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0732 - Monsterklauen

0732 - Monsterklauen

Titel: 0732 - Monsterklauen
Autoren: W.K. Giesa
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Hochhauswohnung.
    ***
    Der Hunger erwies sich mehr und mehr als unstillbar, aber neben ihm wuchs auch Wut. Darüber, dass es Wesenheiten gab, die sich den Hungrigen entgegenstellten.
    Sie kämpften mit Kälte.
    Das war böse, denn Kälte verstärkt Hunger.
    Auch den Hunger nach Lebenskraft.
    Das Feindbild wurde stärker. Die anderen waren nun nicht mehr nur Beute, sondern auch Feind.
    Das Hungrige war durch die Kälte schwach geworden, so schwach, dass es erkannte, selbst keine wirkliche Einheit zu sein, sondern aus vielen Einzelnen zu bestehen. Doch diese Erkenntnis war nicht schädlich, sie zerstörte oder veränderte nichts, sie bestärkte nur.
    Viele Einzelne wurden zu einem Gesamten und dadurch stark.
    Aber auch der Hunger, die Gier -nach Lebenskraft, nach Energie -wurde dadurch stark.
    Die Kälte nahm Handlungsmöglichkeiten. Aber sie würde nicht ewig währen.
    Und dann schlug die Stunde derer, die sich aus Einzelnen zum Gesamten formten.
    ***
    Der Gleiter schwebte über den gefrosteten Baummonstern. Zamorra hatte die Seitentür wieder geöffnet und sah direkt hinaus. Die Fensterscheiben waren eher nach oben gerichtet, und der Tele-Optik vertraute er in diesem Fall weniger als dem eigenen Augenschein. Er spürte die Wärme und die Vibration seines Amuletts, das ihn auf die negative Magie hinwies.
    Aber wie war sie entstanden?
    Das Meegh-Phänomen von damals gab es nicht mehr.
    Gevatter Tod war kein Dämon.
    Julian auch nicht, obgleich Reek Norr nach YeCairns Bemerkung äußerst misstrauisch und ablehnende gegenüber dem Träumer war. Und Reek Norr selbst war der Letzte, dem Schwarze Magie zuzutrauen war.
    Selbst die Magie der Priester der Kälte war nicht wirklich schwarz, auch wenn sie oft genug Dinge bewirkte, die ein normaler Mensch -bzw. ein normaler Sauroide - als negativ einstufen musste.
    Hier, bei der Mutation der Lebensbäume, war Schwarze Magie im Spiel. War das Böse aktiv.
    Aber wie und warum?
    Dem Bericht der drei Beteiligten nach konnte nichts Dunkles im Spiel gewesen sein. Nicht einmal vom gedanklichen Ansatz her, denn alle drei hatten die Erweckung der Lebensbäume nur positiv und uneigennützig gesehen und vorangetrieben. Wie also kam diese negative Veränderung zu Stande?
    Zamorra überlegte. Befanden sich tatsächlich Druidenseelen in den mutierten Bäumen, waren sie tatsächlich zu Monstern geworden?
    Damals - ja.
    Hatten die Druidenseelen da Schaden genommen, den niemand registrierte? Und pflanzte dieser Schaden sich jetzt fort?
    Zu viele Variablen, zu viele Unwägbarkeiten, zu viel Ungewisses!
    Fakten? Nur Fragen und Vermutungen.
    Aber wie sollte man etwas tun, solange man im Dunkeln tappte? Solange es keine Anhaltspunkte gab? Nichts, woran man sich orientieren konnte?
    Wenn jemand zwei dünne Bissmale in der Nähe der Halsschlagader aufwies, war die Sache klar: Ein Vampir trieb sein Unwesen. Dann waren die Zeichen klar.
    Aber hier war überhaupt nichts klar. Alles war möglich, oder auch nichts.
    »Ich brauche einen der Bäume«, sagte Zamorra schließlich. »Ich muss ihn untersuchen. Und - ich brauche noch etwas anderes.« Er wandte sich Julian Peters zu. »Du weißt, was ich meine.«
    Die Augen des Träumers wurden schmal. Er nickte langsam.
    Zamorra war von Shadongooro hierher geträumt worden. Er konnte aktiv sein, aber er hatte dennoch nur eine Art Scheinkörper.
    Zamorra wollte, dass Julian ihm eine offizielle Passage gewährte, sodass Zamorra richtig zum Silbermond gelangte, und nicht nur als ein Traum, der in den Traum eines anderen eindrang.
    »Ich hole dich«, versprach Julian. »Du wirst den Weg offen finden. Konzentriere dich darauf, hierher zu gelangen, und du wirst auch hierher kommen.«
    »Nur jetzt, oder auch künftig?«, fragte Zamorra rasch nach.
    Julian lächelte dünn.
    »Jetzt unbedingt«, sagte er. »Künftig - ich weiß es nicht. Ich kann dir nichts versprechen. Ich weiß selbst noch nicht, was wird und wie sich alles entwickelt. Ich…«
    »Ich verstehe«, sagte Zamorra. »Wirklich.«
    Für einen Moment sah es so aus, als wolle Julian etwas entgegnen, als glaube er Zamorra nicht. Aber dann nickte er.
    Zamorra verstand ihn wirklich, und Julian rechnete es ihm an, dass der Meister des Übersinnlichen nichts weiter dazu äußerte.
    In Julian Peters fand eine Entwicklung statt. Und sie schien eher ein Rückschritt zu sein denn ein Fortschritt. Je älter er wurde, desto schwächer wurde seine Traummagie. Was er früher schuf, konnte er heute nur noch unter
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