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0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick

0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick

Titel: 0742 - Der Junge mit dem Jenseitsblick
Autoren: Jason Dark
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die Polizei. Auch die deutsche. Man steht vor einem Rätsel. Man kommt damit nicht zurecht. Es sind zu viele Fragen offen.«
    »Das denk ich mir.« Franca räusperte sich, holte durch die Nase Luft und fuhr dann fort: »Von ihm hat man keine Spur entdeckt, nehme ich an.«
    »Stimmt genau.«
    »Aber er war im Zug?«
    »Ja. In Begleitung.«
    »Weiß man, wo die beiden ausgestiegen sind?«
    »Man ist sich nicht sicher. Die Behörden gehen von Freiburg oder Karlsruhe aus.«
    »Ich tippe eher auf Freiburg, die Stadt liegt näher an der Grenze zur Schweiz.«
    »Meinen wir auch. Hör zu, Herz-As. Wenn alles so eingetroffen ist, wie wir annehmen, müßte dieses Paar schon im Hotel sein oder zumindest bald erscheinen.«
    »Das stimmt.«
    »Du wirst uns Bescheid geben?«
    »Das versteht sich.«
    »Von wo aus rufst du an?«
    »Aus meinem Zimmer.«
    Der andere hatte Bedenken. »Ist das nicht gefährlich? Hast du keine Angst, daß die Leitungen überwacht werden? Schließlich ist das Haus so etwas wie eine Zentrale. Keiner von uns weiß, wer von den Gästen zu ihnen gehört.«
    »Doch, ich!«
    »Wieso das?«
    »Einer bestimmt nicht. John Sinclair!« Der Kontaktmann schwieg. Er war sprachlos geworden, was Franca bei ihm noch nicht erlebt hatte. »Sprichst du von John Sinclair, dem Geisterjäger?«
    »Genau.«
    »Hast du schon Kontakt mit ihm aufgenommen?«
    »Einen ersten, wenn auch leichten. Es ist nicht einfach gewesen. Er befindet sich in weiblicher Begleitung. Und jetzt kommt etwas, das ich nicht verstehe. Ich habe ihn ja gesehen, und er hat sich so benommen, als wäre er völlig ahnungslos. Wenn dem nicht so ist, dann lobe ich ihn für seine gute Schauspielerei.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Es ist aber so. Sinclair benimmt sich wie ein normaler Tourist. Allerdings habe ich ihm eine Warnung zukommen lassen, und ich werde auch so schnell wie möglich mit ihm reden.«
    »Willst du ihn einweihen?«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Moment mal, bleib dran«, sagte der Mann.
    Franca wartete. Sie war nervös, zündete sich eine Zigarette an und starrte gegen die Wand mit der schwach gemusterten Tapete. Wenig später meldete sich der Mann wieder.
    »Franca, es stimmt. Sinclair hat einen Urlaub gebucht. Er ist nur gekommen, um sich zu erholen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Unsere Quellen sind die besten.«
    »Hast du oft gesagt, weiß ich auch. Aber es will nicht in meinen Kopf hinein. Wer begibt sich denn in die Höhle des Löwen, um Urlaub zu machen, wenn er dabei Gefahr läuft, von den Krallen zerfetzt zu werden. Ich kann es nicht glauben und habe eher das Gefühl, als würde hier etwas ganz anderes ablaufen, das auch unmittelbar etwas mit dem Geisterjäger zu tun hat. Verstehst du?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.« Der Mann lachte nicht einmal. Er warnte Franca noch, vorsichtig zu sein und sich wieder zu melden. »Wenn möglich, von einem neutralen Apparat, bitte.«
    »Mal sehen, was sich machen läßt.«, Sie legte auf und drückte auch ihre Zigarette aus. Franca Simonis stand auf. Zum erstenmal spürte sie den eisigen Hauch des Todes, als würde der Gruß aus dem Jenseits durch ihr Zimmer streifen und sie berühren.
    Der Kollege, der Freund, war tot. Sie hatten ihn also erwischt. Es war vorauszusehen gewesen, aber man hoffte ja immer, daß es gutging. Vielleicht war auch einer zuwenig gewesen. Er hatte die Aufgabe gehabt, zu töten, für eine gerechte Sache zu töten, darauf kam es an. Der Junge mußte aus dem Weg geschafft werden. Wenn er sich entwickelte, wurde er zu einer Gefahr für die Menschheit. Er hatte Großes vor, er wollte, gemeinsam mit seinen schon zahlreich gewordenen Anhängern, der Welt seinen Stempel aufdrücken. Das mußte auf jeden Fall verhindert werden, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.
    Auf der ersten Etappe jedoch hatten sie bereits eine Niederlage erlitten, ein sehr schlechtes Zeichen.
    Franca Simonis fühlte sich klein und mickrig, als sie auf das Fenster zuschritt. Sie bewohnte eines der teuren Südzimmer, und ihr Blick fiel auf die prächtige Kette der Berge, an denen so viele Menschen Gefallen fanden.
    Auch sie mochte die Berge, doch heute kamen sie ihr trotz der weißen Schneepracht drohend vor.
    Sie hatte das Gefühl, als lägen Schatten über den gewaltigen Massiven, und auch der Schnee hatte sich ihrer Meinung nach in ein Leichentuch verändert.
    Der Tod lauerte…
    Eines gab ihr allerdings Hoffnung.
    Nie hätte sie damit gerechnet, John Sinclair, den Geisterjäger, hier zu
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