannten die Flammen und bewegten sich zuckend von einer Seite auf die andere, so daß die Schatten größer und huschender wurden und auch den Mann nicht verfehlten, der vor Zorn aufstöhnte und mit aller Kraft versuchte, die Beine aus der Erde zu ziehen.
    Er schaffte es nicht.
    Immer wenn er sie bewegte, rutschte er noch ein Stück tiefer. An seinen Füßen spürte er einen Druck, als hätten die alten Knochenhände eines Toten die Knöchel umklammert, um ihn nie mehr wieder loszulassen. Wenn er noch tiefer in das Grab gezogen wurde, würde er elendig ersticken.
    So mußte es einem Menschen ergehen, der in den Sumpf gefallen war und keine Chance mehr hatte, ihn zu verlassen.
    Der Mann stand bis zu den Hüften in der Erde und flehte den Jungen an.
    »Hilf mir, bitte… zieh mich hier raus!« Er streckte ihm die Hände entgegen.
    Der Junge blieb stur. »Ich hatte dich gewarnt«, sagte er und lächelte dabei.
    Das Gesicht des Gärtners veränderte sich. Die Haut nahm eine aschgraue Farbe an, was selbst bei diesen Sichtverhältnissen zu sehen war. Schweiß strömte aus den Poren und machte die Haut zu einer glatten Fläche. Das Grauen schlich näher, es wurde begleitet von Todesangst!
    Da komme ich nicht mehr raus, dachte er.
    Wer trug da die Schuld?
    Der Junge! Dieser verdammte Bastard mit seinen Reden und den wahrscheinlich finsteren Beschwörungen. Er stand da und schaute zu. Er lächelte sogar triumphierend, während der Gärtner immer tiefer sackte.
    Er atmete laut und röchelnd, weil er schon jetzt das Gefühl hatte, als wären Erdmassen dabei, seinen Brustkorb abzusperren und ihm die Luft zu nehmen.
    »Du bist ein Hundesohn, ein kleiner schwarzer Bastard! Ein verdammter Hundesohn! Was hast du mit dem Grab gemacht?« schrie er voller Wut und Angst. »Warum frißt es mich auf?«
    »Du hättest gehen sollen!«
    »Hilf mir doch!«
    »Nein!«
    Wieder ein Ruck. Diesmal noch kräftiger als zuvor. Der Gärtner steckte plötzlich bis zur Brust im Grab. Das Erdreich um seinen Körper wirkte wie eine Würgezange.
    Er weinte.
    Dann wollte er um Hilfe schreien, nur fand er nicht die Kraft. Eine unsichtbare Faust schien jeden Schrei in seiner Kehle zu ersticken. Er hatte die Arme in die Höhe gereckt, so daß sie freilagen. Mit den Händen schlug er auf die Grabfläche, ohne jedoch einen Erfolg zu erringen, denn da gab es nichts, woran er sich hätte klammern können. Nicht einmal den berühmten Strohhalm.
    Der Druck nahm zu. In seinem Körperinnern bewegte sich etwas, und der Gärtner hörte sehr genau das leise Knacken und Reißen, als würden Sehnen und Knochen zerreißen.
    Noch immer
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