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0749 - Hort der Wölfe

0749 - Hort der Wölfe

Titel: 0749 - Hort der Wölfe
Autoren: Timothy Stahl
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Loiretal…
    An dieser Stelle unterbrach Robert Tendyke seine Geschichte, denn Zamorra musste in den Keller, um eine weitere Flasche Wein zu holen. Die erste hatten die beiden Freunde inzwischen geleert.
    Zamorra kam zurück, öffnete die neue Flasche, und während er Tendyke nachschenke, sagte er: »Deine Story ist ja ganz spannend, Rob. Aber bisher verstehe ich nicht ganz.«
    »Was verstehst du nicht?«, fragte Tendyke.
    »Was das ganze mit Fletcher Strongtree zu tun haben soll. Und woher du das alles weißt. Warst du damals dabei?«
    Zamorras Frage hätte einen Uneingeweihten zumindest erstaunt, aber der Parapsychologe wusste, dass Tendyke bereits seit 5.000 Jahren lebte. Nicht nur als Robert Tendyke, sondern unter mehreren Identitäten.
    Denn Robert Tendyke war der Sohn des Asmodis, des Ex-Fürsten der Hölle, und trug dementsprechend des Teufels dunkles Erbteil in sich. Er konnte dem Tod quasi ein Schnippchen schlagen, dank eines Geschenks seines ›Erzeugers‹, wie er seinen verhassten Vater nur nannte, und des Zauberers Merlin, der wiederum Asmodis’ Bruder und somit Tendykes Onkel war: Wenn es Robert Tendyke im Sterben schaffte, sich auf den Schlüssel und die Zauberworte zu konzentrieren, gelangte Tendyke zur Feeninsel Avalon, wo sein Körper regeneriert wurde, um dann wieder ins Leben entlassen zu werden.
    Genauer hatte er sich darüber jedoch nie ausgelassen, nur angedeutet, dass dieser Vorgang höchst schmerzhaft sei und er sein Leben deshalb nicht leichtsinnig aufs Spiel setze.
    Fest stand nur, dass Tendyke schon viele Male seinen eigenen Tod überlebt hatte, um danach in gleicher oder neuer Identität zurückzukehren. So hatte er schon die Namen Robert deNoir und deBlanc geführt, war als Robert deDigue und van Dyke sowie als Ron Dark aufgetreten…
    »Nein, bei den Ereignissen, die ich dir bisher erzählt habe, war ich nicht dabei«, gestand Robert Tendyke ein. »Ich habe gewisse… nun, Nachforschungen angestellt und dies alles in Erfahrung gebracht.«
    »Du hast die Geschichte also durch Hörensagen erfahren?«, hakte Zamorra nach.
    »Was ich dir bisher erzählt habe - ja, da kann man es wohl so ausdrücken.«
    »Dafür hast du aber sehr detailreich erzählt«, schmunzelte Zamorra. »Oder solltest du das eine oder andere hinzugefügt haben, um die Geschichte etwas auszuschmücken?«
    Tendyke grinste ihn an. »Willst du jetzt eine spannende Geschichte hören oder nicht?«
    »Nun ja…«, sagte Zamorra. »Ich frage mich nur, was das alles mit Fletcher Strongtree zu tun hat. Eigentlich wolltest du mir doch von dem erzählen, oder?«
    »Die Geschichte ist ja auch noch nicht zu Ende«, erklärte Tendyke, nahm einen weiteren Schluck Wein, um seine Lippen zu befeuchten, und fuhr fort: »Sie geht noch weiter. Und den Rest habe ich sozusagen aus erster Hand.«
    »Von Fletcher Strongtree?«, fragte Zamorra.
    Tendyke grinste hintergründig. »Nicht von Strongtree, obwohl der jetzt in meiner Geschichte eine nicht unwichtige Rolle spielt. Aber eigentlich ist sie die Geschichte eines Mannes namens Royce Bane…«
    ***
    Andernorts, etliche Zeit nach den Ereignissen in Ohio…
    »Dort oben wimmelt es von Wölfen!«, hatte ihm ein Bekannter, ein passionierter Jäger, vorgeschwärmt.
    »Dort oben«, das war ein dünnst besiedelter und dicht bewaldeter Landstrich inmitten der kanadischen Provinz British Columbia.
    Und ›dort oben‹ war Royce Bane nach langer Reise aus dem Süden der USA angelangt, vor einigen Tagen bereits, um die Worte seines Bekannten fast bestätigt zu finden.
    Fast deshalb, weil es nun doch nicht so war, dass man in dieser seenreichen Gegend zwischen den Coast und den Rocky Mountains den Wald vor lauter Wölfen nicht mehr sâh. Aber es gab unzweifelhaft viele Wölfe. Man konnte zumindest kaum einen Schritt tun, ohne auf ihre Spuren zu stoßen - wenn man sich denn auf das Lesen dieser Spuren verstand.
    Was Royce Bane tat, obgleich er weder Berufs- noch Hobbyjäger war. Er sah sich als Abenteurer und Weltenbummler. In dieser Eigenschaft griff er allerdings durchaus häufig zum Jagdgewehr oder anderen waidmännischen Mitteln. Jedoch weniger, um Trophäen zu sammeln und zu Hause an die Wand zu nageln, sondern in erster Linie um seinen Magen zu füllen. Er hielt sich oft in buchstäblich menschenleeren Ecken der Welt auf, inmitten der so genannten weißen Flecken auf der Landkarte, wochenlang mitunter, und dort war die einzige Möglichkeit der Nahrungsbeschaffung nun mal die Jagd.
    Wolfsfleisch
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