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0755 - Blutnacht für Assunga

0755 - Blutnacht für Assunga

Titel: 0755 - Blutnacht für Assunga
Autoren: Jason Dark
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sie nicht mehr klar denken konnte.
    Welch ein Grauen…
    Warum schreie ich nicht? Warum drehe ich nicht durch? Einige Male stellte sich Carmen diese Frage, dann schüttelte sie den Kopf, fluchte noch einmal wütend auf und stieß den Atem scharf aus.
    Vielleicht bin ich doch stark geworden. Was mich hart macht, das bringt mich nicht um.
    Ich werde kämpfen.
    Und ich werde nicht allein sein!
    Der letzte Gedanke gab ihr wieder Mut. Ein Strom der Kraft durchschoß die Frau, und es kam ihr vor, als würden die sechs Schädel immer weiter von ihr wegrücken, obwohl dies natürlich Unsinn war, denn sie blieben nach wie vor auf dem Bett stehen.
    Carmen Cavallo aber setzte sich in Bewegung. Sie wußte auch, was sie tun würde, und sie war jetzt sehr froh darüber, daß auch die Gästezimmer mit Telefonen ausgestattet worden waren. Man konnte, wie in einem Hotel, von Zimmer zu Zimmer telefonieren.
    Um John Sinclair zu erreichen, mußte sie die Nummer 230 wählen. Seinen Kollegen würde sie auf der Nummer 231 erreichen.
    Sie setzte sich in den schmalen Sessel und spürte unter sich den weichen Stoff. Noch für einen Moment blieb ihre Hand auf dem Hörer liegen, dann hatte sie sich wieder gefangen. Sie hob ab, und für einen Moment schwebte ihr Zeigefinger über der Tastatur. Sie sah auch, wie der Finger zitterte.
    Sie drückte die Zwei.
    Danach die Drei.
    Und dann hörte sie das fremde Geräusch.
    Das seltsam klingende Räuspern war direkt hinter ihr erklungen, als hätte jemand heimlich das Zimmer betreten.
    Carmen Cavallo behielt den Hörer in der Hand, als sie sich auf dem Sessel umdrehte.
    Wieder erwischte sie der Schock wie ein Tiefschlag.
    Im Zimmer stand tatsächlich jemand.
    Eine fremde Frau.
    Und Carmen wußte nicht, wie diese Person durch die geschlossene Tür hereingekommen war…
    ***
    Zwei Sekunden verstrichen in absoluter Stille, in der sie nur ihr eigenes Herz klopfen hörte. Dann rutschte ihr der Hörer aus der Hand und fiel zurück auf den Apparat, wo er in einer schrägen Haltung liegenblieb. Urplötzlich lagen ihr zahlreiche Fragen auf der Zunge, nur brachte sie es nicht fertig, auch nur eine davon zu stellen.
    Sie blieb einfach stumm.
    Die Fremde machte nicht den Eindruck einer Feindin. Sie stand nur einfach da und wartete. Dennoch strahlte sie etwas ab, was Carmen überhaupt nicht gefiel.
    Sie suchte nach einem Ausdruck, und ihr fiel der Begriff der kalten Feindschaft ein.
    Ja, so und nicht anders war es. Die fremde Person strahlte eine kalte Feindschaft ab, und Carmen spürte den eisigen Hauch über ihren Rücken gleiten.
    Sie bewegte ihren Mund und kaute, ohne daß sie etwas zwischen den Zähnen gehabt hätte. Der Speichel verwandelte sich in Sand, ihr Mund trocknete allmählich aus, und die fremde Frau sagte kein einziges Wort. Sie gab nicht eine Erklärung ab.
    Sie stand da und schaute.
    Allmählich hatte Carmen ihre Überraschung verdaut. Sie konzentrierte sich auf den Eindringling und mußte zugeben, daß die Person mit den rötlichen Haaren und den etwas katzenhaft wirkenden Gesichtszügen auch auf sie eine gewisse Faszination ausübte. Aber nicht das Gesicht beeindruckte Carmen so stark, es war viel mehr die Kleidung, über die sie sich wunderte.
    Die andere Person trüg einen langen Mantel, der glänzte, als wäre er aus schwarzer Seide hergestellt worden. Er reichte ihr bis zu den Knöcheln, war vorn leicht geöffnet, so daß Carmen auch einen Blick auf die Innenseite werfen konnte.
    Farblich stand sie im krassen Gegensatz zu dem äußeren Schwarz, denn innen schimmerte das Futter in einem satten Gelb. Carmen dachte wieder an die Begegnung mit dem Blutsauger, der sie im Garten hatte überfallen wollen. Auch er hatte einen langen Mantel getragen. Da die Fremde ebenfalls ein derartiges Kleidungsstück übergestreift hatte, kam ihr der Gedanke, daß die Frau und der Blutsauger zusammengehörten und so etwas wie ein Paar bildeten.
    Wenn das stimmte, war es für sie schwer, dies zu akzeptieren, aber es blieb ihr keine andere Wahl.
    Carmen holte einige Male tief Luft, bevor es ihr gelang, eine Frage zu stellen.
    »Wer… wer… sind Sie?«
    Die Frau lächelte. Erst jetzt fiel Carmen auf - sie wußte selbst nicht warum -, daß die Person kalte, grüne und auch erbarmungslose Augen hatte.
    Sie fröstelte.
    »Wer ich bin?« Eine Frage nur. Keine Melodik in den Worten. Sie hörten sich kalt und nüchtern an.
    Carmen überwand ihre aufkeimende Furcht, die sich in der Kehle festsetzen wollte. »Ja, das will
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