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0755 - Blutnacht für Assunga

0755 - Blutnacht für Assunga

Titel: 0755 - Blutnacht für Assunga
Autoren: Jason Dark
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überlegte sie, was sie anziehen sollte.
    Nicht zu elegant, deshalb entschied sie sich für gelbe Leggins mit zittrigen roten Streifen, die wie längliche Blitze über den Stoff hinweghuschten. Als Oberteil wählte sie eine schwarze Seidenbluse, deren Saum in Höhe der Oberschenkel endete.
    Es war für sie immer ein gutes Gefühl, die kühle Seide auf der nackten Haut zu spüren. Der Stoff schien aus zahlreichen Fingern zu bestehen, die sie bei jeder Bewegung und jeder Falte, die entstand, streichelten. Gewisse Vibrationen erfaßten sie, und sie spürte eine andere Hochspannung in sich als die, die beim Kampf gegen die Blutsauger in ihr aufgestiegen war.
    Dieses war die Nacht, die Leidenschaften hochpuschte. Da erging es Carmen so wie vielen Menschen, doch sie würde sich zurückhalten müssen, das stand fest.
    Zudem wurde sie auch den Eindruck nicht los, daß dieser Fall noch nicht beendet war. Irgend etwas hatte sie übersehen, aber sie kam nicht darauf.
    Natürlich dachte sie auch an den Vampir, aber der war von ihr ja in die Flucht geschlagen worden…
    Sie wollte den Flur wieder vom Wohnraum aus betreten, durchquerte das Bad und öffnete die andere Tür. Die Klinke hielt sie noch fest und blieb auf der Schwelle stehen. Sie traute sich nicht, in den Raum hineinzugehen.
    Etwas warnte sie.
    Ein Gefühl, ein ungewöhnlicher Druck in ihrer Brust und die Furcht, daß sich etwas verändert haben könnte.
    Nur für kurze Zeit gab sie diesem Gefühl nach. Dann stieß sie die Tür auf.
    Carmen betrat das Zimmer.
    Es war ihre Welt, ein wunderbarer Raum, und trotzdem war er anders geworden.
    Sie konnte nichts anderes tun, als dicht vor der Schwelle stehenzubleiben und in das Zimmer hineinzuschauen. Was sich dort abspielte, war kaum zu fassen, und über ihren Rücken rieselten gleich zwei Ströme. Einmal ein kalter, zum anderen ein warmer.
    Bisher hatte sie die Köpfe im Keller aufbewahrt. Carmen hätte auch nie im Traum daran gedacht, sie aus den unteren Räumen wieder hervorzuholen. Das aber hatte für sie ein anderer getan.
    In einer Reihe standen die sechs vom Körper abgetrennten Schädel auf ihrem Bett!
    ***
    Es war die tiefe Dunkelheit gewesen, die Manuel, den Butler, nach dem Biß des Blutsaugers umfangen hatte. Sein Denken und Fühlen hatte aufgehört zu existieren, er war hineingezogen worden in eine für menschliche Sinne unbegreifliche Welt, aber er war nicht tot, obwohl es ihm so vorkam. Er war untot.
    Er lebte, aber er lebte trotzdem nicht, denn er existierte nur, und er spürte in sich eine Kraft, die er bisher noch nicht gekannt hatte. Es war keine direkte Kraft, sie hatte sich verwandelt in eine irre Sucht nach einer bestimmten Flüssigkeit.
    Er brauchte Blut!
    Das alles schoß Manuel durch den Kopf, als er mit schlappen Bewegungen über den Boden kroch und über sich das Rascheln der Blätter spürte, die er mit seinem Rücken berührte.
    Er lag im Freien…
    Und er fühlte sich leer und stark zugleich. Stark, weil er sich aus eigener Kraft auf die Beine stemmen konnte, nicht umfiel, sondern stehenblieb und sich umschaute.
    Sein Kopf saß zwar auf dem Hals, doch als er ihn bewegte, hatte er das Gefühl, er würde einfach nur pendeln. Alles fiel ihm schwer, und ihn hielt nur die Sucht nach dem menschlichen Lebenssaft auf den Beinen. Er hatte seinen Schädel nach vorn gedrückt, der Mund stand offen. Keuchende Laute drangen über seine Lippen, die Augen zuckten, und er schlug die Zunge vor wie einen alten, stockigen Lappen.
    Langsam ging er weiter.
    Manuel schwankte dabei. Es sah so aus, als hätte er große Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
    Noch war er nicht stark genug, um ein Opfer anfallen zu können. Obwohl er sich zu den Schatten der Bäume hingezogen fühlte, ging er von ihnen weg, denn ein anderer lockte ihn viel stärker. Es war der wunderbare Vollmond, der den Himmel als kreisrunden Ausschnitt durchbrach.
    Er war ein Motor, ein regelrechtes Kraftpaket, das ihm seine Strahlen entgegenschickte, als wäre er allein auf der gesamten Welt. Das Licht gab seiner Haut einen bleichen Glanz, er erwischte jede Pore und schien sie als Lücke gewonnen zu haben, um in sein Innerstes einzudringen.
    Manuel wußte, daß er dazugehörte. Er und der Mond waren eine Verbindung eingegangen, sie gehörten zusammen, und er sah den Erdtrabanten als seinen Freund an.
    Den Kopf hielt er schräg gelegt, auch wenn er in eine andere Richtung schritt, wollte er den Mond auf keinen Fall aus den Augen lassen. Etwas kratzte
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