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0741 - Im Haus der Ghouls

0741 - Im Haus der Ghouls

Titel: 0741 - Im Haus der Ghouls
Autoren: Jason Dark
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und auch keine Schärfe in die Verhandlungen bringen.
    Der Stuhl hatte eine Rückenlehne aus Korbgeflecht. Er war alt, ziemlich schwer und noch zusammengeleimt.
    »Bitte, Mr. Young, drehen Sie den Stuhl so, daß ich Sie sehen kann.«
    »Warum?«
    Agatha Sarrazin hob die Schultern. »Es ist eine Marotte von mir. Meine Eltern haben es mir eingeprägt.«
    »Wie Sie wollen.« Er rückte den Stuhl herum und ärgerte sich über sich selbst, weil er genau das tat, was diese andere Person von ihm wollte. Sonst war es immer umgekehrt.
    Die Tasche lag auf seinen Knien. Er brauchte sie nur zu öffnen, um die Unterlagen hervorzuholen.
    Als er das tat, stellte er fest, daß seine Hände zitterten. Wieder ärgerte er sich über sich selbst und fragte sich, weshalb dies geschehen konnte.
    Young warf einen Blick auf das Fenster. Ein Vorhang war zur Hälfte davorgezogen worden. Er konnte nicht nach draußen schauen, dafür die Frau. Ihr Blick fiel durch den freien Spalt.
    Er holte die Unterlagen hervor, legte sie auf die Tasche. In seinem Büro hatte er die Papiere bereits so geordnet, daß die wichtigen obenauf lagen, so brauchte die Mieterin nur dort zu unterschreiben, wo er die Kreuze mit Bleistift hingemalt hatte.
    Agatha Sarrazin beobachtete den Mann. Das wiederum machte Simon F. Young nervös. Er mochte den stechenden Blick nicht. Darin las er keine Angst, keine Verlegenheit, sondern Spott und eine gewisse Überheblichkeit, daß sie hier das Sagen hatte.
    »Sie sind gut vorbereitet, Mr. Young.«
    »Das stimmt.«
    »Was muß ich tun?«
    Young lächelte innerlich. Hervorragend, diese Frage. Sie zeigte ihm, daß doch alles glatt verlaufen würde. »Ich habe die Stellen bereits markiert. Sie brauchen nur zu unterschreiben. Die Wohnung läuft ja auf Ihren Namen, nicht wahr?«
    »Das ist korrekt.«
    Er lächelte. »Dann brauche ich nicht einmal die Unterschrift Ihrer Schwester. Sie werden sehen, in knapp einer Minute kann ich Sie wieder verlassen, Mrs. Sarrazin.«
    »Das glaube ich kaum.«
    Young war irritiert. »Wie meinen Sie?«
    »Schon gut.«
    »Ja, ja…«
    »Wo sind die Unterlagen?« Verdammt, weshalb bin ich denn so nervös? schoß es ihm durch den Kopf. Es gibt keinen Grund, denn es läuft alles wie am Schnürchen und wunderbar.
    Er schaute auf die Frau.
    Sie hockte in ihrem Sessel wie eine Königin und sah ihm zu. Die Lippen zeigten ein Lächeln, das wie eingefroren wirkte. Nur spiegelte es sich nicht in ihren Augen wider. Die sahen anders aus, ganz anders. Überhaupt nicht freundlich, eher wie kleine Steine, über die ein paar Tropfen Wasser flossen.
    »Haben Sie etwas zu schreiben, Mr. Young?«
    »Natürlich.« Nervös griff er in die Innentasche, um den Füllfederhalter hervorzuholen. Er schraubte ihn auf, blickte dabei auf die Papiere, weil er sich einfach nicht traute, auf die Frau zu sehen. Sie wirkte wie eine kalte Göttin, und er hatte mittlerweile das Gefühl, als wäre sie es, die ihn beherrschte.
    Das hatte er kaum erlebt…
    Er stand auf.
    Die Tasche rutschte dabei von seinen Knien. Er ließ sie auf dem Boden liegen.
    »Nervös?« fragte Agatha, weil Young mit den Papieren raschelte.
    »Nein, eigentlich nicht, Mrs. Sarrazin. Ich werde…« Er hatte sich aufrecht hingestellt, weil er auf die Mieterin zugehen wollte, aber das blieb beim Vorsatz.
    Etwas störte ihn.
    Da war ein Geruch…
    Young schluckte. Er saugte ihn ein, er drang durch seine Nase, er spürte ihn im Hals, wo er sich ausbreitete wie ein stinkendes Netz und in Richtung Magen rann.
    »Was ist denn?«
    Simon F. Young wollte zunächst keine Antwort geben, weil er sich lächerlich vorkam, doch die Frau ließ nicht locker und wiederholte ihre Frage noch zweimal.
    Der Spekulant nickte. »Riechen Sie es nicht auch, Mrs. Sarrazin?«
    »Was sollte ich riechen?«
    »Diesen Gestank. Dieses widerliche Zeug, das… das…«, er schaute sich um, »das mich gefesselt hält«, brachte er stotternd hervor. »So etwas habe ich noch nicht erlebt. Woher kommt der Geruch, Mrs. Sarrazin?«
    Agatha tat harmlos. »Was meinen Sie denn?«
    Young zuckte zusammen. »Sagen Sie nur, Sie riechen das nicht. Das nehme ich Ihnen nicht ab.«
    »Riechen?«
    Er drückte seinen Kopf vor, ›schnüffelte‹ und überlegte dabei. »Wissen Sie, wonach das hier stinkt?« hauchte er. »Wissen Sie es nicht, Mrs. Sarrazin?«
    »Nein.«
    »Nach Verwesung, nach altem Abfall, nach…«
    »Moder?«
    Agatha hatte das Wort ausgesprochen und damit auch den Kern des Problems getroffen. Young starrte
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